Finanzskandal im Vatikan: Hauptsache, fromm
Hunderte Millionen Euro sind anstatt für karitative Zwecke für den Kauf teurer Immobilien verwendet worden. Nun heißt es prüfen und aufklären.
M an muss nicht lange drum herumreden, und auch Papst Franziskus tut es nicht: Es ist ein Skandal, was nun wieder aus dem Vatikan dringt. Mit Mitteln des „Peterspfennigs“, eigentlich gedacht für die Armenhilfe, haben Mitarbeiter der Kurie in London eine Luxusimmobilie gekauft. Auch Korruption war nach den Aussagen des Papstes im Spiel. Man kennt das schon aus der Zentrale der Weltkirche: Wenn es um das große Geld geht, wird getrickst – und manch einer der geistlichen Herren hält die Hand auf.
Damit setzt sich auch unter Franziskus fort, was leider seit Jahrzehnten eine unselige Tradition in der Kurie hat: Es wird beim Geld so gemauschelt, dass man durchaus von mafiösen Strukturen sprechen kann. Franziskus ist vor bald sieben Jahren angetreten, auch um in Finanzfragen im Vatikan aufzuräumen. Wie man von dort hört, geht es voran – leider jedoch sehr langsam. Schlechte Mentalitäten lassen sich eben nur langsam ändern, und lange Zeit gerierte man sich im Vatikan wie in einem Selbstbedienungsladen: Hauptsache, konservativ und marienfromm, dann durften viele fast alles, auch in Pomp leben.
Nun aber muss Schluss damit sein. Eine Kirche der Armen, wie sie Franziskus vorschwebt, verträgt sich nicht mit einem Laisser-faire in finanziellen Angelegenheiten. Die Kirche selbst muss arm oder doch zumindest bescheiden sein, sonst verliert sie jegliche Glaubwürdigkeit. Das bedeutet nicht, dass man Geld, auch für die Armenhilfe, nicht anlegen soll.
Jesus tadelt in dem Gleichnis von den anvertrauten Talenten den Menschen, der seine Talente bloß vergräbt, statt mit ihnen einen Gewinn zu erwirtschaften. Aber es geht um die Form der Investition: Das Geld muss angemessen angelegt werden, und ohne dass dabei etwas in die Taschen Unbefugter abfällt. Genau so ordnete Franziskus den Skandal in seiner Reaktion ein. Wo viel Geld ist, wird es immer Menschen geben, die der Versuchung erliegen, einen Teil davon für sich zu behalten.
Dann muss geprüft und gegebenenfalls bestraft werden. Dass nun dieser Skandal aufgeflogen ist, ist in dieser Hinsicht eher ein gutes Zeichen.
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