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Finanzskandal im VatikanHauptsache, fromm

Kommentar von Philipp Gessler

Hunderte Millionen Euro sind anstatt für karitative Zwecke für den Kauf teurer Immobilien verwendet worden. Nun heißt es prüfen und aufklären.

Der Papst spricht sogar von Korruption Foto: Thomas Imo/Photothek/imago images

M an muss nicht lange drum herumreden, und auch Papst Franziskus tut es nicht: Es ist ein Skandal, was nun wieder aus dem Vatikan dringt. Mit Mitteln des „Peterspfennigs“, eigentlich gedacht für die Armenhilfe, haben Mitarbeiter der Kurie in London eine Luxusimmobilie gekauft. Auch Korruption war nach den Aussagen des Papstes im Spiel. Man kennt das schon aus der Zentrale der Weltkirche: Wenn es um das große Geld geht, wird getrickst – und manch einer der geistlichen Herren hält die Hand auf.

Damit setzt sich auch unter Franziskus fort, was leider seit Jahrzehnten eine unselige Tradition in der Kurie hat: Es wird beim Geld so gemauschelt, dass man durchaus von mafiösen Strukturen sprechen kann. Franziskus ist vor bald sieben Jahren angetreten, auch um in Finanzfragen im Vatikan aufzuräumen. Wie man von dort hört, geht es voran – leider jedoch sehr langsam. Schlechte Mentalitäten lassen sich eben nur langsam ändern, und lange Zeit gerierte man sich im Vatikan wie in einem Selbstbedienungsladen: Hauptsache, konservativ und marienfromm, dann durften viele fast alles, auch in Pomp leben.

Nun aber muss Schluss damit sein. Eine Kirche der Armen, wie sie Franziskus vorschwebt, verträgt sich nicht mit einem Laisser-faire in finanziellen Angelegenheiten. Die Kirche selbst muss arm oder doch zumindest bescheiden sein, sonst verliert sie jegliche Glaubwürdigkeit. Das bedeutet nicht, dass man Geld, auch für die Armenhilfe, nicht anlegen soll.

Jesus tadelt in dem Gleichnis von den anvertrauten Talenten den Menschen, der seine Talente bloß vergräbt, statt mit ihnen einen Gewinn zu erwirtschaften. Aber es geht um die Form der Investition: Das Geld muss angemessen angelegt werden, und ohne dass dabei etwas in die Taschen Unbefugter abfällt. Genau so ordnete Franziskus den Skandal in seiner Reaktion ein. Wo viel Geld ist, wird es immer Menschen geben, die der Versuchung erliegen, einen Teil davon für sich zu behalten.

Dann muss geprüft und gegebenenfalls bestraft werden. Dass nun dieser Skandal aufgeflogen ist, ist in dieser Hinsicht eher ein gutes Zeichen.

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20 Kommentare

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  • Fast scheints, als habe die TAZ ihren (teilweise abhanden gekommenen) Glauben an die Heilige Römische Kirche wiedergefunden...

    Der Papst als "frischer Geist"? Arme Kirche? Kirche für die Armen?

    Schön, der Artikel hat meinen Tag gerettet, denn ich konnte mal wieder so richtig laut lachen.

    Leider vergeht das Lachen so schnell, wie es kam, wenn ich an die unzähligen Opfer dieser "von einem frischen Geist durchwehten" Kirche denke, die seit Jahrzehnten um ein Schmerzensgeld für ihr durch sexuell gewalttätige Pfaffen verpfuschtes Leben kämpfen.

  • taz: "Wo viel Geld ist, wird es immer Menschen geben, die der Versuchung erliegen, einen Teil davon für sich zu behalten."

    Als Naturwissenschaftler und Ingenieur ist mir dieses religiöse Getue um einen anthropomorphen Gott fremd, trotzdem bin ich ein großer Fan von Papst Franziskus, obwohl er natürlich auch nicht in allen seinen Ansichten "unfehlbar" ist. Dass er sich aber für arme Menschen einsetzt und dem Kapitalisten einheizt ist sehr erfrischend. Papst Franziskus: „Wo es keine Arbeit gibt, fehlt die Würde! Und das sei nicht nur das Problem einiger Länder Europas, sondern es ist die Folge einer globalen Entscheidung, eines ökonomischen Systems, das zu dieser Tragödie führt; ein Wirtschaftssystem, in dessen Zentrum ein Götze steht, der Geld heißt.“ [Quelle: Radio Vatikan – 23.04.2014]

    Wenn man jetzt noch diese Leute aus der Kirche bekommt, die sich nur frech bereichern - auch an den Armen - dann hätte das Wort "Christentum" nach Jahrhunderten endlich wieder einen wohlklingenden Namen.

    Vielleicht begreift der Bürger ja auch endlich mal, dass das "C" in CDU/CSU nichts mit "christlich" zu tun hat. Auf die meisten CDU/CSU Politiker passt nämlich der Bibelspruch in Matthäus 23,4.

    Matthäus 23,4: "Sie schnüren schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, wollen selber aber keinen Finger rühren, um die Lasten zu tragen."

    Was würde Papst Franziskus eigentlich über "christliche" CDU/CSU-und "soziale" SPD Politiker sagen, die sich nicht scheuen, öffentlich so einen "christlichen" Satz wie "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" zu sagen?

    • @Ricky-13:

      Schonn - Aficionado -

      Aber wir bleiben uns einig - Gelle.



      “Der Glaube ist für die Kirche reserviert



      & - by Volkers Bauern 👄 -



      Versetzt keinen Misthaufen.“

      kurz - Doon issen Ding.



      Snakken kaant wi all.

      • @Lowandorder:

        Von mir aus können Menschen glauben an was sie wollen, solange sie mit ihrem "Glauben" nicht andere Menschen bedrohen, ist mir das total egal, an was der Mensch glaubt. Warum man aber unbedingt 'Betbrüder in Frauenkleidern' reich machen muss, das erschließt sich mir immer noch nicht. Damit sind aber nicht nur die Christenvereine gemeint, sondern alle "religiösen Vereine", die den Menschen etwas von einem Gott erzählen, der täglich angebetet werden möchte.

        taz: "Eine Kirche der Armen, wie sie Franziskus vorschwebt, verträgt sich nicht mit einem Laisser-faire in finanziellen Angelegenheiten. Die Kirche selbst muss arm oder doch zumindest bescheiden sein, sonst verliert sie jegliche Glaubwürdigkeit."

        Die Kirche muss auch endlich mal sozial und menschlich werden und sich an ihre eigenen Texte erinnern: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ Papst Franziskus ist ja schon auf dem richtigen Weg ein echter Christ zu werden. Jetzt muss man nur noch den Mitarbeitern der Kurie begreiflich machen, dass die Kirche kein Selbstbedienungsladen ist und sie in erster Linie für die Armen da sind und nicht für die reichen Pfeffersäcke, die auch noch die Armen ausbeuten.

  • "Das bedeutet nicht, dass man Geld, auch für die Armenhilfe, nicht anlegen soll."



    Das GESPENDETE Geld muss zu den Armen, sofort – nicht durch Finanz- und Zinsenspekulation erst nach der nächsten Finanzkrise, und dann nur noch die Hälfte davon.



    Und



    "Jesus tadelt in dem Gleichnis von den anvertrauten Talenten den Menschen, der seine Talente bloß vergräbt, statt mit ihnen einen Gewinn zu erwirtschaften."



    Soso, Jesus, der Zinsnehmer ausm Tempel vertrieben hat, fordert Gewinn zu erwirtschaften. Vielleicht, wenn's um eigenes Geld geht…



    Das glaube ich so nicht (obwohl oder gerade weil ich nicht gottgläubig bin). Das ist eine Wortwahl und eine dementsprechende Bezugnahme auf das heutige Geldsystem.



    Jesus hat m. E. sicher nicht gemeint, gespendetes Geld vor der Armenhilfe erst noch auf Kosten anderer Armer (wie heute mit Zins- und Zinseszins) wie auch immer zu vermehren.



    Und …



    Hätte es damals noch eines zusätzlichen Grundes bedurft, mich davon zu überzeugen, dass es keinen Gott gibt, keinen geben kann, hätte mein Besuch im Vatikanmuseum und im Petersdom im Rahmen unserer Abiturfahrt dafür ausreichende und nicht mehr anzweiflungsfähige Beweise|Gründe geliefert.



    Mein Gottglaube war vier Jahre vorher schon der Vernunft gewichen.



    Dort steht unaussprechlich großer Reichtum einfach so rum – den Armen helfen …



    So weit ich informiert bin, hat(te) Jesus mit Reichtum so gar nichts am Hut… mal ganz davon ab, dass es ohne Gott schlicht keinen Grund gibt, solche Reichtümer (angeblich zu seiner Verehrung) anzuhäufen. Schande – seit Jahrhunderten – über die Katholische Kirche!



    Sa…haufen elendiger.



    Besonders, wenn in die Rechnung der Umstand aufgenommen wird, dass viele angeblich kirchliche Taten und kirchliche Sozialarbeit letztendlich doch (mind. teilweise) staatlich finanziert sind. Oder die Unglaublichkeit, dass der Staat für die auch noch die Kröten (Kirchensteuer) einsammelt! Armselig diese "Vereinigung".



    Über die evangelische Kirche weiß ich in diesem Zusammenhang zu wenig…

  • Ich habe mich mal auf der Seite des Vatikan schlau gemacht, was das für ein Brauch ist.

    "Peterspfennig nennt man die wirtschaftlichen Zuwendungen, welche die Gläubigen zum Zeichen ihrer Verbundenheit mit den vielfältigen Aufgaben des Nachfolgers. Petri leisten, um dessen Sorge um die Erfordernisse der universalen Kirche und um den Liebesdienst an den Bedürftigen zu unterstützen."

    www.vatican.va/rom...ments/index_ge.htm

    "Helfen wir dem Heiligen Vater helfen!

    Deine Hilfe, so gering sie auch sein mag, ist wichtig."

    www.vatican.va/rom...nts/actual_ge.html

    Des weiteren werden, dann auf der italienischen Seite 2 Projekte vorgestellt.

    Mir kommt das so vor, als werde der Peterspfennig eben für solche Projekte genutzt, für nichts anderes.

    Wie gut das der Vatikan nicht Teil des Europäischen Wirtschaftsraums ist, sonst wäre das auch noch falsche Mittelverwendung einer zweckgebundenen Spende gewesen. Dann wäre allen Spendern die Steuererklärung um die Ohren geflogen, die das als Spende abgesetzt haben...

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Vati-kaan:



    Wo 'Peterpfennig' und 'Peter-Prinzip' sich die Hände reichen.

    Was soll da bitteschön "prüfen und aufklären" helfen? Das Übel an der Wurzel ausrotten. Enteignen. Und den Armen geben.

    Hieß es nicht mal, der Papst ginge dorthin, wo Not und Elend am Größten seien? Er sollte am Besten im Petersdom und den angrenzenden Petereien bleiben.

    Mafiöse Strukturen, lieber Herr Gessler, ist arg euphemistisch: die CasaNostra kann hier noch Dinge lernen.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      "Und den Armen geben."

      Sie meinen so wie sich die Frankfurter AWO um die Armen kümmert?

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Sven Günther:

        Hier lasse ich mich gerne von Ihnen anknipsen.

        Genau so meinte ich das NICHT!

        Die AWO Frankfurt ist für mich mit ihren Eskapaden und Schweinereien die Karikatur eines Sozialverbandes.

        Die Armseligkeit von Herrn Feldmanns gestrigem BILD-Auswurf beschweige ich lieber. Das ist für meinen Blutdruck besser. Ich habe früher gerne mit der soz.wiss. Methode 'Inhaltsanalyse' gearbeitet. Bei solchem Geblubber ist es schon eine Kunst, überhaupt Inhalt zu entdecken.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Sie sind da etwas zu traditionell, nur weil man in der SPD oder der AWO ist, muss man es nicht wie Robin Hood machen, nimm von den Reichen und gib es den Armen, das ist jetzt eher wie Jack Sparrow, nimm was du kriegen kannst und gib nichts mehr zurück.

          Aber bevor Ihr Blutdruck zu sehr steigt, höre ich lieber auf.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Sven Günther:

            Ich bekenne: zu Jack Sparrow muss ich mich erst einmal (wieder?) kundig machen.

            Ich denke vielleicht an einigen Stellen traditionell. Mein Idol ist jedoch Highlander (Es kann nur einen geben). Damit habe ich mir zugleich die Einsamkeit zu meinem Freund erkoren. Anders als Robin Hood. ;-)

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @76530 (Profil gelöscht):

      O!!!

      Ehe die ersten - zu Recht - erzürnten Reaktionen von Pizzerien des von mir benutzten Namens kommen:

      Asche über mein schütteres Haupt! Gemeint ist hier natürlich die ehrwürdige Cosa Nostra.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Aber Hängen unter ner Tiberbrücke - ist durchaus noch ausbaufähig.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          Mir fiel auch nur die Seufzerbrücke ein ... und die war - wie der Name schon sagt - nicht zum Hängen da.

          Danke an unseren Mitstreiter für die angelsächsische Nachhilfe. Ging es da nicht um einen Banker???

          Sprachartisten in der Kuppel (;-): ratlos.

        • @Lowandorder:

          Ich glaube Sie irren sich, Blackfriars Bridge / London dürfte eher der Ort sein auf den Sie anspielen wollten.

          • @Sven Günther:

            …anschließe mich. Kompaß out of order

            unterm—aber die Wege des Herrn…🥳

            • @Lowandorder:

              Bei der inzwischen relativ beachtlichen Anzahl an, unter merkwürdigen Umständen Verstorbenen aus dem Umkreis dieser Institution, die Sekretärin des Herrn ist ja in Mailand am Tag des Leichenfundes aus dem Fenster gestürzt, kann man da ja mal etwas verwechseln...

              • @Sven Günther:

                Schonn & die alten Herren sind auch nicht mehr - wat wiss maaken



                Sooo - flink op dei ol Patten



                & da fänd sich doch leichter 'n Haken



                Inunter de Tiber Brücken ehrn Schatten.

  • Danke fürs Fotto.

    “Nee - miin Mütz is ook nich.“ -

    Befand einst der meckelnbörger Schäper - als er in der letzten Reihe zu sitten kam & des Klingelbeutels ansichtig wurde & dazu wie de arm Lüd um ihn herum - den Kopf schüttelte.

    (ps - auf meckelnbörger Platt oder gar Missingsch viel schöner - aber will hier mal nich überfordern - vor allem die katolsch Gläubischen nich - die ja seltener des Plattdütschen mächtig sünn. Liggers.;)

  • "Das bedeutet nicht, dass man Geld, auch für die Armenhilfe, nicht anlegen soll."

    Kapier ich nicht. Gibt es zu wenig Arme auf der Welt, als dass man das Geld, das die Gläubigen für sie spenden ihnen zugute kommen lassen kann?