Filmstart „Solo: A Star Wars Story“: Freundlich klaut am besten
Der Seitenarm der Star-Wars-Saga zeigt einen jungen Han Solo auf Beutezug. Eine überraschende Facette fügt er dem Star-Wars-Kosmos nicht hinzu.
Warum heißt Han Solo eigentlich Han Solo? Diese Frage beantwortet „Solo: A Star Wars Story“, nach „Rogue One: A Star Wars Story“ von 2016 der zweite Seitenarm der Star-Wars-Saga, gleich zu Beginn. In „Solo“ versucht der junge Han, gegeben vom ebenfalls jungen Alden Ehrenreich, sein Glück als Flieger der Imperialen Truppen, um einem grauen Klumpen von Planet namens Corellia zu entkommen.
„Solo“, unter der Regie von Ron Howard vollendet, setzt in seiner Handlung ein paar Jahre vor Beginn des historisch ersten „Star Wars“-Film von 1977 ein. Man erfährt, wie Han Solo das Fliegen lernt, wie er an sein Hauptfortbewegungsmittel, den Millennium Falcon, gelangt, und dass er schon als Jugendlicher eine karriereförderliche Gerissenheit an den Tag legt.
Von seinen eigenen Fähigkeiten als Pilot ist er so demonstrativ überzeugt, dass man sich fragt, ob dieser Han womöglich etwas kompensieren muss. Und warum sich Berufsdiebe wie der väterlich-verschlagene Beckett (sichere Bank: Woody Harrelson) ausgerechnet dieses gutaussehenden Gernegroß annehmen, um Verstärkung bei ihrer Beschaffungskriminalität zu haben.
In „Solo“ wird denn auch vor allem geklaut. Erst einmal klassisch als Zugraub, mit einer technisch avancierten und optisch aufgemotzten Güterbahn, versteht sich. Später folgt eine Minenplünderung. Beides Inszenierungsideen, die einen deutlich anderen Akzent setzen, als es sich für die Hauptteile der Saga gehört, die andererseits jedoch nicht übermäßig originell geraten sind.
Mudwrestling mit Chewbacca
Zu den definitiv gelungenen Momenten zählt die erste Begegnung Han Solos mit seinem späteren besten Kumpel, dem fellbewehrten Wookiee Chewbacca. Die zwei lernen sich nämlich nicht auf freundschaftlichem Wege kennen, sondern kriegen sich anfangs kräftig in die Wolle, in einer von trübem Matsch dominierten Mudwrestlingeinlage. Auch ganz in Ordnung ist die Figur der Androidin L3-37 (Phoebe Waller-Bridge), die in querulatorischer Manier für gleiche Rechte für Roboter eintritt.
„Solo: A Star Wars Story“. Regie: Ron Howard. Mit Alden Ehrenreich, Woody Harrelson u. a. USA 2018, 135 Min.
Eines der größten Probleme von „Solo“ ist, dass sein Held so stark von der wettergegerbten Erscheinung Harrison Fords geprägt ist – und die Rolle umgekehrt Fords größter Erfolg –, dass man sich kaum ein anderes Gesicht zu diesem Namen denken mag. Und das Gesicht von Alden Ehrenreich ist zwar durchaus ansehnlich, doch von der wilden Entschlossenheit und altbacken maskulinen Stinkstiefeligkeit Fords hat dieser juvenile Han so wenig, dass man sich fragt, ob nachträglich Korrekturen am Image Solos angebracht werden sollen.
Für die Filmmusik durfte John Powell die bekannten Motive von John Williams neu ineinander montieren, was auf der Tonspur für produktliniengemäße Kontinuität sorgt. Zugleich setzt dies den Grundton, der nach dem Film bleibt: In angenehmer Weise wurden von Ron Howard eine Handvoll Erwartungen der Fangemeinde bedient. Für eine überraschende Facette des „Star Wars“-Kosmos langt die Geschichte von „Solo“ allerdings nicht.
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