Filmfestival von Locarno: Ehrenpreis für King Khan

Bollywood-Star Shah Rukh Khan hat auch außerhalb Indiens seine Fanbase. In Locarno wurde der 58-Jährige nun für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Steht für ein säkulares Indien: Schauspieler und Produzent Shah Rukh Khan Foto: Jean-Christophe Bott/Keystone/dpa

MUMBAI taz | Er ist der wohl angesehenste Filmstar Indiens und einer der bekanntesten Muslime des Subkontinents: Shah Rukh Khan. Ob SRK einen Preis gewinnt oder nicht, seine Fans pilgern täglich zu seiner Residenz in Mumbais Küstenviertel Bandra. Seit dem Wochenende haben sie nun noch einen Grund mehr: Beim 77. Internationalen Filmfestival im schweizerischen Locarno erhielt Shah Rukh Khan den Ehrenpreis „Pardo alla Carriera“ für sein Lebenswerk. Damit ist er der erste Inder, der diese Auszeichnung erhält.

„Eine lebende Legende wie Shah Rukh Khan in Locarno begrüßen zu dürfen ist ein wahr gewordener Traum. Der Reichtum und die Breite seines Beitrags zum hindisprachigen Kino ist beispiellos“, äußerte sich Giona A. Nazzaro, der künstlerische Leiter des Festivals. Auch das Publikum feierte den indischen Schauspieler und Produzenten gebührend. In seiner Ansprache vor 8.000 Zu­schaue­r:in­nen auf der Piazza Grande bedankte sich Khan zunächst für den herzlichen Empfang. „So viele Menschen auf einem kleinen Platz und so heiß. Es ist wie zu Hause in Indien“, scherzte er bei schwülen 35 Grad.

Khan, der in seiner 35-jährigen Karriere lange Zeit für Liebe, Herzschmerz und Leidenschaft stand, hat bereits viele Rollen gespielt, vom Bösewicht über den Champion bis zum Superhelden, aber auch einen unerschütterlichen Liebhaber, lässt er Revue passieren. Es gäbe keine Kreativität ohne die Liebe, die alle Sprachen übertreffe und überall verstanden wird, sagte er.

Erst im vergangenen Jahr erfand sich King Khan quasi neu, als er sein Comeback nach vier Jahren Pause mit dem Actionthriller „Pathaan“ feierte, in dem er natürlich die Hauptrolle, einen Agenten im Exil, spielt. Mit diesem Film kehrte in Indien auch die Euphorie in die Kinos zurück. Der Hindi-Film stellte gleich mehrere Kassenrekorde ein, darunter den höchsten Besuch am Eröffnungstag. Weltweit spielte er innerhalb kurzer Zeit 30 Millionen US-Dollar ein. SRK hat längst über Südasien hinaus eine Fanbase aufgebaut.

Einer, der sich nie zu ernst nimmt

Gleich im Anschluss folgten 2023 weitere erfolgreiche Streifen wie der Actionfilm „Jawan“ oder die Komödie „Dunki“, die beide von seiner Frau koproduziert wurden. Im selben Jahr wurde SRK wurde vom Time-Magazin unter den 100 einflussreichsten Personen der Welt gelistet. Eine weitere Auszeichnung seiner Karriere.

Einer seiner bekanntesten Filme aus den 90er-Jahren ist „DDLJ“, der in der Schweiz spielt und als Meilenstein in der Geschichte des Bollywood-Kinos gilt. Das Liebesdrama hält den Rekord als der am längsten gespielte Film in der indischen Filmgeschichte. Produziert wurde er von Yash Raj Films, mit denen SRK bis heute arbeitet, doch eben nicht nur als charmanter Womanizer. In den letzten Jahren ist er mehr zum Actionhelden geworden, der sich aber nie zu ernst nimmt.

Während die indische Filmindustrie von wenigen Familiendynastien geprägt ist, hatten Khans Eltern nichts mit Film zu tun. Dennoch schaffte er den Aufstieg und verkörpert heute den Typus des Superstars, der sich eine eigene Identität aufgebaut hat und so zur Legende geworden ist.

Dabei steht der 58-jährige Khan für ein säkulares Indien. Der gebürtige Muslim heiratete 1991 Gauri Chhibber, eine Designerin, die Hindu ist und ihren Glauben behielt. Khan ist über die Jahre unpolitisch geblieben, was in Indien nicht die Regel ist, da immer wieder Filmstars teils erfolgreich, teils erfolglos eine neue Karriere in der Politik einschlagen.

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