Feuer um Tschernobyl: Waldbrand als möglicher GAU
Der Wald um Tschernobyl brennt, Strahlenwerte sind erhöht. Ein 27-Jähriger, der mutmaßlich für das Feuer verantwortlich ist, wurde festgenommen.
Teilweise widersprüchlich sind die Angaben zu der Größe des betroffenen Areals. Während einige Medien von 20 Hektar (ha) sprechen, berichtete Egor Firsow, kommissarischer Chef der ukrainischen Umweltaufsichtsbehörde, von 100 ha. Die für die Tschernobyl-Zone zuständige Behörde spricht von „einigen Dutzend Hektar“, die von den Bränden betroffen seien.
Die Strahlenwerte haben sich durch den Brand erhöht. Am Sonntag hatte Egor Firsow von einer 16-fachen Erhöhung der zulässigen Norm berichtet. Diese Erhöhung sei jedoch nur im Zentrum des Brandes gemessen worden. Im 130 Kilometer von Tschernobyl entfernten Kiew ist die Strahlenbelastung nach Angaben der staatlichen Katastrophenschutzbehörde weiterhin im Normalbereich.
Inzwischen wurde ein 27-jähriger Mann festgenommen, der Grasballen entzündet und damit das Feuer ausgelöst haben soll.
Ein Ende der Brände ist nicht abzusehen
Der Brand in der Tschernobyl-Schutzzone ist nicht der einzige Waldbrand in der Ukraine. Allein am Sonntag hätten die Behörden landesweit 693 Wald- und Buschbrände auf einer Fläche von 1.000 ha verzeichnet, berichtet das Portal kp.ua. In der Folge ist die Luftverschmutzung in den Metropolen weiter angestiegen. Da wegen der Coronakrise Sportplätze und Parks gesperrt sind, der öffentliche Verkehr weitgehend zum Erliegen gekommen ist, bleiben viele Stadtbewohner in ihren Wohnungen.
Ein Ende der Brände ist nicht abzusehen. In den nächsten Tagen soll es 20 Grad warm werden, mit Regen sei frühestens am Freitag zu rechnen, so kp.ua.
Einer, der nicht nur auf den Regen setzt, ist Egor Firsow. Es könne nicht sein, dass jemand, der die Brandschutzvorschriften verletze, nur 5 Euro Strafe bezahlen müsse, so der staatliche Umweltschützer, während Personen, die ohne Atemschutzmaske angetroffen werden, über 500 Euro bezahlten. So werde man weiter mit Waldbränden zu rechnen haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker