Weiter Brände um Tschernobyl: Feuerwehrleute fordern Hilfe

Angeblich sind die Feuer rund um das Gelände des havarierten AKW Tschernobyl fast gelöscht. Experten zweifeln das jedoch stark an.

Ein brennendes Haus.

Ein brennendes Haus in der Sperrzone um Tschernobyl am 18. April Foto: Volodymyr Shuvayev/reuters

KIEW taz | Obwohl bereits ein Ende des Feuers gemeldet worden war: Die Brände bei Tschernobyl, die bereits seit drei Wochen lodern, sind nicht zu löschen. Wie groß der Brand ist, ist allerdings unklar. „Derzeit brennen hier in der Zone noch drei Hektar“, berichtet Wadym Sajaz, Schichtleiter einer kleinen Feuerwehreinheit, telefonisch der taz. Aber diese Angaben sind zumindest stark anzuzweifeln.

Für eine Fläche etwas größer als zwei Fußballfelder wären nicht über tausend Feuerwehrleute aus allen Teilen der Ukraine in der Nähe von Tschernobyl, dem Ort des Supergaus vor fast genau 34 Jahren, im Einsatz. An gefährlichen Orten brenne es nicht, Reaktor und Atommülllager seien in Sicherheit, betont Sajaz. Und: Auf dem Höhepunkt der Feuer am 8. April hätten 20.000 Hektar Wald gebrannt.

Yaroslav Yemelianenko, Chef der „Assoziation von Veranstaltern von Reisen nach Tschernobyl“, ist da deutlich weniger optimistisch. Er zweifelt die offiziellen Zahlen stark an. „Derzeit brennen mehrere tausend Hektar in der Zone von Tschernobyl“ sagt Yemelianenko am Freitagvormittag zur taz. Wenn ein Brand nur oberflächlich gelöscht werde, so Yemelianenko im ukrainischen „Espreso.tv“, entfache der Wind die Glut wieder neu. Und genau das sei das Problem. „Und es wird so lange brennen, bis alles niedergebrannt ist“, so Yemelianenko.

Doch auch wenn der Brand eines Tages gelöscht werde, so Yemelianenko zur taz, hätten diese Brände langfristige Folgen für die Umwelt. „Mit dem ersten Regen werden die beim Brand niedergegangenen Radionukleide in das Grundwasser sickern.“

Weitere Feuer in der Ukraine

Präsident Wolodymyr Selenski solle sofort internationale Hilfe, vor allem Löschflugzeuge, erbitten. „Wir in der Ukraine haben nicht die Erfahrung mit derart großen Bränden“ so Yemelianenko.

„Bitte versuchen Sie über die deutsche Feuerwehr Unterstützung für uns zu organisieren“ wandte sich ein ukrainischer Feuerwehrmann, der derzeit in Tschernobyl gegen die Flammen kämpft, an die taz und bat gleichzeitig aus Angst vor seinen Vorgesetzten um Anonymität. „Wir arbeiten hier mit schlechter, veralteter und nicht ausreichender Ausrüstung. Nicht nur hier in Tschernobyl brennt es. Auch andernorts in der Ukraine. Da brauchen wir dringend humanitäre Hilfe von Feuerwehren anderer Länder.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.