Festnahme in Köln: Syrer plante Sprengstoffanschlag
Ein 16-Jähriger aus Syrien hat möglicherweise Verbindungen zum IS. Seine Anschlagspläne hat er offenbar in Internet-Chats verkündet.
Köln/Berlin afp | Ein am Dienstag in Köln festgenommener 16-jähriger Flüchtling aus Syrien hat nach Erkenntnissen der Ermittler in Kontakt zu einem Ansprechpartner im Ausland mit IS-Bezügen gestanden. Auf dem Handy des jungen Manns stellte die Polizei umfangreichen Chatverkehr fest, wie der Kölner Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn am Mittwoch mitteilte. Darin wurden demnach unter anderem „konkrete Anleitungen zum Bau von Sprengvorrichtungen“ ausgetauscht.
Wegen des dringenden Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat sollte der Festgenommene noch am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt werden. Willuhn zufolge ging es in dem Chatverkehr zudem um Fragen einer vermeintlichen Legitimität von Tötungshandlungen und darum, an welchen Stellen Sprengsätze bei einem Anschlag am besten zu platzieren seien.
Der 16-Jährige war am Dienstag in einer Notaufnahmeeinrichtung in Köln-Porz vom einem Spezialeinsatzkommando festgenommen worden. Die Polizei richtete eine 35-köpfige Ermittlungsgruppe ein. Die Kölner Staatsanwaltschaft wollte zudem nicht ausschließen, dass womöglich die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe die Ermittlungen in dem Fall an sich zieht.
Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte sich der 16-Jährige offenbar innerhalb weniger Monate radikalisiert. Laut Kölns Polizeipräsident Jürgen Mathies wurde er zusammen mit seinen Eltern und seiner Schwester am 4. Januar 2015 in Münster als Flüchtling erfasst. Die Familie lebte Mathies zufolge zunächst in Dülmen, danach in einer Asylunterkunft in Köln-Holweide und zuletzt in Köln-Porz.
Polizei überprüfte ihn dreimal
Mathies berichtete von insgesamt drei Fällen, in denen die Kölner Polizei seit Juni Hinweise auf eine auffälliges Verhalten des Jugendlichen geprüft habe. So berichteten demnach am 10. Juni die Heimleitung und mehrere Bewohner der Unterkunft in Köln-Holweide über ein „komisches Verhalten“ des Jugendlichen.
Dieser esse nur noch Obst und bete zunehmend häufig – dabei wende er sich in eine leicht andere Richtung als beim muslimischen Gebet üblich, was auf einen IS-Bezug hindeute. Mathies zufolge untersuchten die Ermittler bereits damals das Handy des Jungen, fanden auf dem Gerät aber nur wenige Bilder mit IS-Bezug und zudem keinen versteckten Ordner, von dem in den Hinweisen die Rede gewesen war.
Nach der Verlegung der Familie nach Köln-Porz erhielt die Polizei dann den Angaben zufolge am 2. September Hinweise von Sozialarbeitern aus der dortigen Unterkunft. Der Junge isoliere sich, schaue niemanden mehr an und sei nachts ständig unterwegs. Bei der anschließenden Überprüfung stieß die Polizei laut Mathies aber nicht auf „Terrorismusbezüge“.
Drastische Veränderung in nur drei Monaten
Am vergangenen Sonntag gingen dann bei der Polizei Hinweise auf den Jugendlichen aus einer Moschee des Islamverbands Ditib in Köln-Porz sowie von Mitarbeitern und Mitbewohnern der Porzer Unterkunft ein. Demnach hatte sich der Jugendliche seit zwei Monaten regelmäßig und über viele Stunden in der Moschee aufgehalten und dabei sein Handy benutzt. Auch sei von Bezügen zum IS die Rede gewesen.
Die Ermittler entdeckten daraufhin auf dem Handy des 16-Jährigen den Chatverlauf, der bei der ersten Überprüfung des Mobiltelefons im Juni noch nicht vorhanden war. Das Verhalten des Jugendlichen habe sich also „innerhalb von drei Monaten deutlich verändert“, sagte Mathies.