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Festgenommener Mann erstickteSieben Polizisten suspendiert

Im Fall des ums Leben gekommenen Schwarzen Daniel Prude sind sieben Beamte vom Dienst suspendiert worden. Bodycams der Polizisten zeigen erschütternde Details.

Rochester: Demonstrierende liegen dort, wo Daniel Prude von Polizisten festgehalten wurde Foto: dpa

Rochester dpa | Nachdem bei einem Polizeieinsatz im US-Bundesstaat New York ein Schwarzer gestorben war, sind sieben Polizist*innen vom Dienst suspendiert worden. Das sagte die Bürgermeisterin der Stadt Rochester im Nordwesten des Bundesstaats am Donnerstag. 3. September. Die umstrittene Festnahme habe sich bereits im März ereignet, berichten US-Medien.

Ein Video des Vorfalls zeigt, wie mehrere Polizisten einen 41-jährigen Mann, der nackt und dem Anschein nach unter Drogeneinfluss durch die Straßen rennt, festnehmen. Sie ziehen ihm eine Art Kapuze über, die sie davor schützen soll, angespuckt zu werden, und drücken seinen Kopf auf den Asphalt. Eine Woche später ist der Mann im Krankenhaus gestorben. Zahlreiche Menschen protestierten in Rochester und anderen Städten aktuelle erneut gegen Polizeigewalt und Rassismus. Die Staatsanwältin des Bundesstaats New York, Letitia James, versprach eine „faire und unabhängige Untersuchung“.

Auch in der Hauptstadt Washington wurde kürzlich erneut bei einer polizeilichen Überprüfung ein Schwarzer von einem Polizeibeamten getötet. Eine Streife war am Mittwoch, 2. September, alarmiert worden, um im Südosten der Stadt Berichte über eine bewaffnete Person zu prüfen. So die Mitteilung der Polizei. Beim Eintreffen der Beamten seien zwei Personen zu Fuß geflohen. Eine von ihnen habe dabei mit einer Pistole hantiert, weswegen ein Beamter einen Schuss auf sie gefeuert habe, hieß es weiter. Der 18-Jährige erlag wenig später im Krankenhaus seinen Verletzungen.

Minneapolis, Washington, Los Angeles, Kenosha

Die Polizei veröffentlichte am Donnerstag auch das Video der Bodycam des Polizisten, das die Verfolgung und den Schuss auf den Verdächtigen zeigt. Die an dem Einsatz beteiligten Beamten wurden für die Dauer einer Untersuchung beurlaubt, hieß es.

In der kalifornischen Metropole Los Angeles wiederum hatte ein Beamter am Montag, 31. August, einen Schwarzen Menscen auf dem Fahrrad erschossen, der eine Pistole bei sich getragen haben soll.

Seit der Tötung des unbewaffneten Schwarzen George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in der Stadt Minneapolis Ende Mai hat sich in den USA eine heftige Debatte um Rassismus und Polizeigewalt entwickelt, die auch zu anhaltenden Protesten geführt hat. Erst vor etwa zwei Wochen schoss die Polizei dem Schwarzen Familienvater Jacob Blake in der Stadt Kenosha im Bundesstaat Wisconsin mehrfach in den Rücken. Der Fall von Blake, der schwer verletzt überlebt hat, ist inzwischen auch im Kontext des US-Wahlkampfs ein kontrovers diskutiertes Thema und wird von Protesten gegen Rassismus begleitet. Während sich der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden bei seinem Besuch in Kenosha mit Angehörigen von Jacob Blake traf, verhöhnte Trump die Opfer von rassistischer Gewalt und stellte sich bei seinem Besuch in der Stadt in Wisconsin an die Seite der Polizei.

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6 Kommentare

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  • Bei uns würde so etwas nie passieren!

    Denn hier können die Polizisten die Bodycam nach Belieben ein- und ausschalten...

  • Wo bleiben eigentlich die Rufe nach Sanktionen gegen dieses Land, welches staatlichen Rassissmus pflegt, bei dem regelmässig die Menschenrechte gebrochen und Menschen ermordet werden?

    • @Frank Fischer:

      Sanktionen gegen Amerika?



      Selbst unsere öffentlich - rechtlichen Medien berichten lieber übers Twittern des Präsidenten und verschweigen die fast täglichen Polizei -



      morde gegen Schwarze Menschen. Die Bevölkerung soll nicht zu sehr beunruhigt werden in der Bundesrepublik. In Wirklichkeit sieht es in weiten Teilen der USA schon bürgerkriegsähnlich aus. Dazu kommen die Bedrohungen durch Waffen und zunehmend werden Autos und Pickups als Waffen eingesetzt, indem sie in Menschenmengen fahren. Rechtsradikale Rassisten sind bis an die Zähne bewaffnet und demonstrieren mit Trump - Nationalisten und Faschisten. Aus ihrem Hass gegen BLM machen sie keinen Hehl. Der Präsident toleriert und fördert das öffentlich. Rechtsradikale Bürgerwehren fühlen sich durch Trump geradezu bestätigt. Selbst Mörder handeln in Notwehr. Jeder US - Horrorfilm verblasst gegen die Wirklichkeit. Aber Sanktionen? Uns verbindet immer noch eine Wertegemeinschaft, das transatlantische Verteidigungsbündnis, Wirtschaftsbeziehungen. Die USA sind mächtig, souveräne Staaten wie Kuba und Venezuela zu zerstören und die Bevölkerung auszuhungern. Selbst COVID-19-Schutzmasken fallen unter die Sanktionen, wenn sie aus China kommen, Beatmungsgeräte und medizinische Geräte, Krebsmedikamente. Frag mal den Röttgen, Maas, Merkel, Merz, Grüne und SPD - Politiker nach Sanktionen. Der Feind heißt Putin. Klar wie Kloßbrühe. Ende des Sarkasmus

      • 9G
        970 (Profil gelöscht)
        @Thomas :

        Das ist Quatsch. Die Medien sind voll von Berichten über Polizeigewalt und Rassismus. Man ist nur gefangen in den alten Bündnissen - NATO verpflichtet. Deshalb passiert politisch so wenig. Es wäre aber an der Zeit, denn Trump baut derzeit an einem faschistischen Staat und wird nicht freiwillig aus dem Amt scheiden.

  • "Suspendiert". Das klingt erstmal nach Strafe, ist aber eigentlich bezahlter Urlaub. Fragt sich auch wieso es erst Videos und einen öffentlichen Aufschrei braucht bis irgendjemand die Frage stellt: "Wie kann es eigentlich sein dass ein nackter und unbewaffneter Mann bei einer Polizeiaktion ums Leben kommt?". Das stinkt doch alles zum Himmel. Wieviel Vertrauen ich in diese "unabhängige Untersuchung" habe brauche ich wohl auch nicht sagen...

  • Wenigstens kommen jetzt die meisten Fälle in internationalen Medien zur Sprache. Das erhöht den Druck von außen.