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Fernsehsport in KatarRadio Jerewan und ganz viel Sport

Tennis, Squash, Triathlon – in den unzähligen Sportkanälen läuft nicht nur Fußball. Besonders schön sind Übertragungen von Kamelrennen.

In einer Fußballpause: Traditionelles Kamelrennen in Katar im Fernsehen Foto: Amr Abdallah Dalsh/reuters

E s ist schier unglaublich, mit welchem Überangebot an Sport der Fernsehgucker in Katar überhäuft wird. Es gibt Kanäle über Kanäle, und ich fürchte, liebe Leserinnen und Leser, Sie kommen nicht drumherum, sich die Liste etwas genauer anzusehen. Als da wären: KSA Sports, Kuwait Sports, Oman Sports, Jordan Sports, YAS Sports, Dubai Sports, Dubai Racing, Sharjah Sports, Abu Dhabi Sports, Starzplay Sports, ON Time Sports, All Kass und beIN Sports, das allein mit einem Dutzend Kanälen präsent ist. Auch die anderen Anbieter haben zumeist ein breit aufgefächertes Angebot. So etwa 30 Kanäle sind es bestimmt.

Am liebsten schaue ich in einer Fußball- und Schreibpause die Kamelrennen auf YAS Sports. Minutenlang hetzen die ausgemergelten Tiere über die Piste, und die Besitzer der Rennviecher fahren im weißen SUV nebenher. Das ist kontemplativ und ein wenig bizarr. Wenn ich durchzappe, dann ist jetzt, da ich diese Kolumne schreibe, fast alles an Sportarten im Angebot: Fußball, Tennis, Squash, Handball, Volleyball, Basketball, Triathlon, Autorennen. Bestimmt habe ich noch etwas vergessen. Die spanische, deutsche, englische, französische, italienische Fußballliga ist zu sehen. Kurz bleibe ich bei einem Europa-League-Spiel zwischen dem FC Basel und dem FC Pjunik Jerewan hängen – und denke: Radio Jerewan läuft hier also auch, fein.

Nicht nur Männer sporteln in dem Kasten, auch dreikämpfende Frauen und die Fußballerinen der Champions League. Die sind auf beInSports Premium zu sehen, und WM-Spiele schaue ich manchmal auf beIN Sports 4K. Wer sportverrückt ist, kommt in Doha auf seine Kosten. Und es soll ja Betroffene geben, die ihren Fanatismus in Deutschland teuer bezahlen, mit einem Abo von DAZN, Magenta Sport TV und Sky. Das ist allerdings unbezahlbar, und hier kommt das geballte Angebot für WM-Reisende kostenlos in die Unterkunft. Die arabischen Länder aus der Region scheinen eine regelrechte Schlacht um den Sportkonsumenten zu führen, und manchmal mündet es in Piraterie.

Die Saudis kaperten eine Zeit lang die Frequenzen von beIN Sports und nannten es frech beOUT. Jetzt hat sich die Sache beruhigt, und die Freibeuter aus Saudi-Arabien treten sogar als Werbepartner von beIN Sports in der Region Naher Osten und Nordafrika auf. Der Wert des Deals mit der in Ryad ansässigen Firma SMC MC: 150 Mil­lio­nen Dollar. Das alles garantiert noch mehr Sport, der auf dem Bildschirm flimmert. Und der Katarer schaut zu, in seinen Madschlis, wo die Männer zusammenhocken. Und er schaut und schaut.

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Redakteur
Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
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5 Kommentare

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  • Kamelrennen schauen als Kontemplation? Mir wird schlecht.



    Wo heute Peitschen schwingende Roboter auf dem Kamel sitzen, ritten bis vor nicht mal 20 Jahren, kleine, unterernährte, geschlagene, bei den Tieren untergebrachte, gekaufte oder gekidnappte Jungs aus Pakistan, Indien, Bangladesh, ... die Kamele. Viele von ihnen erlitten bei Stürzen schwere Knochenbrüche oder starben. Das war Kindersklaverei, die erst aufgegeben wurde als der internationale Druck auf die Rennveranstalter zu gross wurde.

  • Das Kamelrennen sehe ich zum erstmal.

  • Der Supersport schlechthin sind Kamelrennen, bei denen die 'Reiter' im SUV nebenher fahren und per Funk über Peitsche und Akustik die Kamele führen. Die meisten Probleme gibt es , wenn die Wettbewerber mit ihren Autos kollidieren. Formel K

  • alles dabei ...

    bis auf tanzsport.