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Feinstaub in StädtenKeine deutsche Stadt hat saubere Luft

Die Feinstaubbelastung nimmt in Städten ab, zeigt der Weltluftqualitätsbericht. An entscheidenden Stellen sieht der Trend aber anders aus.

In Südasien ist die Feinstaubbelastung besonders hoch, Jakarta, Indonesien Foto: Thomas Imo/picture alliance

Berlin taz | In Cottbus war die Luft 2024 so schlecht wie in keiner anderen deutschen Stadt. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Weltluftqualitätsbericht der Schweizer Datenbank IQAir, der die Feinstaubbelastung in Städten auf der ganzen Welt untersucht. In Cottbus lag sie 2024 etwa 2,5-mal höher als der Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Fast alle deutschen Städte überschreiten diesen Grenzwert. Im Durchschnitt ist die Feinstaubbelastung in deutschen Städten etwa doppelt so hoch wie empfohlen. Doch die Zahl der Städte mit gesunder Luftqualität steigt, sowohl in Europa als auch auf der Welt insgesamt. Während 2023 nur 9 Prozent der Städte unterhalb des Grenzwerts lagen, hat sich diese Zahl 2024 fast verdoppelt – auf 17 Prozent.

Grund zum Durchatmen ist das allerdings nicht. Anna-Lena Franke von der Deutschen Umwelthilfe sagt: „Auch wenn es eine positive Entwicklung der Schadstoffbelastung gibt, zeigen die Werte dennoch, dass ein flächendeckendes Problem in Deutschland besteht.“ Keine deutsche Stadt hätte saubere Luft.

Belastung in Afrika und Südasien deutlich höher

Noch drängender ist dieses Problem in Afrika und Südasien. Während die Werte in anderen Weltregionen sinken, sind hier die Werte 2024 teilweise drastisch gestiegen, etwa in Pakistan, Gambia und der DR Kongo. Dramatisch ist das, weil diese Regio­nen bereits die höchsten Belastungen weltweit aufweisen und die WHO-Empfehlung in vielen Städten um mehr als das 10fache überschreiten – im indischen Byrnihat sogar um das 26fache.

Da die Bevölkerung in diesen Ländern besonders jung ist, trifft sie die Gefahren von Feinstaub besonders hart. „Feinstaub wird über die Atmung aufgenommen“, sagt Franke. „Je kleiner die Partikel, desto tiefer gelangen sie in den Organismus.“ Dort lösen sie Entzündungen aus und führen so zum Entstehen von Erkrankungen. Kinder seien besonders gefährdet, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig ausgebildet sei, so Franke.

Deutschland sollte sich deswegen stärker bemühen, den Ausstoß von Feinstaub zu senken – um nationale wie internationale Auswirkungen zu reduzieren. „Feinstaub macht nicht an Grenzen halt“, sagt Franke.

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1 Kommentar

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  • In der Tat ein Problem, das deutlich unterschätzt wird..und das keineswegs nur in Städten. Schon eine einfache Recherche zeigt, wie massiv die Beeinträchtigungen ausfallen können..kurz wie langfristig.







    Wer sich ein genaueres Bild über die momentane Lage machen will: einfach nach *Luftqualität" suchen und dann das *Umweltbundesamt* auswählen. Die Karten und Informationen sind leider alarmierend.