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Fehlstart von Harry Kane bei BayernNur kurze Schadenfreude

Lukas Wallraff
Kommentar von Lukas Wallraff

Fußballfans können sich leicht aufregen über den teuren Bayern-Transfer Harry Kane. Aber gleichzeitig wollen sie, dass ihr Club ganz oben mitmischt.

Der 100-Millionen-Transfer Harry Kanes erregt Fußball-Deutschland Foto: reuters

A ch, war das ein schönes Wochenende für alle, die den FC Bayern hassen, weil er so reich und arrogant ist. Die neue Saison beginnt mit großer Schadenfreude. Im Sinne des wahren, guten, sauberen Fußballs hätte nichts Besseres passieren können als die 0:3-Heimpleite der Münchner im ersten Spiel mit 100-Millionen-Einkauf Harry Kane, dem teuersten Spieler der Bundesliga-Geschichte. Doch wer die Niederlage der hemmungslosen Großeinkäufer im deutschen Supercup-Finale hämisch feiert, muss schon beide Augen zudrücken.

Bei genauerem Hinschauen bleibt die Schadenfreude leider im Hals stecken. Denn Kane dürfte sich noch steigern, und der Supercup-Sieger, der die Bayern so blamierte, heißt RB Leipzig. Wenn ausgerechnet der mit Energy­drink-Millionen finanzierte Retortenclub nun die stärkste Konkurrenz des Serienmeisters darstellt, wird aus Sicht der Fußballmelancholiker ja alles sogar schlimmer. Dann kann man nur noch auf die Borussia aus Dortmund hoffen, die aber auch kein Arbeiterverein mehr ist, sondern längst eine börsennotierte AG. Ja, wer sich über den krassen Turbokapitalismus im Fußball aufregt und trotzdem Fan der Spitzenvereine bleiben will, hat es nicht leicht.

Viele Anhänger verhalten sich deshalb inzwischen schizophren: Sie protestieren einerseits gegen die Auswüchse der Kommerzialisierung – und andererseits oft schon nach drei Niederlagen gegen die vermeintlichen Versager ihres eigenen Teams. Alle wünschen sich weniger Geldgier, aber freiwillig verlieren will auch fast niemand. Ein Dilemma, zumal eine wünschenswerte Begrenzung der irrsinnigen Gehalts- und Ablösesummen in Deutschland wohl den endgültigen Abschied vom internationalen Spitzenfußball bedeuten würde, da in anderen Ländern noch höhere Summen gezahlt werden.

Freuen wir uns also lieber noch eine Woche über den scheinbar wahren, guten, sauberen Fußball bei der Frauen-WM und vergessen wir kurz, dass auch bei den Frauen längst das Geld die Titel holt und die Besten bei den Reichsten spielen. In der deutschen Liga beim FC Bayern oder VW Wolfsburg.

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Lukas Wallraff
taz.eins- und Seite-1-Redakteur
seit 1999 bei der taz, zunächst im Inland und im Parlamentsbüro, jetzt in der Zentrale. Besondere Interessen: Politik, Fußball und andere tragikomische Aspekte des Weltgeschehens
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8 Kommentare

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  • 6G
    678409 (Profil gelöscht)

    Wenn so viel Geld für Spieler übrig ist, dann können ja endlich die Einsätze der Polizei usw. an den Spieltagen bezahlt werden.

    Und die nicht Fußball Interessierten, wie ich z.B., können für die Behinderungen durch Staus oder Fan-Aufmärsche und die damit verbundene Nötigung finanziell entschädigt werden.

    Endlich...

  • Man kann auch mit viel Geld schlechten Fußball spielen und (vergleichsweise) wenig Erfolg haben, siehe in der letzen Saison Chelsea und PSG, die weder gut noch sehr erfolgreich agierten, trotz mindestens so hohem Etat wie die Münchener Bayern.



    Man muss noch abwarten, aber es klemmt immer noch bei den ewigen Superbayern. Kimmich und Gortzka haben schwach agiert letzte Saison, jetzt wieder auf den strebsam-verkniffenen Kimmich zu setzen erscheint da nicht der Weisheit letzter Schluss. Und ob Kane die große Nummer wird muss man abwarten, wir alle wissen was aus dem Supereinkauf Mane geworden ist. Auch wirkt Tuchel alles andere als souverän, scheint mit seiner Art nicht anzukommen in der Mannschaft. Traditionell wollen die Bayernspieler den Typ Herbergsvater, locker-traditionell und taktisch undogmatisch, Flick, Hitzfeld, Heynckes haben abgeräumt mit den Bayern, die Schlaumeier Nagelsmann und Kovac sind ebenso gescheitert wie Ancelotti, der es übertrieben hat mit der Lockerheit.

  • Harry Kane ist nicht fehlgestartet, er hat ja nur 15 Minuten aufm Platz gestanden. Ich finde es erfreulich, ein arroganter Club, ein noch arroganterer Trainer (Erfolgsbilanz 5 von 12 Spielen unbesiegt!). Eine teure Nr. 9, die halb so viele Tore schießen wird wie Lewandowski, wo ist die 6, ... einfach herrlich.

  • Es ist schon spannend wenn man mal überlegt woher kommt dieses viele Geld. Das muß doch auf der anderen Seite vorher jemand ausgegeben haben. Für einen Spieler weit über 100 Millionen € zu bezahlen und nochmal die Gleiche Summe für das Gehalt anzulegen, wohlgemerkt ohne Bonus und Handgeldzahlungen, Immobilien, Autos etc. ist einfach nur krank. Das ist dem "Fan" nicht mehr vermittelbar. Aber die Konzerne haben das Geld.

    • @Tom Lehner:

      "Es ist schon spannend wenn man mal überlegt woher kommt dieses viele Geld."

      --------

      Durch die Abgänge des Clubs. Hat 100 Mio. € eingespielt.

  • VW



    Irgendwie scheint das mit dem GELDgebern auch nich immer zu funktionieren: Pokalsieger BAYER Uerdingen .... ? 10 Jahre drauf trotz Klassenerhalt vom Besitzer in die Wüste geschickt. Die Bayern sin wenigstens ihr eigener Konzern.

    • @lesnmachtdumm:

      Na ja, wenn man den unbedeutenden Einfluss von Adidas, Allianz, Audi und Telekom unterschlägt.

  • Schizophren muß man nicht sein, um fragen zu dürfen, wofür das zur Verfügung stehenden Geld ausgegeben wird. Und wenn Vereine wie Freiburg und Union bei ihren Personalkosten an 13er und 14er Stelle der Bundesligisten rangieren aber am Ende Tabellenplatz 4 und 5 belegen, kommen bei den Anhänger anderer Vereine Zweifel auf, ob man mit Geld effizient umgegangen ist.