Fastfood--Kette plant Comeback: Rückkehr der Brathähnchen
Vor vier Jahren schlossen die letzten Wienerwald-Gaststätten in Berlin. Nun will der Enkel des Firmengründers sein Glück versuchen.
Bald brutzeln die aufgespießten Hühner wieder vor sich hin: Die Kette Wienerwald plant in Berlin ein Comeback. Noch im April soll eine Filiale am Lehniner Platz am Kudamm eröffnet werden, sagte Geschäftsführer Daniel Peitzner der taz. Sein Großvater hatte das Hendl-Unternehmen gegründet, vor vier Jahren kauften dessen Töchter die Marke vom insolventen Vorbetreiber zurück. Damals schlossen die letzten zwei verbliebenen Wienerwald-Filialen am Kudamm und an der Schlossstraße. Er setze darauf, dass sich die Berliner wohlwollend an die Marke Wienerwald erinnern, begründete der Geschäftsführer die Wiedereröffnung an der Spree.
Peitzner ist überzeugt, mit einer Mischung aus dem, was früher mal zog (Hähnchen), und frischen Produkten (Salate und Wraps) in der Stadt Fuß fassen zu können - trotz des Bio-Booms und zahlreichen Schnellrestaurants und Dönerbuden als Konkurrenten. Das Wienerwald-Essen solle gesünder werden, sagte der 35-Jährige. So wollten sie auf Zusatzstoffe verzichten. "In der Friteuse werden zudem nur noch die Pommes gemacht, der Rest wird mit Heißdampf zubereitet."
Der Unternehmer verteidigte die Entscheidung, Geflügel aus der Massentierhaltung anzubieten. Die Hühner stammen vom "Wiesenhof", hinter dem der bundesweit größte Geflügelmäster PHW steht. "Es war mein großer Traum, nur Biohuhn anzubieten", sagte Peitzner. "Aber in Gesprächen mit Biobauern haben wir schnell gemerkt, dass wir die Menge nicht bekommen, die wir brauchen." Fraglich sei auch, ob ein halbes Brathendl für etwa zwölf Euro von Kunden gekauft würde. Für ein halbes Hendl aus industrieller Haltung verlangt Wienerwald bis zu 4,20 Euro. Bio-Hähnchen neben den konventionellen Vögeln anzubieten, sei schwierig - Aufbewahrung und Zubereitung müssten strikt voneinander getrennt werden.
Peitzner betreibt mit seiner Frau drei Restaurants und eine Bar auf Sylt. Die Wienerwald-Rückkehr reizte ihn auch wegen der Verbundenheit mit seinem Großvater. "Hendl-König" Friedrich Jahn hatte in den 50er Jahren aus einer kleinen Wirtschaft den ersten Wienerwald gemacht. Jahre vor den US-Ketten bot er mit dem Motto "Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwald" Essen zum Mitnehmen an. Europaweit erwirtschaftete er mit etwa 1.500 Filialen Milliardenumsätze, in Berlin betrieb Wienerwald in den besten Zeiten mehr als 30 Schnellrestaurants.
Mit der Expansion in die USA verhob sich Jahn. Mehrere Versuche neuer Eigentümer, die Marke zu retten, scheiterten. Wienerwald sei heruntergewirtschaftet worden, sagte Peitzner. Außerdem sei das Konzept veraltet gewesen. Statt immer neue Produkte zu erfinden, konzentriere sich die Kette nun ausschließlich auf Hühnchenprodukte. Und noch etwas ändert sich: Es soll nicht mehr so nach Bratfett riechen wie früher in den Restaurants. Und sauberer sein.
"Wir haben uns viele frühere Läden angeschaut und einige nicht mitgenommen. Wir haben uns gesund geschrumpft", ist Peitzner überzeugt. Die ersten neuen Restaurants hat er in München wiedereröffnet, auch in der Türkei erprobt er Konzepte. Berlin gilt als der eigentliche Testfall - übergroß scheint hier die Konkurrenz an günstigen Restaurants und Imbissketten. McDonalds hat die Stadt mit fast 70 Filialen geflutet, Konkurrent Subway bietet seine Brötchen an gut 30 Orten feil. Wienerwald plant sechs Hendlbratereien für Berlin.
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