Fast-Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga: Frankfurterinnen setzen sich durch

Potsdam und Frankfurt, früher eine Klasse für sich, dominieren den Frauenfußball nicht mehr. Ein schönes Spiel haben sie dennoch geliefert.

Fußballspielerin mit ausgebreiteten Armen

Dzsenifer Marozsan, Schützin des zwischenzeitlichen Führungstreffers gegen Potsdam Foto: dpa

POTSDAM taz | Turbine Potsdam gegen 1. FFC Frankfurt, man könnte Fußball der Extraklasse erwarten, Nationalspielerinnen en masse, ein absolutes Spitzenspiel – oder kurz gesagt: den Frauenfußball-Klassiker schlechthin. So war das lange Zeit, wenn sich der ostdeutsche Provinzklub und der Westklub aus der Bankenmetropole gegenüberstanden, scheinbar nur vereint in einer heiß geliebten Rivalität. Alles Schnee von gestern.

Sicher, Frankfurt spielt in dieser Saison eine ganz ordentliche Rolle, rangiert auf Platz zwei, knapp vor Pokalsieger VfL Wolfsburg. Zur Spitze aber, zum FC Bayern also, sind es zwölf Punkte Rückstand. Die Meisterinnenschaft ist somit unerreichbar fern.

Und Potsdam? Der zweimalige Europacupsieger ist: Neunter! Es ist ein wahres Schreckensszenario. Und das, ausgerechnet, in Bernd Schröders letzter Saison auf der Trainerbank.

Denkbar schlecht waren somit die Voraussetzungen vor dem Duell mit Frankfurt am Sonntag, zumal die Potsdamer Verletztenliste sehr lang geworden war; gleich zehn potentielle Startspielerinnen fehlten. So etwas hat selbst Bernd Schröder noch nicht erlebt.

Kirchensteuer nicht bezahlt

Auf der Suche nach den Gründen für diese unheilvolle Situation hat er – mangels Alternativen – inzwischen ganz eigene Ansätze hervorgebracht. Einer lautet: „Vielleicht haben wir die Kirchensteuern nicht bezahlt.“ Ein anderer: „Wir haben eine Generation von Spielerinnen, die halt ausfallen, wenn's irgendwo zwickt. Früher wurde auch mal mit gebrochenem Zeh gespielt. Da herrschte eine andere Mentalität.“ Und der letzte Ansatz: „Es könnte auch daran liegen, dass der Trainer nicht mit den Mädels umgehen kann.“

Zumindest Letzteres darf angezweifelt werden, weil das Spiel gegen Frankfurt so ziemlich alles bot, was FußballerInnenherzen höher schlagen lässt. Außenseiter Potsdam bestimmte die erste Hälfte, kämpfte, rannte und kombinierte teilweise wie zu besten Zeiten. Zur Pause führten aber die clevereren Frankfurterinnen mit 2:1. Simone Laudehr (34. Minute) und Laura Störzel (42.) hatten auf Turbines Tor durch Svenja Huth (7.) geantwortet.

Selbst Frankfurts Trainer Matt Ross sprach von enormen Schwierigkeiten, die sein Team insbesondere mit der starken Svenja Huth hatte. In Hälfte zwei ging's dann munter hin und her. Patricia Hanebeck glich aus (55.), Dzsenifer Marozsan (59.) stellte auf 2:3, Huth schaffte das 3:3 (68.).

Das schönste Tor aber, ein 25-Meter-Kunstschuss in den Winkel, fiel ganz am Ende. Vorbehalten blieb das 4:3 nicht dem tapferen Potsdamer Kollektiv, sondern Dzsenifer Marozsan, „einer der besten Fußballerinnen der Welt“ (Ross). Es war ein Sieg der individuellen Klasse. Bernd Schröder sah dies ähnlich. Weil er aber kein Frankfurter ist, sondern die Potsdamer Brille auf hat, formulierte er es ein wenig anders: „Wir haben so richtig die Scheiße am Fuß.“ Dass der Klassiker zuvor auf schönste Weise wiederbelebt worden war, blieb so nur ein schwacher Trost.

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