Fall von Coronavirus in Deutschland: Deutschland ist gut vorbereitet
Ein Mann aus Bayern hat sich mit dem Coronavirus angesteckt. Die Behörden nähmen den Fall ernst, seien aber gut vorbereitet, sagt Ministerin Huml.
Am Dienstagvormittag gaben die Behörden bei einer eilig angesetzten Pressekonferenz des bayerischen Gesundheitsministeriums Einzelheiten des neuen Falls bekannt. Danach handelt es sich bei dem Patienten um einen 33-jährigen Mann aus dem Landkreis Landsberg, der bei einer Firma im Nachbarlandkreis Starnberg arbeitet, die Zweigwerke in China unterhält. Am Dienstag vergangener Woche hat er in seiner Firma an einer Schulung teilgenommen, die von einer Chinesin geleitet wurde.
Die Seminarleiterin stammte zwar nicht aus der besonders betroffenen Region Wuhan, sondern aus Schanghai, hatte aber kurz vor ihrer Deutschlandreise Besuch von ihren Eltern aus Wuhan. Auf dem Rückflug stellten sich bei ihr Symptome ein, in China wurde sie dann positiv auf das Virus getestet. Diese Information gab die Patientin gestern an die bayerische Firma weiter.
Daraufhin meldete sich der Mitarbeiter und berichtete von grippeartigen Symptomen, die er am Wochenende gehabt habe. Am Montag fühlte er sich eigener Aussage nach zwar schon wieder gesund und ging zur Arbeit, ein Test bestätigte aber am Abend, dass sich der Mann infiziert hatte. Derzeit wird er im Klinikum Schwabing in München behandelt und isoliert. Darüber, bis wann eine Entlassung möglich sei, können die Ärzte derzeit aber noch keine Einschätzung abgeben.
Die Corona-Task-Force
Wie eng der Kontakt zwischen der Schulungsleiterin und dem Firmenarbeiter war, ist noch nicht ganz klar. Man habe aber in Kleingruppen gearbeitet. Grundsätzlich werde das Virus mittels Tröpfcheninfektion übertragen. Als besonders ansteckend gelte ein längerer „Face-to-Face-Kontakt“, also etwa ein 15-minütiges direktes Gespräch.
Man nehme die Lage ernst, sagte Gesundheitsministerin Melanie Huml auf der Pressekonferenz, sei aber auch gut vorbereitet. In Bayern gebe es eine eigene „Task Force Infektiologie“, um bei solchen Fällen unmittelbar die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Man werde nun eine Hotline für besorgte Bürger einrichten. Über mögliche weitere Maßnahmen wie zum Beispiel Fiebermessungen an Flughäfen sei man mit den Bundesbehörden im Gespräch. Das Risiko für die Bevölkerung werde derzeit als „moderat“ eingestuft.
Am Münchner Flughafen würden derzeit Einreisende aus China lediglich mit speziellen Plakaten darüber informiert, wie sie bei spezifischen Symptomen zu reagieren hätten, erklärte Martin Hoch, der Leiter der Taskforce. Außerdem seien bewährte Alarmpläne in Kraft. Sobald ein Verdachtsfall auftrete, könnten sofort Maßnahmen ergriffen werden.
Im konkreten Fall gehe es nun vor allem darum, die Kontaktpersonen der beiden Patienten zu ermitteln, berichtete Andreas Zapf, der Präsident des Landesamts für Gesundheit, dem die Taskforce untersteht.
Anlass für Grippeimpfungen
Derzeit habe man bereits rund 40 engere Kontaktpersonen des Patienten in der Firma und im Familienkreis eruiert. Sie seien nun angehalten, zu Hause zu bleiben. Sie würden aber nicht alle auf den Erreger getestet, ergänzte Hoch. Dies sei erst sinnvoll, wenn sich Symptome eingestellt hätten.
Zapf warnte zudem vor Panik. Niemand müsse sich wegen einer möglichen Ansteckung Sorgen machen, wenn er nicht zuletzt einen direkten oder indirekten Kontakt zu Menschen aus der Region Wuhan gehabt habe. Auch stehe derzeit in Bayern keine Schließung von Einrichtungen zur Debatte.
Bislang gibt es keinen Impfschutz gegen das Coronavirus. Zapf nutzte jedoch die Gelegenheit, daran zu erinnern, dass es andere Infektionen gebe, vor denen man sich durchaus impfen lassen könne: „Die Influenza-Welle rollt auf uns zu.“
Jährlich stürben in Deutschland rund 20.000 Menschen an Grippe. Vielleicht könnten die Menschen die aktuelle Debatte zum Anlass nehmen, sich zu überlegen, ob sie sich nicht dagegen impfen lassen wollten.
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