Fahrverbote in Hamburg: Partiell ohne Stink-Diesel
In Hamburg gelten ab sofort Deutschlands erste Fahrverbote für unsaubere Diesel-Fahrzeuge. Es macht Hamburgs Straßen aber nicht sauberer.
Im Februar hatte dann das Bundesverwaltungsgericht Fahrverbote für Dieselfahrzeuge für zulässig erklärt. Hamburg ist nun bundesweit die erste Stadt, die ein – wenn auch sehr begrenztes – Fahrverbot umsetzt. Bereits Mitte Mai wurden die Fahrverbotsschilder an den entsprechenden Streckenabschnitten montiert. Mehr als 60 neue Masten für rund 100 Durchfahrtsverbotsschilder wurden aufgestellt.
Die Unternehmen, die einen Fuhrpark besitzen bereiten sich längst auf die neue Situation vor. So informierte das Carsharing-Unternehmen Cambio seine Kunden Anfang dieser Woche, dass 36 seiner in Hamburg zur Verfügung stehenden 157 Fahrzeuge vom Duchfahr-Verbot in der Max-Brauer-Allee betroffen sind, weil sie nicht die Euro-Norm 6 erfüllen. Der Umstieg von Cambio vom Diesel-Antrieb auf Benzin- und E-Autos sei „noch nicht ganz abgeschlossen“.
Das Unternehmen informiert seine Kunden auch über die Ausnahmeregelungen, die die Fahrverbote faktisch außer Kraft setzen könnten. So weist Cambio darauf hin, dass alle AutofahrerInnen, die ein „Anliegen in einem durchfahrtsbeschränkten Streckenabschnitt“ haben – sei es den Besuch von hier lebenden Freunden oder dort ansässigen Geschäften – passieren können.
Für die Max-Brauer-Allee sind als Ausweichstrecken die Königstraße und die Holstenstraße vorgesehen.
Für die Stresemannstraße Route 1: Klosterwall / Steintorwall / Glockengießerwall / Lombardsbrücke / Esplanade / Gorch-Fock-Wall / Jungiusstr. / St. Petersburger Str.
Route 2:
Glacischaussee / Holstenglacis / St. Petersburger Str.
Route 3: Neuer Kamp / Feldstraße / Holstenglacis / Karolinenstraße
Die Wirksamkeit des Fahrverbots wird stark bezweifelt. Durch die längeren Ausweichstrecken werden letztendlich mehr Stickoxide auf Hamburgs Straßen verteilt – nur eben weiter von den Messpunkten entfernt. Dabei sei „sicherzustellen, dass Ausweichverkehre nicht zu einer Grenzwertüberschreitung andernorts und Ausweichrouten nicht durch Wohnstraßen führen“, beschreibt der Luftreinhalteplan das hehre Ziel.
272 AnwohnerInnen entlastet
Auf der Max-Brauer-Allee, das geht aus der Senatsantwort auf eine CDU-Anfrage hervor, werden 272 AnwohnerInnen entlastet werden, an der Stresemannstraße immerhin 1.155. Dafür werden tausende Anwohner in den umliegenden Straßen künftig durch stärkeren Verkehr belastet. Mehr Lärm und mehr Abgase sind in der Königstraße und in der Holstenstraße zu erwarten. Dort führt die künftige Ausweichstrecke für die Max-Brauer-Allee durch.
Zunächst werden die Durchfahrtverbote nicht kontrolliert. Statt Knöllchen werden vorerst nur Info-Blätter von der Polizei verteilt, um den Autofahrern eine gewisse Übergangszeit zu gewähren. Später dann soll es sowohl Schwerpunkt- wie Stichprobenkontrollen geben, bei denen ein Blick in die Fahrzeugpapiere notwendig ist, verlautet aus der Umweltbehörde. Bei einem Vergehen drohen Bußgelder in Höhe von 25 Euro für PKW und 75 Euro für LKW.
Laut Kraftfahrt-Bundesamt waren Anfang 2018 knapp 265.000 Diesel-PKW in Hamburg zugelassen, 170.000 von ihnen sind von der Durchfahrtsbeschränkung betroffen. Erfasst von dem Fahrverbot sind auch fast 80 Prozent des Behördenfuhrparks. Auch von den Dieselfahrzeugen der Umweltbehörde erfüllt kein einziges die Durchfahrts-Norm.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Klimakiller Landwirtschaft
Immer weniger Schweine und Rinder in Deutschland