piwik no script img

Fachärztin zu sexualisierter Gewalt„Es lässt sich nicht mehr leugnen“

Psychotherapeutin Martina Rudolph behandelt traumatisierte Menschen. Manche haben sexualisierte oder rituelle Gewalt in organisierten Zirkeln erlebt.

Ein Ort jahrzehntelanger sexualisierter Gewalt durch Lehrkräfte: die ehemalige Odenwaldschule Foto: Miriam Stanke
Ruth Lang Fuentes
Interview von Ruth Lang Fuentes

taz: Frau Rudolph, Sie sind leitende Ärztin an der Klinik am Waldschlößchen, einem Fachzentrum für Psychotraumatologie, das es seit 2008 gibt. Sie behandeln viele Opfer sexualisierter Gewalt, die mit den psychischen Folgen umgehen müssen. In dieser Zeit waren Skandale wegen sexualisierte Gewalt in Institutionen wie der katholischen Kirche oder der Odenwaldschule sehr präsent. Eine Zäsur?

Martina Rudolph: Ja. Es lässt sich nicht mehr alles so gut leugnen und verstecken. Der Schock bei diesen Institutionen hat dazu geführt, dass das Thema von Gewalt in Institutionen auch in der Gesellschaft groß wurde. Es hat sich der „Runde Tisch Sexueller Kindesmissbrauch“ der Bundesregierung gegründet. Hier sind zahlreiche Berichte von Betroffenen eingegangen. Hier wurden auch wiederholt Erfahrungen von organisierter Gewalt berichtet. Man hat festgestellt, dass diese sich stark ähneln, obwohl sie von unterschiedlichen Personen aus verschiedenen Ecken Deutschlands kommen.

In Ihrer Klinik liegt der Fokus auf den Betroffenen, wer kommt zu Ihnen?

Wir haben Leute, die akut traumatisiert sind, zum Beispiel durch Wege- oder Arbeitsunfälle. Dann haben wir Menschen, die zum Beispiel im Heim oder auch im Stasigefängnis waren. Und es gibt komplex traumatisierte Menschen, die in ihrer Herkunftsfamilie sexualisierte Gewalt erfahren haben, schwer körperlich oder seelisch vernachlässigt wurden oder körperliche Gewalt erfahren haben. Hiervon gibt es wieder einen Teil, der organisiert missbraucht wurde, wie in Netzwerken wie Bergisch-Gladbach, Wermelskirchen oder Lügde, wo Eltern oder der Babysitter Kinder systematisch vergewaltigen, Videos davon drehen und verkaufen. Aber auch in Netzwerken von organisierter ritueller Gewalt, von denen man unglaublich wenig mitbekommt, obwohl diese Kultgruppen eine lange Tradition haben.

Bild: privat
Im Interview: Martina Rudolph

Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Traumatherapeutin. Seit 2019 Leitende Ärztin der Klinik am Waldschlößchen.

Organisierte Gewalt – was genau versteht man darunter?

Laut Definition des Runden Tisches heißt es: „Als organisierte, sexualisierte und rituelle Gewalt bezeichnet man die systematische Anwendung schwerer sexueller Gewalt in Verbindung mit körperlicher und psychischer Gewalt durch mehrere Täter und Täterinnen beziehungsweise Netzwerke. Häufig ist dies mit kommerzieller sexueller Ausbeutung verbunden. Dient eine Ideologie zur Begründung oder Rechtfertigung der Gewalt, wird dies als rituelle Gewalt bezeichnet.“

Was genau behandeln Sie bei den Opfern solcher Taten in Ihrer Klinik?

Wer ein Trauma wie Autounfall, Vergewaltigung, Entführung erlebt, neigt dazu, eine sogenannte peritraumatische Dissoziation zu erleben. Das bedeutet, die Kapazität des Gehirns zur Verarbeitung ist überstiegen. Diese Kapazität ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Die persönliche Resilienz hängt stark von der eigenen Biologie ab, aber auch von Umwelteinflüssen. Gute Bindung schützt extrem. Aber auch Intelligenz oder frühere Belastungen, die man bewältigt hat. Wenn der Punkt jedoch kippt, fliegt einem erst mal alles um die Ohren, man bekommt die Sinneseindrücke nicht mehr sortiert, erlebt Hilflosigkeit und Ohnmacht. Es gibt ein Zeitfenster, in dem man von sich aus regenerieren kann. Gelingt das nicht, entwickelt man eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Dann rutscht man immer wieder in Flashbacks und kann das Gefühl von Sicherheit nicht mehr herstellen. Man zersplittert in einen Teil, der das Trauma erlebt hat, und in einen Teil, der irgendwie versucht, wieder an das Leben anzuknüpfen.

Spezialisiert ist Ihre Klinik aber auch auf die sogenannte dissoziative Identitätsstörung. Was ist das?

Erleben Menschen bereits vor dem sechsten Lebensjahr – in dem die Ich-Entwicklung stattfindet – wiederholt massive Gewalterfahrungen, wird der Reifungsprozess des Gehirns immer wieder durch traumatische Erlebnisse unterbrochen, es kann sich kein vollständiges Ich-Empfinden entwickeln. Nur einzelne, voneinander getrennte Systeme. Dieser Mensch bildet verschiedene Ich-Persönlichkeiten aus, die dissoziative Identitätsstörung.

Wie man das aus Filmen kennt: eine gespaltene Persönlichkeit?

Genau. Nur wird diese in Filmen meistens sehr schlecht dargestellt, häufig als sehr gefährlich. Im Sinne von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Das ist eine totale Seltenheit, ich habe das noch nie erlebt. Die meisten versuchen sich nach außen hin unauffällig zu verhalten und selbst damit klarzukommen, dass sie sich ständig an unbekannten Orten wiederfinden und keine Ahnung haben, wie sie dort hingekommen sind und was vorher passiert ist.

Zu Ihnen kommen auch Menschen, die rituelle Gewalt erleben oder erlebt haben. Ausgehend von satanistischen, christlichen oder auch fascho-germanischen Kulten. Inwieweit üben diese Missbrauch aus?

Die Kulte setzen zum Beispiel Folter gezielt ein, um Menschen zu brechen und dazu zu bringen, an bestimmte Dinge zu glauben. Diese Menschen bekommen dann bestimmte mystischen Wahrheiten verinnerlicht. Die Alltagspersonen wissen zwar: „Irgendwie geht es mir richtig schlecht, ich habe einen Haufen Symptome und brauche Hilfe.“ Die anderen Anteile denken aber: „Mein Leben und mein Glaube fußen darauf, dass ich missbraucht wurde.“

Kaum zu glauben. Ihr Symposium im Juni lautete: „Organisierte Gewalt – Weil nicht sein kann, was nicht sein darf“. Was meinen Sie damit?

In Gesellschaften gibt es oft viel Abwehr dagegen, dass schlimme Dinge passieren. Wenn man überlegt, wie lange es gedauert hat, bis die Existenz von sexualisierter Gewalt an Kindern in Deutschland anerkannt wurde, dann kann man sich vorstellen, dass eine Anerkennung in solchen Zirkeln gar nicht denkbar ist. In der Schweiz wurde eine Beratungsstelle für Opfer ritueller Gewalt in einer Doku des SRF diffamiert. Der Journalist hat das Problem als eine große Verschwörungstheorie abgetan.

Sie aber haben täglich mit den Betroffenen zu tun. Können diese überhaupt ein normales Leben führen?

Absolut. In der Therapie einer dissoziativen Identitätsstörung versucht man, mit den anderen Persönlichkeitsanteilen Kontakt aufzunehmen. Die Patienten haben oft eigene Techniken dafür. Sie sind die kreativsten Menschen, die ich jemals kennengelernt habe. Sie sind die Könige des Überlebens. Bei der Therapie wird Traumamaterial aktiviert, schwere Symptome wie heftige Flashbacks, Gangstörungen, Schmerzzustände können auftreten, die muss man dann traumatherapeutisch abfangen. Die Patientinnen müssen lernen, dass sie die Kontrolle haben. Bei ritueller Gewalt müssen auch die unsichtbaren Fäden zu den Kulten durchbrochen werden. Das braucht Menschen, die von außen kontrollieren. Gleichzeitig haben die Patienten heftigste Symptome: Selbstverletzungen, schwere Essstörungen. Ein Teil von ihnen denkt, er muss zum Kult zurück. Oft werden sie auch auf der Straße angesprochen, die Helfer bedroht.

Sie auch?

Ich kriege schon von Patienten ausgerichtet, dass die Täter mich im Blick haben. Aber da ich in einer Institution arbeite und auchAkten führe, wurde ich nie persönlich bedroht.

Werden viele Opfer organisierter sexualisierter Gewalt später selbst zu Tätern?

Die Gefahr ist groß. Alle gewalttätigen Mütter meiner Patientinnen waren selbst Opfer. Es gibt auch Patientinnen, bei denen im Laufe der Therapie die Täterschaft sichtbar wird. Aber ich kenne auch Patientinnen, die das Jugendamt von Anfang an mit reinnehmen, wenn sie selbst Kinder bekommen. Dass sie an fremden Menschen Täter werden, ist extrem selten.

Kann man die Täter denn nicht anzeigen?

Schwierig. Das ist oft versucht worden. Unsere Strafjustiz legt zu Recht Wert darauf, dass Angeklagte immer ein Recht darauf haben, sich zu verteidigen. Keiner soll falsch verurteilt werden. Um einen Täter zu überführen, muss man sehr starke Beweise haben. Menschen, die dissoziativ sind, genügen dieser Beweislast oft nicht. Es wird ihnen häufig nicht geglaubt. Schon für Menschen, die an einer PTBS leiden, wird es sehr schwierig, als Zeugen auszusagen. Selbst bei einer Vergewaltigung kann es heißen: Die Aussagen sind leider nicht verwertbar, weil eine Amnesie vorliegt. Es wird oft gesagt, dass sich aus bestimmten traumatherapeutischen Techniken falsche Erinnerungen entwickeln können. Daraus ergibt sich, dass Traumatisierte vor ihrer Aussage nicht die notwendige Therapie erhalten können, um aussagefähig zu werden. Das ist ein großes Dilemma.

Wie gehen Sie selbst damit um?

Ich arbeite wahnsinnig gern mit solchen Menschen. Man hat viel Selbstwirksamkeit, weil man es mit akuten Zuständen zu tun hat, in denen man schnell Hilfe leisten kann, wie ein Notarzt. Manchmal geht es über eigene Grenzen. Solange man selbst ein gutes Leben hat, in das man sich dann zurückziehen kann, ist das machbar. Außerdem haben wir in der Klinik auch Supervision, arbeiten eng zusammen, reden die ganze Zeit miteinander. So was sollte man nicht alleine stemmen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

30 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • zur Aktualisierung ein Verweis auf eine Website, die sich kritisch mit der VT eines satanischen rituellen Missbrauchs auseinandersetzt:



    dissoziationen.de/

  • "Es wird oft gesagt, dass sich aus bestimmten traumatherapeutischen Techniken falsche Erinnerungen entwickeln können."

    Nein - das wird nicht einfach "so gesagt", sondern das ist erwiesenermaßen so. Deshalb ist in solchen Fällen dringend eine kritische Außenperspektive notwendig, die aber von den entsprechenden TherapeutInnen entrüstet zurückgewiesen wird.

    "Aber auch in Netzwerken von organisierter ritueller Gewalt, von denen man unglaublich wenig mitbekommt, obwohl diese Kultgruppen eine lange Tradition haben."

    Und welche sollen das konkret sein?

    Und wieso bekommt man davon "unglaublich wenig mit", wenn nicht einmal tatsächlich mächtige und arkane Organisationen wie z.B. Katholische Kirche oder Zeugen Jehovas ihre Missbrauchsfälle geheimhalten können?

    "dann kann man sich vorstellen, dass eine Anerkennung in solchen Zirkeln gar nicht denkbar ist."

    Bis jetzt konnte mir noch niemand nachvollziehbar darlegen, warum das so sein sollte?

    Warum sollten erfahrende Mordermittler oder Cyberpolizisten, die seit Jahren und Jahrzehnten mit den größten Scheußlichkeiten und Abartigkeiten konfrontiert werden, sich die Existenz von "solchen Zirkeln" nicht vorstellen können?

    Was genau soll an "satanistisch-rituellem Missbrauch" so exklusiv einmalig und unvorstellbar sein, dass niemand sich das vorstellen kann?

    Was spielt das für einen Ermittler für eine Rolle, ob sich diese Taten in einem Kult ereignen oder nicht? Natürlich wird bei jeder Anzeige in diese Richtung umfangreich in alle Richtungen ermittelt, zum Beispiel in Braunschweig:

    blog.gwup.net/2018...uellen-missbrauch/

    "Es wird ihnen häufig nicht geglaubt."

    Das hat überhaupt nichts mit "Glaubwürdigkeit" zu tun. Wenn ein Kapitalverbrechen angezeigt wird, muss die Polizei ermitteln.

    "Diese Menschen bekommen dann bestimmte mystischen Wahrheiten verinnerlicht."

    Dass solche "Programmierungen" gar nicht möglich sind, sollte eine ausgebildete Therapeutin wissen.

    • @Bernd Harder:

      Herr Harder, wie erklären Sie sich, dass es im BDSM-Bereich Menschen gibt, die nicht nur in der Lage sind Schmerzen und Ekel zu ertragen, die die meisten von uns unerträglich fänden, sondern darauf sogar mit Lustäußerungen/Orgasmen reagieren. Weswegen die im BDSM-Bezahlsexbereich sehr nachgefragt sind? Es gibt einen ganzen Strauß an Paraphilien, die Menschen an anderen Menschen ausleben - wo findet z.B. jemand, der gern transsexuelle Minderjährige mit Exkrementen quält, seine Opfer? Es ist das Netz, was uns buchstäblich vor Augen führt, wovor die meisten sie bisher am liebsten verschlossen hielten - wohl wissend, zu welchen perversen Grausamkeiten der Mensch in sexueller Hinsicht fähig sein kann.

    • @Bernd Harder:

      "dann kann man sich vorstellen, dass eine Anerkennung in solchen Zirkeln gar nicht denkbar ist."

      Kann es sein, daß hier das Missverständnis ist?



      Ich lese das so, daß Sie hier von der Anerkennung innerhalb dieser Zirkel spricht, nicht von der Anerkennung durch den Therapeuten oder die Polizei oder andere Dritte.|



      Selbstverständlich nimmt Sie Ihre Patienten ernst. Anders geht es ja gar nicht.

  • "Es lässt sich nicht leugnen"?



    Nein, es lässt sich nicht nachweisen. Und es ist ein therapeutischer Missbrauch von Betroffenen...

    Liebe taz, fragt doch mal andere Fachleute pder guckt wenigsten die schweizer Doku:

    blog.gwup.net/2022...cheinerinnerungen/

    • @hierbamala:

      Die Macher der Schweizer Doku wurden vom Rundfunkrat ihres Landes (Fairmedia) gerügt fairmedia.ch/2021/...wuerdigen-srf-dok/

      • @Angelika Oetken:

        fairmedia ist ein Verein, _nicht_ der Schweizer Presserat (Rundfunkrat). Bei letzterem konnte ich keine Rüge finden. Bei Fairmedia wird klargestellt, dass sie 3 Personen verträten, die in der Doku interviewt wurden.



        Das ist schon ein rechtlicher Unterschied, oder? Ähnlich also ob sozusagen eine RA-Kanzlei sagt, jemand habe sich fehlverhalten, im Vergleich zu einem Gerichtsurteil.

        • @hierbamala:

          Soweit ich weiß, haben mehrere Therapeut*innen Beschwerde beim Schweizer Presserat eingelegt und Anzeige erstattet.



          «Der Rechtsdienst von SRF hat gerade enorm viel zu tun mit uns.»



          fairmedia.ch/2021/...wuerdigen-srf-dok/

        • @hierbamala:

          Hier sind die Aufgaben von Fairmedia e.V. beschrieben fairmedia.ch/.



          Fairmedia hat die Umstände, unter denen der Bericht zustande kam, sehr kritisch bewertet, mit 6 Interviewten gesprochen und vertritt 3 von ihnen bei ihren Beschwerden



          fairmedia.ch/2021/...wuerdigen-srf-dok/

    • @hierbamala:

      Was meinen Sie mit '...Und es ist ein therapeutischer Missbrauch von Betroffenen...' ?

      • @Grauton:

        s. Antwort unten: Indem auf Basis einer Verdrängungstheorie falsche Erinnerungeb audgebaut werden zusätzlich zum bestehenden Trauma. Das hilft nirgends.

        Mal abgesehen davon, dass dieser ominöse rituelle Missbrauch bislang nicht nachgewiesen werden konnte - im Gegensatz zu den nicht minder schlimmen realen Verbrechen sexualisierter Gewalt im soziaöen Nahbereich und in den unlängst aufgedeckten Komplexen.

        • @hierbamala:

          Im Staufener Fall wie in etlichen anderen aufgedeckten Fällen Organisierten Missbrauchs gibt es Hinweise auf Rituelle Gewalt inkl. Herstellung von Missbrauchsabbildungen/Kinderpornografie. Beim Verweis auf Satanismus sollte man immer skeptisch sein, denn der macht im Gegensatz zu sadistisch motiviertem organisierten Missbrauch nur einen sehr kleinen Teil dieser gruppenbezogenen Sexualkriminalität aus. Die Täter*innen/Mittäter*innen sind meist ziemlich gewöhnliche, durchschnittliche Menschen, die gelernt haben, ihre perversen, sadistischen Phantasien zu kultivieren und an Schwächeren auszuleben. Das ist hoch kriminell, pervers und eklig, aber auch ziemlich alltäglich.

      • @Grauton:

        Das hat der Kommentator doch bereits erkärt:

        "Und tw. werden Opfer doppelt traumatisiert, indem ihnen - statt durch Therapie den Umgang mit tatsächlich stattgefundenem Missbrauch zu erleichtern - eine dissoziative Störung eingeredet wird."

        • @Bernd Harder:

          Herr Harder, stellen Sie tatsächlich die dissoziative Störung als Traumafolge in Frage? Falls ja: wie verstehen Sie dann professionelle Arbeit mit komplex traumatisierten Menschen?



          icdcode.info/deuts...0-gm/code-f44.html

        • @Bernd Harder:

          Das ist eine Unterstellung, die sich aus diesem Interview jedenfalls so nicht ableiten läßt.



          Woher nehmen sie diese Behauptung?



          Damit diskreditieren Sie grundlos die Bemühungen.

          • @Grauton:

            Nein. Bernd Harder diskreditiert nicht, er stellt fest. Diese Feststellung erfolgt nicht grundlos. Die Begründung finden Sie unter den links der GWUP oder in den Vorträgen von Lydia Benecke, z. B. m.youtube.com/watch?v=DcVFRNG3PLs.

            Und warum Martina Rudolph so handelt, beantwortet sie selbst in der letzten Frage. Sie hält sich für enorm wichtig.

            • @Carsten Ramsel:

              Wie beurteilen GWUP und EZW im Hinblick auf Organisierten Missbrauch/Rituelle Gewalt/Sektenähnlichen Missbrauch Gruppierungen, die Sadomasochismus betreiben (BDSM) und entsprechende Bezahlsexangebote sowie spezifische Pornografie?

              • @Angelika Oetken:

                ich spreche weder für die GWUP oder für die EZW noch bin ich Experte. Ich verweise nur auf kritische Quellen, die sich mit satanic panic beschäftigen.

                Kann ich mir vorstellen, dass es so etwas gibt, was Sie beschreiben? Kann ich. Gibt es mehr davon, als ich weiß? Bestimmt. Nur deswegen gibt es noch lange keine geheimen, satanischen Mächte, die von der Politik und Justiz geschützt werden und ungestraft im Verborgenen ihr Unwesen treiben.

                Darüber hinaus verweise ich auf Bernd Harders Eingangspost und die genannten Quellen, die gut darlegen, wo reale sexuelle Gewalt aufhört und fiktive Verschwörungstheorie beginnt,

  • "In der Schweiz wurde eine Beratungsstelle für Opfer ritueller Gewalt in einer Doku des SRF diffamiert. Der Journalist hat das Problem als eine große Verschwörungstheorie abgetan." In Deutschland gibt es dazu u.a. die Beratungsstellen für "Sekten-", Religions- und Weltanschauungsfragen zum Beipsiel die der EKvW erscheint mir bzgl der Fragestellung rituellen Mißbrauchs - oft wahr oder auch falsch?? - ein bisschen kompetent. www.ezw-berlin.de/...populaerer-mythos/ Manches an psychotraumatischer "satanischer" Sekten"erinnerung" scheint MÖGLICHERWEISE tatsächlich "eingebildet" zu sein? Möglicherweise ist anderes wiederum wahr? Das ist nicht so einfach zu unterscheiden, auch Psychologinnen beißen sich oft die Zähne daran aus... Stichwort "false memory syndron" ??

    • @Martin L.:

      Inwieweit halten Sie eine von der ev. Kirche getragene Beratungsstelle in dieser Frage für kompetenter als andere?



      Hat sich die EZW schon mal zu den Vorwürfen geäußert, die in Bezug auf die Brüdergemeinden Korntal und Wilhelmsdorf erhoben wurden?

  • 2018 lud das BMFSFJ (Bundesfamilienministerium) zu einer Expertenrunde ein, der Empfehlungen an Politik und Gesellschaft verfasste: www.bundeskoordini...sierte-gewalt.html.

  • Der Problemkreis ritualisierte Gewalt durch satanofaschistische Sekten wird bei info sekta als Verschwörungstheorie kritisch betrachtet, in den USA beispielsweise als Satanic Panic diskutiert.



    Verifizierung und Nachweis bleiben schwierig.

    • @aujau:

      Und tw. werden Opfer doppelt traumatisiert, indem ihnen - statt durch Therapie den Umgang mit tatsächlich stattgefundenem Missbrauch zu erleichtern - eine dissoziative Störung eingeredet wird.

      Die taz könnte hierzu ja z.B. mal Lydia Benecke interviewen.

      • @hierbamala:

        Ich sehe nicht den Widerspruch den Sie sehen im Interview. Nirgends behauptet sie, daß der Missbrauch nicht stattgefunden hat, wie sie es unterstellen. Im Gegenteil, die dissoziative Störung wird hier als Folge des Missbrauchs genannt.

        • @Grauton:

          Stimmt, aber es wird die false memory eines irgendwie rituellen Backgrounds zusätzlich eingeredet, was das ganze verschlimmert, statt zu helfen.

          • @hierbamala:

            Bei dem rituellen Hintergrund handelt es sich meist um transgenerational fortgeführten sadistischen Missbrauch durch eine Gruppe von Täter*innen und Mittäter*innen. So alltäglich wie pervers. Da das Interesse daran, sich auf sadistische Weise an Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu vergehen, doch recht hoch ist, man sich durch Organisierten Missbrauch und die Herstellung von Missbrauchsabbildungen/Gewaltpornografie viele Vorteile verschaffen kann, handelt es sich bei RituelleGewalt/OrganisierterMissbrauch auch um ein aus Täter*innensicht "gutes Geschäft".

            • @Angelika Oetken:

              Selbstverständlich gibt es "organisierten Missbrauch", das stelle ich gar nicht in Abrede. Das Konstrukt eines rituellen Missbrauchs in dem Ausmaß, in dem es von einigen Therapeut:innen wahrgenommen worden sein will (ohne die entsprechenden Nachweise seitens Ermittlungen) halte ich tatsächlich für eine Verschwörungstheorie, die den Opfern/Überlebenden von sexualisierter Gewalt eher schadet als nutzt.

              • @hierbamala:

                Danke für die Klarstellung. Das Problem beginnt schon bei den Definitionen. Herr Rehmann und seine Kolleg*innen nutzten in ihrer Sendung Satanismus synonym mit Ritueller Gewalt. Zwar nutzen einige Gruppen von Täter*innen auch satanische Szenarien für ihre Sexualfolter, aber die machen insgesamt einen kleinen Teil aus. Welche kultischen Elemente und Folterpraktiken verwendet werden, hängt von der Region, dem Zeitabschnitt und dem Milieu ab.



                Beim Fonds Sexueller Missbrauch hat man sich entschieden, in den Antragsformularen nicht zwischen Organisiertem Missbrauch, Ritueller Gewalt und Sektenähnlichen Missbrauch zu unterscheiden. Denn die Leistungen des FSM sind in die Zukunft gerichtet und sollen Traumafolgen lindern und heilen helfen. Für die Bearbeitung ist der Tatkontext aber insofern von Belang, als beantragte Leistungen den Opfern nicht schaden und/oder (bei Täter*innenkontakt) diesen Kriminellen zukommen sollen.

                Wie hoch die Rate an Opfern des Organisierten Missbrauchs, der Rituellen Gewalt und des Sektenähnlichen Missbrauchs bei uns in Deutschland ist, lässt sich schwer abschätzen. Aber was sich in den Anträgen, die beim FSM eingegangen sind, abzeichnet ist und was das, was Fachleute und Betroffene seit vielen Jahren anführen ist die enge Verknüpfung von Kinder-/Jugendpornografie, Kinder-/Jugendprostitution und Bezahlsexangeboten an eine besonders perverse Klientel. Hier sollte man die BDSM-Szene genauer unter die Lupe nehmen, auch die, welche Prostitution/Freiertum in der Grau-/Semiprivatzone betreibt.

                Fazit: ohne die hohe Rate von 13 % Missbrauchsopfern in der Bevölkerung sähe das, was wir in unserer Gesellschaft unter "Sex" verstehen, anders aus. Und wie verbreitet komplexe, früh einsetzende Traumatisierungen durch sex. Missbrauch sind , erkennt man auch an den 0,5 % Menschen, die unter einer dissoziativen Identitätsstörung leiden.

    • @aujau:

      So ist es. Eine halbwegs zuverlässige "Wahrheitsfindung" ist hier meist äußerst problematisch, haben auch deutsche kirchliche Sektenberatungsstellen längst erkannt.

      Vielleicht helfen sogenannte "Realkennzeichen" nach 'Undeutsch-Hypothese' hier weiter? Ich verlinke mal den Hinweis-artikel der ZEIT www.zeit.de/gesell...eit-teil-2/seite-5

  • Ich könnte das nicht ertragen. Meine Hochachtung dafür.