Facebook und Co entmachten?: Jenseits von Zerschlagung denken
Die US-Regierung und 48 Bundesstaaten klagen gegen die Marktmacht von Google und Co, die Konzerne sollen zerlegt werden. Klingt gut, hilft aber wenig.
Z erschlagung klingt gut. Nach: Wir sehen nicht bloß zu, wie Onlineplattformen ihre Marktmacht mit jedem Zukauf, mit jede:r neue:n Nutzer:in, mit jedem weiteren Geschäftspartner weiter vergrößern. Sondern tun etwas, um der problematische Konzentration auf dem jeweiligen Markt etwas entgegenzusetzen. Wenn die US-Regierung und 48 Bundesstaaten jetzt also mit einer Klage eine Zerschlagung von Facebook ins Spiel bringen, können sie damit eigentlich nicht viel falsch machen. Oder?
Nun ja. Was dabei leicht untergeht: Größe muss nicht per se schlecht sein, auch wenn größere Unternehmen natürlich eine stärkere Tendenz dazu haben, unternehmerisch und gesellschaftlich problematische Strukturen zu entwickeln und damit Schaden anzurichten. Das liegt einerseits daran, dass es größere Auswirkungen hat, wenn ein marktmächtiges Unternehmen Regeln sehr weit und zur eigenen Gunst auslegt. Andererseits daran, dass kleine Unternehmen meist nicht über Macht und finanzielle Mittel verfügen, bestimmte Schritte zu gehen: etwa, jeden Konkurrenten zu übernehmen, der einem gefährlich werden könnte.
Wer über Zerschlagung spricht, muss daher sehr klar machen, wie die Situation danach aussehen soll. Ein Facebook, ein Google oder ein Amazon zu zerschlagen und hinterher haufenweise kleine Unternehmen zu haben, die die Datenflüsse einfach untereinander aufrechterhalten – das bringt wenig.
Eine Entflechtung müsste daher genau diese Fragen mitdenken: Wie lässt sich sicherstellen, dass keine Daten weitergegeben werden? Dass Daten, die durch Zukäufe gewonnen wurden – bei Facebook etwa Instagram und Whatsapp –, wieder voneinander getrennt werden? Dass die Unternehmen nach einer Trennung tatsächlich in Konkurrenz zueinander treten und nicht alte Strukturen der Verbundenheit stärker sind? Und welche Gesetze verhindern, dass einzelne Unternehmen noch einmal zu einer solchen Marktmacht heranwachsen? Sonst steht das nächste Problem bald bevor.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Aufregung um Star des FC Liverpool
Ene, mene, Ökumene