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Extreme HitzeRekord-Korallenbleiche vor Westaustralien

Der Klimawandel rafft Korallenriffe vor der Westküste Australiens massenhaft dahin. Selbst bislang verschonte Gebiete sind diesmal betroffen.

Der Klimawandel nimmt den Korallen die Farbe Foto: Declan Stick/Australian Institute of Marine Science /AAP/dpa

Perth dpa | Nach dem jüngsten Schockbericht zum Zustand der Korallen des Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens gibt es jetzt auch schlechte Nachrichten aus dem Westen: Infolge der bisher längsten und intensivsten Meeres-Hitzewelle sei es zur flächendeckendsten Korallenbleiche in der Region seit Beginn der Aufzeichnungen gekommen, teilte das Australische Institut für Meereswissenschaften (AIMS) mit.

Es werde Monate dauern, um das ganze Ausmaß der Schäden zu verstehen. Klar sei aber bereits, dass Korallen von der Kimberley-Küste im äußersten Norden bis hinunter zum weltberühmten Ningaloo-Riff betroffen sind – ein Gebiet von rund 1.500 Kilometern Länge. Das für seine Artenvielfalt bekannte Ningaloo-Riff direkt vor der Küste gehört seit 2011 zum Weltnaturerbe.

„Diesmal blieb keines unserer nordwestlichen Riffe verschont“, wird AIMS-Meeresbiologe James Gilmour in dem Bericht zitiert. „Regionen wie die Rowley Shoals, die Kimberley-Küste oder das Ningaloo-Riff, die uns bisher Hoffnung gemacht hatten, weil sie selten oder gar nicht gebleicht waren, sind diesmal schwer getroffen.“

Um das Ausmaß zu verstehen, nutzen Experten die sogenannten Degree Heating Weeks (DHW) – ein Maß für die Hitzebelastung, der Korallen über einen gewissen Zeitraum ausgesetzt waren. Es gibt an, wie stark und wie lange die Wassertemperatur über dem normalen Wert lag. Acht DHW gelten schon als kritisch, weil dann meist massenhaft Korallen sterben. An vielen Riffen lag der Wert nun bei mehr als 15 – an manchen Stellen der Pilbara-Region sogar bei 30.

So viele Korallen verloren wie noch nie seit Messbeginn

Erst in der vergangenen Woche hatte AIMS in seinem Jahresbericht mitgeteilt, dass das Great Barrier Reef, das größte Korallenriff der Welt, im vergangenen Jahr so viele Korallen verloren hat wie noch nie seit Beginn der Messungen vor fast 40 Jahren – zumindest in zwei von drei untersuchten Regionen. Hauptursache war auch hier durch den Klimawandel ausgelöster Hitzestress. Besonders betroffen waren Steinkorallen der Gattung Acropora, die zwar schnell wachsen, aber extrem anfällig für äußere Einflüsse sind.

„Der Klimawandel treibt diese Ereignisse an – sie werden häufiger, intensiver und flächendeckender, sodass unseren wertvollen Korallenriffen kaum Zeit zur Erholung bleibt“, warnte Gilmour. Für eine vollständige Regeneration benötigten Riffe 10 bis 15 Jahre.

Korallenbleichen treten auf, wenn Korallen unter Hitzestress auf ihnen lebende Algen abstoßen, die ihnen ihre Nahrung und Farbe liefern. Zurück bleiben kalkweiße Korallenskelette – ein Zeichen, dass die Korallen geschwächt sind. Wenn die hohen Wassertemperaturen anhalten, können sie sich nicht mehr erholen und sterben ab.

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