Explosion im Chemiepark von Leverkusen: Keine Entwarnung
Über Schadstoffrückstände nach dem schwerem Chemieunglück in Leverkusen herrscht keine Klarheit. Gesucht wird weiter nach vier Vermissten.
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Drei Tanks mit organischen Lösungsmitteln waren am Dienstag im Zuge der heftigen Explosion in Brand geraten. In den Tanks befanden sich nach Schätzungen der Betreiber bis zu 900.000 Liter chlorhaltige Lösungsmittel. Daraus können bei Bränden Dioxinverbindungen entstehen, die gesundheitsgefährdend sind. Das Lanuv befürchtet, dass mit der Rauchentwicklung „Dioxin,- PCB- und Furanverbindungen“ in die Umgebung geraten sind. In der Luft haben die Expert:innen bislang keine gesundheitsgefährdenden Stoffe festgestellt.
Unterdessen ging am Donnerstag die Suche nach den fünf Vermissten weiter. Doch die Hoffnungen schwinden, dass die Vermissten überlebt haben. Mindestens zwei Mitarbeiter kamen bei der Explosion ums Leben. 31 weitere wurden verletzt, davon einer schwer. Die Polizei begann am Unglücksort auch mit der Ermittlung der Explosionsursache.
Die Initiative Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) weist darauf hin, dass es in dem Entsorgungszentrum nicht das erste Mal zu einem Störfall gekommen ist. 2011, als der Chemie-Riese Bayer noch die Mehrheit über Currenta hielt, sei nach einem Störfall ein Sandregen über Teile Leverkusens niedergegangen.
„Die Müllverbrennung ist umgeben von dichten Wohngebieten mitten auf der „größten Giftmülldeponie Europas“ in unmittelbarer Nähe eines der größten Chemiewerke der Welt sowie nur eine Rheinbreite getrennt von der Millionenstadt Köln“, kritisiert die Initiative. „Explosionen dieser Art können eine Kettenreaktion auslösen und in einen Chemie-GAU münden.“ Seit Jahren fordert die Initiative mehr Schutz.
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