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Experten empfehlen AufhebungKein Rezept mehr für „Pille danach“

Soll eine mögliche Schwangerschaft verhindert werden, brauchen Frauen für die „Pille danach“ bisher ein Rezept. Ein Gremium hält das für unnötig. Beratung sei wichtig.

Der Wirkstoff des Arzneimittels basiert auf dem Wirkstoff Levonorgestrel Bild: dpa

BONN dpa | Die Rezeptpflicht für die „Pille danach“ soll nach Expertenmeinung aufgehoben werden. Es gebe keine medizinischen Argumente, die zwingend gegen eine Entlassung aus der Rezeptpflicht sprächen, teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte nach einer Sitzung des Sachverständigenausschusses für Verschreibungspflicht am Dienstag in Bonn mit.

Das Gremium wies in seiner Empfehlung aber auf die Bedeutung der Beratung durch die Apotheke bei der Abgabe des Medikaments hin. Das Expertenvotum wird nun an das Bundesgesundheitsministerium weitergeleitet, das dem Ausschuss folgen oder von dessen Einschätzung abweichen kann.

Das Arzneimittel basiert auf dem Wirkstoff Levonorgestrel. Es kann eine Schwangerschaft verhindern, wenn es bis spätestens 72 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen wird. Hat sich die Eizelle bereits in die Gebärmutter eingenistet, verhindert das Arzneimittel die Schwangerschaft nicht mehr.

Abzuwarten bleibt, ob Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) die Verordnung erlässt. Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn etwa steht der Freigabe kritisch gegenüber. Bereits 2003 gab es eine Expertenempfehlung, das Medikament freizugeben, doch eine entsprechende Verordnung kam nie zustande - Bund und Länder hätten an einem Strang ziehen müssen. Vor allem für die Union war eine freie Verfügbarkeit der „Pille danach“ ohne Verschreibung unvorstellbar.

Die Diskussion über die Rezeptpflicht für das Mittel war im vergangenen Jahr erneut entfacht worden. Damals hatte es einen Aufschrei in der Öffentlichkeit gegeben, als zwei katholische Kliniken in Köln es ablehnten, einer vergewaltigten jungen Frau die „Pille danach“ zu verschreiben. Einige Wochen später erlaubte die katholische Kirche dann die „Pille danach“ für vergewaltigte Frauen.

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5 Kommentare

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  • Mir scheint, auf der Kommentarseite überwiegen die männlichen Bedenkenträger gegen eine Freigabe der Pille danach.

     

    Nach einer Vergewaltigung ist neben ärztlicher Betreuung auf jeden Fall schnellstens die Einnahme einer Pille danach notwendig - und zwar ohne Rezept. Das würde nur unnötig Zeit kosten.

     

    Zum Thema Beratung vermute ich mal, dass die Mädchen und Frauen lesen können, um festzustellen, dass damit keine Schwangerschaft abgebrochen wird (sondern nur die Macht der Vergewaltiger) dadurch dass diese gar nicht erst entsteht.

     

    Übrigens kann ich mir nicht so recht vorstellen, dass diese Leute, die weder ihre Triebe noch ihre Affekthandlungen kontrollieren können überhaupt so viel Verantwortungsgefühl besitzen, dem potentiellen Opfer die Folgen ihres Tuns ersparen zu wollen. Das wird ihnen wohl schlicht egal sein.

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    Oh, ohne Rezept? Da werden sich wohl auch einige verheiratete Männer mit heimlichen Gaben in Getränken und ... vor Vaterschaft schützen können!?

  • Sind das alles Männer

    in der Kommission. Ich gestehe ich auch, dennoch:Bin dagegen das die Pille danach rezeptfrei zu bekommen ist. Weil viele diese Freiheit missbrauchen werden. Was macht das mit jungen Frauen, die die Pille zum 5. Mal nehmen? Tierversuche? 80 Mio Frauen werden jedes Jahr weltweit ungewollt schwanger. Liegt das an der fehlenden Pille danach? NEIN, ich bin überzeugt das die mehrzahl darauf zurückzuführen ist, das Viagra frei zugänglich ist. Das sollte mal lieber rezeptpflichtig werden. Dann gibt’s weniger ungewollte Schwangerschaften und weniger VERGEWALTIGUNGEN. Die Täter laufen dann nicht nur mit Viagra rum, sondern zwingen ihre Opfer dann auch noch vorsichtshalber die Pille zu schlucken?

  • FN
    Frauke Niederstein

    Zitat "Frauenärzte im Netz":

    "Wir hoffen, dass die Einführung der Rezeptfreiheit nicht zu einer Verschlechterung der Betreuung und Beratung dieser Mädchen und Frauen und damit zu einer Zunahme von Schwangerschaftsabbrüchen führen wird", so Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. „Denn die Mädchen und Frauen wissen ohne Beratung vielfach nicht, wann und wie sie das Medikament einnehmen sollen, wie die Erfahrungen aus den anderen Ländern zeigen. Es ist schwer zu verstehen, dass das weniger wirksame Medikament den Vorzug vor dem Besseren bekommt, und das erfolgreiche deutsche System den schlechteren angepasst wird."

  • I
    Irrlicht

    Na, Zeit wird's.