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Ex-Präsidentin des VerfassungsgerichtsJutta Limbach ist tot

Die ehemalige Präsidentin des Verfassungsgerichts, Jutta Limbach, ist gestorben Die erste und bislang einzige Frau an der Spitze des Gerichts wurde 82 Jahre alt.

Wurde durch ihre Auseinandersetzung mit gefangenen RAF-Terroristen bekannt: Jutta Limbach Foto: dpa

Karlsruhe taz | Jutta Limbach ist tot. Die ehemalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts starb am Samstag im Kreis ihrer Familie. Sie wurde 82 Jahre alt. Limbach war die erste Frau an der Spitze des Bundesverfassungsgerichts.

Limbach war damals noch wenig bekannt. Sie hatte ab 1982 an der Freien Universität Berlin als Professorin Zivilrecht gelehrt. 1989 holte sie Walter Momper als Justizsenatorin in die erste rot-grüne Koalition in Berlin. Sie war also Politikerin, als sie fünf Jahre später zur Verfassungsrichterin gewählt wurde. Limbach gilt seitdem als Musterbeispiel dafür, dass auch Politiker souveräne und eigenständige Verfassungsrichter werden können.

Gleich im ersten Jahr ihrer Amtszeit wurde sie zur Präsidentin des Gerichts ernannt, was freilich von vornherein so geplant war. Sie galt alsbald als Glücksfall auf diesem nicht zuletzt repräsentativen Posten. Zwar wurde die nur 1,60 Meter große und mütterlich wirkende Frau anfangs gern unterschätzt. Doch merkten Richter und Verfahrensbeteiligte bald, dass Limbach genau wusste, was sie wollte, und dass ihre demonstrative Liebenswürdigkeit keinesfalls mit Harmlosigkeit verwechselt werden sollte.

Kaum war sie im Amt, geriet das Gericht jedoch in eine massive Krise. Mehrere Urteile des Ersten Senats (Soldaten sind Mörder, Kruzifix, Sitzblockaden) lösten wütende Proteste bei Konservativen aus. Auch wenn Limbach als Vorsitzende des Zweiten Senats nicht direkt an den Urteilen beteiligt war, versuchte sie als Präsidentin gegenzusteuern, indem sie erstmals eine Pressestelle des Gerichts installierte und dieses damit diskursfähiger machte.

Es ging ihr aber nicht nur um Ausgleich und Befriedung. Als Karlsruhe 1996 über das faktisch abgeschaffte Grundrecht auf Asyl urteilen mussten, schrieb Limbach ein viel beachtetes Minderheitsvotum, in dem sie die Beschränkung der Klagemöglichkeiten abgelehnter Asylbewerber heftig kritisierte. Nach ihrem Ausscheiden in Karlsruhe 2002 amtierte sie sechs Jahre als Präsidentin des Goethe-Instituts. Zuletzt leitete sie die nach ihr benannte Kommission, die in Fällen von NS-Raubkunst nach fairen Lösungen suchte.

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2 Kommentare

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  • Verneigen wir uns vor einer

    Unerschrockenen -

    Die zudem in seltener Klarheit &

    Wider den offiziellen ursurpativ-klitternden

    Politischen Mainstream - ua -

    Einem Widerstandskämpfer von der

    Qualität eines Georg Elser -

    Klug-nachdenklich ein essayistisches

    Denkmal in&zu der etwas anderen Tradition setzte*.

    Unvergessen.

    Gute Reise - Jutta Limbach.

     

    (ps - daß auch hinter Frauen dieser

    Statur&Couleur - ein Männe stand;)

    So what!

     

    *http://www.dsk-nsdoku-oberschwaben.de/de/denkstaette-widerstand-weingarten/denkstaette-widerstand-weingarten-dww-widmungshaeuser/jutta-limbach-wuerdigung-des-widerstands-einfacher-leute-aus-anlass-der-elser-skulptur.html

    • @Lowandorder:

      & nochens -

       

      Da sich offenbar neben der Meldung -

      via Herr Rath -

      Niemand a taz zu einer persönlichen Würdigung von Jutta Limbach findet - Sei ergänzt -

      "Na heute hätten Sie sich aber mit Ihrem Lösungsvorschlag im

      Senat besser geschlagen -

      Als ich mit meinem!" -

       

      Von welcher der Primadonnen KA

      Gibt es solches schmunzelnd

      Zu berichten?

       

      Daß sie "MarschallStab im Tornister" - Leicht preußisch angehaucht war -

      (Auch qua Weitergabe;)

      Sei ebensowenig verschwiegen -

      Wie ihre etwas forsche - doch doch -

      Ausblendung in der Einschätzung der Eigen/Fremdwahrnehmung bei der Angepriesenen Praxis von Fernehen!!

      But - so what!;))

      kurz - Ein Mensch!