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Ex-Pegidisten gründen neues BündnisJetzt geht's um Befüdidee

Die ausgetretenen Pegida-Führer wollen ein neues Bündnis gründen. In ihm soll es um direkte Demokratie gehen. Die verbliebenen Pegidisten sind sauer.

Da waren alle noch zusammen Bild: dpa

DRESDEN dpa | Nach dem Rückzug der halben Führungsriege hat sich das islamophobe Pegida-Bündnis gespalten. Ehemalige Mitglieder des Organisationsteams um die bisherige Sprecherin Kathrin Oertel möchten in Dresden ein neues Bündnis unter anderem Namen gründen.

„Wir wollen uns nicht totspazieren“, sagte Pegida-Mitbegründer René Jahn am Donnerstag in Dresden. Man suche den Dialog mit der Politik und den Medien und wolle als Sprachrohr für die Sorgen und Nöte der Menschen dienen. Die Sächsische Zeitung berichtet, dass als Name für ein neues Bündnis die Bezeichnung „Bewegung für direkte Demokratie in Europa“ im Gespräch sei.

Auch das neue Bündnis will zunächst montags in Dresden auf die Straße gehen. Der Rest des Organisationsteams kündigte im Internet an, seiner Linie treu bleiben zu wollen und auch weiterzumachen.

Jahn räumte Fehler bei Pegida ein: „Für uns war das ein Lernprozess.“ Die Medien hätten mit ihrer Berichterstattung der Bewegung Zulauf verschafft. Viele Teilnehmer hätten sich in der Berichterstattung nicht wiedergefunden und seien deshalb weiter zu den Pegida-Kundgebungen gegangen. Pegida hatte zuletzt 17.000 Menschen auf die Straße gebracht.

Jahn, der im Namen der anderen vier ausgetretenen Vereinsmitglieder sprach, äußerte sich auch zur Neuausrichtung. „Wir gehen in Richtung direkte Demokratie.“ So strebe man zum Beispiel ein Volksbegehren zur Polizeireform an. Auch das Thema Zuwanderung werde eine Rolle spielen. Sorgen vor einer Islamisierung in Dresden habe er im Moment nicht.

Pegida will weiterlaufen

Der verbliebene Teil von Pegida warf den Abtrünnigen am Donnerstag indirekt vor, sich von der Politik „kaufen zu lassen“: „Wir stehen nach wie vor für unser 19 Punkte Programm. Wir lassen uns nicht kaufen und werden weiter laufen!“, hieß es in einem Eintrag auf der Facebook-Seite von Pegida.

Sprecherin Oertel hatte am Mittwoch nur eine Woche nach dem Rücktritt von Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann ihr Amt niedergelegt. Bei dem Streit ging es vor allem um die Rolle von Bachmann, der zuvor über ein Foto mit „Hitler“-Bart und ausländerfeindliche Äußerungen auf Facebook gestolpert war.

Der bisherige Vereinsvize widersprach auch Äußerungen, Oertel sei wegen einer Bedrohung ihrer Person zurückgetreten. Oertel sei eine starke Frau, die könne so etwas wegstecken, betonte Jahn. Außerdem habe man sie abgesichert.

Trotz des Streits bei der Dresdner Pegida planen die meisten lokalen Ableger der islamkritischen Bewegung keine Absagen ihrer Demonstrationen. Am Freitag will das Bündnis Legida, das Verfassungsschützer als rechtsradikaler einstufen, in Leipzig auf die Straße gehen.

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4 Kommentare

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  • Direkte Demokratie könnte auch wirklich einen Vorteil haben:

     

    Kaum schreien da einige Leute am rechten Rand, hetzen ihnen CDU, CSU und auch SPD hinterher. Dabei ist das eine kleine Minderheit. Mit den Mitteln der direkten Demokratie wäre schnell festgeklopft, wann Rufen auf Demonstrationen nachzugeben ist und wann eben nicht. Parteitaktischer Missbrauch des Nachgebens wäre dann ausgeschlossen.

     

    Und die Hoffnungen an die direkte Demokratie können für die ehemaligen Pegida-Leute trügerisch sein.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Wenigstens sind die jetzt FÜR etwas.

    Blöd nur, dass die dann einige weit offene Türen einrennen.

  • "Asylpolitik soll demnach in den Hintergrund rücken, stattdessen soll es künftig stärker um Themen wie innere Sicherheit und direkte Demokratie gehen. "

     

    Klingt nach Fußvolk für die AfD.

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    Gegen direkte Demokratie ist nichts einzuwenden, vorausgesetzt es wird den Leuten nicht populistisch vorgegaukelt, sie könnten die Gewaltenteilung und die Verfassung auf Grundlage der Menschenrechte und Antidiskriminierungsgesetze damit umgehen. Und genau das werden diese Protagonisten natürlich dann tun.