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Ex-Banker über Steueroasen„100.000 Euro lohnen sich nicht“

Der Ex-Banker Rudolf Elmer erzählt, wie leicht man seine Millionen dem Staat entziehen kann. Und welchen Service die Banken dabei bieten.

„Als Superreicher versuchen Sie am besten, die Banken gegeneinander auszuspielen“: Ex-Banker Rudolf Elmer weiß, wovon er redet Bild: reuters
Kai Schöneberg
Interview von Kai Schöneberg

taz: Herr Elmer, Sie haben jahrelang für Schweizer Banken gearbeitet, auch in Steuerparadiesen wie Mauritius und den Cayman-Inseln. Nehmen wir an, ich wäre mit 100.000 Euro zu Ihnen gekommen – was hätten Sie mir damals geraten?

Rudolf Elmer: 100.000 Euro? Nichts. Das lohnt sich nicht. Für europäische Verhältnisse an der unteren Grenze sind 3 Millionen Euro aufwärts, da hätten wir Ihnen ein Offshore-Produkt angeboten.

Okay, dann komme ich mit 20 Millionen. Spielen wir das mal durch.

Dann hätte ich Sie gefragt: Woher haben Sie das Geld? Lottogewinn? Erbe vom Onkel in den USA? Das Risk Managment der Bank verlangt dann eine Identitätsprüfung, um herauszubekommen, ob gegen Sie ein Verfahren läuft oder Ähnliches. Vielleicht sind Sie aber auch eine Politically Exposed Person – im Fachjargon PEP.

Etwa eine der Töchter des aserbaidschanischen Präsidenten Aliyev?

Zum Beispiel. Gewisse Banken führen PEPs als „permanent exception“, als dauerhafte Ausnahmen. So ein gutes Geschäft lehnt man nicht ab – das haben die Daten von Offshore-Leaks gezeigt.

Kommen diese Leute dann in der Bank vorbei?

Ich als Kundenberater hätte gesagt: Besuchen Sie mich in meinem Schweizer Büro, damit wir die Sache ungestört besprechen können. Bei dieser Größenordnung ist man zu gewissen Konzessionen bereit.

Bild: reuters
Im Interview: Der Nestbeschmutzer

Wirtschaftsprüfer: Der 57-jährige Zürcher Rudolf Elmer arbeitete von 1994 bis 2002 für die Schweizer Bank Julius Bär auf den Cayman Islands und von 2006 bis 2008 für das südafrikanische Geldhaus Standard Bank auf der Insel Mauritius. Dann wurde der Bankmanager entlassen.

Whistleblower: In der Folge übergab Elmer geheime Kundendaten an Steuerbehörden und an die Enthüllungsplattform Wikileaks. Laut Elmers Angaben sollen allein der Schweiz durch seine Tätigkeit rund 100 Millionen Franken Steuergelder entgangen sein. 2005 schickte Elmer der Schweizer Wirtschaftszeitung Cash eine CD mit 169 Megabyte Kundendaten.

Angeklagter: Kurz darauf wurde Elmer in Zürich verhaftet. Anfang 2011 verurteilte ihn das Bezirksgericht Zürich wegen versuchter Nötigung und Verletzung des Bankgeheimnisses zu einer Geldstrafe. Dagegen legten Elmer sowie die Staatsanwaltschaft Berufung ein. Stunden nach dem Urteil wurde Elmer erneut festgenommen. Er hatte schon wieder Daten an Wikileaks geleitet und in London zwei CDs an Julian Assange übergeben. Das Verfahren läuft noch. Elmer glaubt, dass es gut für ihn aussieht. Er lebt derzeit vom Einkommen seiner Frau.

Modell: Der Schweizer Tages-Anzeiger schreibt: „Elmer ist der Modellfall eines Whistleblowers. Gerade weil er kein Engel ist. Fast alle Whistleblower sind schwierige Fälle. Sie verraten Missstände nicht nur aus Gerechtigkeitsempfinden, sondern auch aus anderen Motiven, etwa verletzter Eitelkeit.“ (ksc)

Welche Konzessionen?

Nehmen wir an, Sie sind der Sohn von Gunter Sachs – dann würde man gar nicht erst groß prüfen.

Und dann?

In unserem Familiy Office sitzen Anwälte, die setzen für Sie eine Offshore-Struktur auf. Zum Beispiel einen Trust mit verschiedenen Companys: eine Aktiengesellschaft auf den Virgin Islands, die das Wertschriftenportfolio hält, eine Aktiengesellschaft auf den Cook Islands für die Yacht in Monaco, auf Singapur deponieren wir Ihre Kunst oder Ihre Immobilien.

Welchen Zweck haben solche Briefkastenfirmen?

Grundsätzlich sollen die Gewinne in steuerneutrale Staaten verschoben und Ihr Einkommen und Vermögen in Deutschland möglichst kleingerechnet werden. Zum Beispiel: Von den 20 Millionen gibt Ihnen die Liegenschaftsfirma einen Kredit, mit dem Sie in Berlin eine Immobilie kaufen. Dafür zahlen Sie Zinsen nach Singapur.

Das nützt Ihnen doppelt: Einmal ist der Zinsaufwand abzugsfähig von Ihrem Einkommen in Deutschland, auf Singapur ist der Zinsgewinn Ihrer Firma steuerfrei. So gehen viele Superreiche in eine steuerliche Auszeit. Viele dieser Leute haben sich von jeder sozialen Verantwortung abgenabelt – und nutzen dennoch Schulen, Flughäfen oder Autobahnen, die die Allgemeinheit finanziert.

Wo lege ich denn mein Geld am besten an? In Delaware, in Norderfriedrichskoog, in Panama oder auf den Cayman-Inseln?

Auf keinen Fall im Offshore-Paradies. Diese Zwergstaaten sind politisch viel zu instabil, besser ist ein anerkannter Finanzplatz. Die Schweiz, Luxemburg, London oder Frankfurt. Es ist auch viel zu gefährlich, Post oder Telefonate aus Übersee zu erhalten, das merken deutsche Steuerfahnder sofort. Sie als Superreicher versuchen besser, die Banken gegeneinander auszuspielen. Das geht wie beim Pferderennen: Sie schicken fünf Pferdchen mit Namen wie „Deutsche Bank“, „UBS“, „Barclays“, „HSBC“ und „Commerz“ auf die Rennbahn. Die bekommen je 2 Millionen Euro – und dann schauen Sie, welches am besten springt, also die beste Rendite abwirft. Währenddessen sind Ihre Eigentumsverhältnisse längst Richtung Offshore „abgetaucht“.

Was kann man denn in diesem Bereich verdienen?

Das ist ein hochprofitables Geschäft. Eine Anwaltskanzlei in Panama gründet schon für 4.000 Dollar per Internet eine Firma. Aber da können noch Gebühren dazukommen. Zum Beispiel für eine Fluchtklausel, die Ihnen garantiert, dass Sie Ihr Konstrukt binnen 24 Stunden in eine andere Oase verschieben können. Oder für einen „Convenience Settler“, einen Strohmann, der für Sie einen „Sunshine Trust“ oder „Rainy Day Trust“ – reine Fantasienamen – gründet.

Er kassiert noch mal bis zu 40.000 Euro. Für Ihre 20 Millionen nimmt die Bank Ihnen im ersten Jahr mindestens 100.000 Dollar ab, wenn alles anonym laufen soll. Kunden akzeptieren dies, es ist immer noch weniger als Ihre Steuerlast. Und: Wer einmal Ja gesagt hat, ist der Bank auch zu einem gewissen Grad ausgeliefert. Beide haben ein Geheimnis – und beide verdienen daran!

Und wenn ich mein Geld brauche?

Kein Problem. Der Banker gibt Ihnen beim Diner-Gespräch über ihre Vermögensentwicklung in der Schweiz oder in New York oder London einfach die 50.000 in bar. Wenn Sie die Quittung nicht unterschreiben wollen, unterschreibt der Banker für Sie – er hat ja die Vollmacht.

Offshore-Leaks

Recherche: Ein Konsortium investigativer Journalisten (ICIJ) aus 46 Ländern hat vergangene Woche die Veröffentlichung von Material über Geheimgeschäfte in Steueroasen gestartet. Die Storys basieren auf einem Datensatz mit 2,5 Millionen Dokumenten, in denen 130.000 Personen aus mehr als 170 Ländern genannt werden. Ein Unbekannter machte die Daten dem ICIJ zugänglich.

Namen: Oligarchen, Waffenhändler und Finanzjongleure aus der ganzen Welt werden genannt. In den Unterlagen finden sich auch hunderte Deutsche wie der 2011 verstorbene Millionenerbe Gunter Sachs. Dessen Nachlassverwalter weisen die Vorwürfe zurück.

Ursprung: Die Datenmenge umfasst 260 Gigabyte. Die Dokumente stammen von zwei Firmen, die auf die Errichtung von Offshore-Gesellschaften spezialisiert sind. Sie gehören zu den größten Anbietern weltweit.

Offshore: Der englische Begriff bedeutet „außerhalb der Küstengewässer liegend“ und beschreibt eigentlich die zu einem Land gehörenden Hochseeinseln. Später wurden daraus steuerlich begünstigte Gebiete in Übersee. 1960 gab es weltweit 10 Steueroasen, heute spricht das Tax Justice Network von über 70. (ksc)

Steckt denn hinter den 32 Billionen Dollar, die weltweit angeblich in Steueroasen angelegt sind, automatisch Geld aus schwarzen Kassen?

Nun, je nach Kunde variiert die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um Vermögen handelt, das dem Fiskus nicht offengelegt wurde.

Handeln die Banken bewusst illegal – oder agieren sie nur besonders geschickt an der Grenze zur Legalität?

Das Staaten-Geschäftsmodell „Offshore“ ist hochprofitabel, die Gesetze sind kulant. Die gleiche Transaktion, die auf den Cayman-Inseln legal ist, ist in Deutschland illegal. Viele Banken handeln lieber nach den Gesetzen in Übersee.

Unser 20-Millionen-Deal ist aber illegal – oder?

Wie denn und in welchem Land? Nur ein Einwand: Die Banker sind nicht dafür verantwortlich, was auf den Jungferninseln passiert, sie verwalten das Geld nur. Und doch haben wir bei Julius Bär einst 40 bis 50 Prozent des Konzerngewinns im Offshore-Geschäft verdient. Damit, dass die Gewinne am richtigen Ort anfallen und an den Finanzämtern vorbeigehen!

Weiß denn der Banker, dass es häufig um Drogen- oder Mafiageld geht?

Der Banker kann es ahnen, dem Geld sieht man es nicht an.

Was kann die Politik tun?

Es braucht einen politischen Willen, die Geschäftsmodelle ganzer Staaten zu beenden. Man muss die Steueroasen unter Druck setzen, ihr Bankgeheimnis zu opfern – das machen die USA im Moment mit der Schweiz und Liechtenstein.

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück fordert den automatischen Informationsabgleich zwischen Banken und Finanzämtern der Welt – das Ende von Anonymität und Bankgeheimnis. Halten Sie das für realistisch?

Der Ansatz stimmt, aber das Problem muss weltweit bekämpft werden. Die OECD muss ihre eigenen Steueroasen austrocknen, da muss etwas in der Größenordnung eines Marshall-Plans her. Das traue ich Herrn Steinbrück, mit Verlaub, nicht zu.

An diesem Wochenende versuchen die Finanzminister der Eurozone, den Informationsaustausch über Dividenden und Veräußerungsgewinne durchzusetzen. Und immerhin wollen sich jetzt auch Luxemburg und Österreich zu diesem Informationsaustausch bei den Zinserträgen durchringen. Was halten Sie davon?

Ein erster Ansatz, aber die Finanzindustrie hat sich längst darauf eingerichtet, Schlupflöcher zu bauen, um das alles zu umgehen. Für wichtiger halte ich, dass das Country-by-Country-Reporting bei Großkonzernen durchgesetzt wird.

Was ist das?

Die Firmen müssen dann im Geschäftsbericht zeigen, wo ihre Gewinne und Verluste anfallen. Es ist doch höchst seltsam, wenn eine Firma auf den Virgin Islands Riesengewinne einfährt, aber quasi keine Angestellten hat. Oder dass bei ihrer Tochter in Deutschland nur Verluste anfallen. Warum zahlen Konzerne wie Google oder Starbucks in England und Deutschland kaum Steuern?

Nach den Bankdaten-CDs nun Offshore-Leaks. Was erfahren wir durch Offshore-Leaks, was wir nicht schon gewusst haben?

Das hat eine neue, gewaltige Dimension. Bislang hatten wir nur ein paar CDs mit Daten von Bankkunden einer bestimmten Bank, jetzt ist die Steuervermeidungsindustrie weltweit in Gefahr. Ihre Offshore-Konstrukte werden offengelegt: Banken, Versicherungen, Steueranwälte, Treuhänder und Prüfer sind daran beteiligt – jetzt könnte es ihnen an den Kragen gehen. Natürlich zittern auch viele Anleger.

Sie haben einst als Whistleblower Julian Assange zwei CDs mit Angaben von mutmaßlichen Steuersündern überreicht. Was bedeutet Offshore-Leaks für Wikileaks?

Professionelle, investigative Journalisten decken auf, die vierte Macht tut endlich ihre Arbeit: die Machenschaften eines der Krebsgeschwüre unserer Gesellschaft aufdecken.

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19 Kommentare

 / 
  • U
    Umdenker

    @Martin

    Schade, dass das Wort "Mille" das Einzige ist, worauf Sie in meinem Kommentar eingehen. Mir ist sehr wohl die lat. Ableitung dieses Wortes bekannt, aber es ändert nichts an der Tatsache, dass es hier in der bayr. Hauptstadt (und bestimmt nich nur hier) von vielen Personen als Abkürzung für "Millionen" verwendet wird.

     

    Auch wenn Wiki keine zwingend relevante Quelle für solche Themen ist, man sieht aber doch die rege Diskussion zu genau diesem Umstand (tausend und Millionen).

  • E
    EURINVESTSUISSE

    Ich weiss nicht, mit wem der Herr in Panama zusammenarbeitete.aber eine einfache PANAMA AG bieten wir bereits fuer 800 USD an, Stroh-Direktoren ( es muessen mindestens 3 sein ) kosten je 150 USD pro Jahr wenn keine groesseren Arbeiten anfallen.

    Auich Sie koennen sich eine OFFSHORE Gesellschaft leisten. Kein Problem.

  • I
    Irmi

    konnte man auch in Zypern sehen und der deutsche Steuerzahler, der kontrolliert ist wie nirgendwo sonst muss dann die Betrügereien bezahlen, die hauptsächlich durch dortige Banken verursacht ist.

    Wenn von D. gefordert wird, das alle Gelder dem Staat zu melden sind, dann muß das auch mit unseren Politikern, Firmenbossen, Mangagern, Firmeninvestoren im Ausland, Banken auch offen dargelegt werden. Es muss Kommissionen geben die jeden und alles kontrollieren und man muß auch die Konten der Ausländer wie Afrika oder andere Länder die hohe Kredite aus dem Ausland bekommen überwachen und ggf. durch erkannte Korruption deren Konten eingefroren und die korrupten Politiker öffentlich gemacht werden.

  • PK
    Pia Kumar

    Rudolf Elmer ist ein Fachmann, der weiss wie die Uhr tickt - in Deutschland und Oesterreich wurde er im Laufe von Offshore-Leaks quasi rehabilitiert - was ist mit der Schweiz? Wie lange will man ihn noch anschwärzen und mit Gerichtsverfahren plagen? Rehabilitiert Rudolf Elmer und beseitigt diese steuerlichen Ungerechtigkeiten! Vielen Dank TAZ, dass Ihr dieses Interview gebracht habt.

  • U
    unten

    Wie wäre es zur Abwechslung mal mit Zwangsräumungen von Banken?

  • D
    Dominator

    Lächerliche Kommentare:

     

    Also ich lese jetzt schon sehr lange die Onlineartikel und oft muss ich über die gezwungen kritisch und pseudointellektuell verfassten Kommentare schmunzeln. Wo seid ihr bloß? Das ich Leute wie euch nicht kenne liegt vielleicht daran, dass ihr entweder in der Öffentlichkeit nicht den Mund aufbekommt oder weil ihr zugekifft vorm Rechner hockt und denkt weil ihr ein mal fefe´s blog gelesen habt, wisst ihr über all die Machenschaften der Verschwörer bescheid?

     

    Lustig, jeder zweite Kommentar ist dermaßen falsch einfach nur, einfach so falsch auf so vielen Ebenen. Ich kann es gar nicht in Worte fassen wie sehr schlecht das einfach ist. Und auch nicht verstehen, wie es in einer so aufgeklärten Welt (jedenfalls ist die Selbstaufklärung zu gewissen Graden durchaus möglich) dermaßen verblendete Menschen geben kann.

     

    Pech und Schwefel! Hört auf zu denken ihr wüsstet was. Nehmt an ihr wüsstet nix (was jetzt auch nicht so weit hergeholt ist) und macht es euch zur Aufgabe etwas wissen zu wollen. Aber bitte fundiert, recherchiert und belegt.

     

    Da gibt es nämlich eine Neuigkeit: Wenn ihr euch etwas denkt und euch das schlüssig vorkommt heißt zu 99,99999999% nicht dass das was in eurem und nur in eurem Kopf existiert auch der Wirklichkeit entspricht.

     

    Lest Watzlawick und Glaserfeld.

  • M
    Martin

    @von Umdenker

     

    Vielleicht bekommt einer mehr Geld als sie, weil er weiß, dass "Mille" von 1000 kommt und nicht von Millionen, wie sie glauben?

  • Z
    zensiert

    danke für diesen gut recherchierten artikel!

    ich glaube, dass die lösung dieses zustandes in der menschlichkeit, im verstehen und zuhören anderer leute liegt. wenn die menschen, die am meisten von dem system mitgefühl entwickeln, kommt auch wieder hoffnung auf.

  • U
    Umdenker

    @BlaBla:

    "Die Frage warum jemand, der bereits 1000000 Steuern zahlt während ein anderer nur 1000 beiträgt sich als unsozial beschimpfen lassen muß wäre auch mal zu stellen."

     

    Weil erst einmal die Frage gestellt werden muss, wie er/sie zu solch einem Einkommen/Vermögen kommt, dass überhaupt sagen wir pro Jahr ne Mille an Steuern zu zahlen sind. In den wenigsten Fällen ist dies durch Leistungsfähigkeit zu erklären (der Tag hat nunmal nur 24h, wie können da manche 20-50x mehr verdienen als der Durchschnitt?), sondern weil man sich in einer Position befindet, wo man sich dieses Gehalt bestimmen kann. Im Umkehrschluss bedeutet das aber automatisch, dass dafür andere in diesem Unternehmen auf höhere (oder sogar überhaupt angemessene) Löhne verzichten müssen.

     

    Es ist quasi eine Enteignung der grossen Masse der Arbeitnehmer schon beim Lohn (der ja in Deutschland immer stärker unter der Produktivität gehalten wird) und wenn dann noch die gleichen Personen entscheiden durch Steuertricks am Gemeinwohl zu sparen, naja dann haben sie quasi die Menschen doppelt verarscht. Ich würde sowas schon als asozial bezeichnen, weil man durch solch egoistisches Denken oft nicht versteht, dass man hiermit nicht nur Gutes für sich tut, sondern aktiv Anderen schadet.

     

    Jetzt kommt aber noch das grosse Finale in diesem Stück. Wenn die grosse Masse der AN immer stärker an Einkommen verliert, wie sollen diese dann Vermögen aufbauen? Richtig, es geht nicht, es ist ein reines Leben von der Hand in den Mund. Wenn nun diese Menschen auch noch unverschuldet ihren Job verlieren, weil ein Manager mal wieder eine Umtrukturierung betreibt, damit die Investoren, Aktionäre und höheren Angestellten zum "verdienten" Vermögen kommen, sind diese AN auf a) gute Sozialsysteme oder b) sofortigen Anschluss in der Arbeitswelt angewiesen.

     

    Wenn aber a) rigoros abgebaut wird (lustigerweise, weil man den Vermögenden über Jahrzente Steuererleichterungen gab und die AN durch niedrige Löhne auch wenig Lohnsteuer zahlen konnten und indirekte Steuern wie MwSt. oder Benzin, etc... es auffangen müssen -> nachste quasi Enteignung der Lohnabhängigen.) und b) immer schwieriger wird (offizielle Zahlen vom Bundesamt für Arbeit sprechen von knapp 3 Mille Arbeitslose und 800.000 offene Stellen, also über 4x soviele AL, wie Jobangebote und meist sieht die Realität noch viel düsterer aus, bedenke man die Statistiktricks bei den AL-Zahlen), dann verkommt der Arbeitsmarkt, das Steuersystem, die Ökonomie, usw. zu einem Witz von Dogmaten, die volkswirtschaftliche Zusammenhänge nicht verstehen können oder wollen.

     

    Da der Mensch aber selten einsichtig ist und leider nicht zur gesunden Selbstreflexion greift um nicht in solche Ideologien und Dogmen zu verfallen, lenkt man lieber ab, verweist auf sein prall gefülltes Konto ("für mich funktioniert es ja") und bedient lieber Ressentiments, Vorurteile, Chau- wie Nationalismus und was weiss ich für intelektuelle Abgründe aus dem Mittelalter.

  • M
    Momo

    @mariesuisse__Was wollen Sie uns damit sagen? "Wir sind alle kleine Sünderlein", d.h. mit der auch in unseren Medien gerne betriebenen "Sozialschmarotzer"-Propaganda von den großkopferten Steuerbetrügern und deren Helfershelfern (auch in der Politik) ablenken?

  • F
    FranKee (Pirat)

    Geiler Artikel.

     

    Schnell zur Sache, viel Neues und konkretes Wissen, anschaulich dargestellt.

     

    Und: nicht mittendrin aufgehört ("Die Welt ist schlecht. End of story."), sondern Richtung Konsequenzen geguckt...

     

    Und das bei einem Emo-Thema, wo die meisten Qualitätsjournalisten nur voneinander abschreiben oder dpa wiederkäuen...

     

    Heute bin ich mal wieder gerne Geno-Mitglied!

  • C
    Corvin

    Der Schweizer Tages-Anzeiger schreibt: „Elmer ist der Modellfall eines Whistleblowers. Gerade weil er kein Engel ist. Fast alle Whistleblower sind schwierige Fälle. Sie verraten Missstände nicht nur aus Gerechtigkeitsempfinden, sondern auch aus anderen Motiven, etwa verletzter Eitelkeit.“ (ksc)

     

    Nun wissen wir auch, warum Banken so hohe Abfindungen und Boni zahlen! Schweigegeld! Das war wohl bei Herrn Elmer zu niedrig. Unser Bankensystem zeigt eindeutig Mafia ähnliche Strukturen, die zerschlagen werden müssen! Die richtigen Gesetze liegen bereits lange vor in den Schubladen der Politiker, nur an dem politischen Willen zur Umsetzung fehlt es noch immer.

  • D
    Dagobert

    Wolfgang - was istn das für ein Humbug?

     

    Steuern werden von staatlicher Seite dem (verdienten, geschenkten, geerbten, gestohlenen etc.) PRIVATvermögen abgezwackt. Der Staat sollte also gute Gründe dafür haben, sich das einzuverleiben; keinesfalls ist es nach moralischen Maßstäben eine natürliche Selbsvertändlichkeit.

     

    Blabla erwähnt völlig zurecht, daß der Großteil der beschimpften Privaten dennoch in einem Jahr hier mehr versteuert als die meisten Entrüsteten in ihrem ganzen Leben.

     

    Und der "Staat" (herrliches, abstrakt anonymes Wort, hinter dem sich u.a. Leistungsverweigerer prima verstecken können) lebt in Deutschland seit Jahren auf Pump - und baut eine Verschuldung auf, die noch nichtmal unsere Kinder abbezahlt haben werden.

     

    Also bei aller Verve, bitte maßhalten.

  • M
    mariesuisse

    es gibt auch bei weniger reichen eine möglichkeit, ihr geld zu verstecken. eine bekannte von mir, erhält ergänzungs-leistung, arbeitet neben bei, legt das geld in einen bank-tresor, an den steuern vorbei. auch da, keine moral, wie die GROSSEN!

  • H
    hahahahahalbwahrheiten

    das geld liegt meist ja schon zuvor auf bankkonten und jeder der ein paar zigtausend auf nem girokonto rumliegen hat weiß,daß der banker mit ner guten idee anruft

     

    bei größeren summen is das nicht anderst und bei der erwartung größerer summen kaut einem die bank ab kenntnis ooch die ohren ab,denn die berater kriegen von ihrem arbeitgeber ne direkte prämie ,wenn es ihnen gelingt große summen zu halten oder einzuwerben.

     

    im übrigen haben alle banken ,auch die spitzeninstitute der sparkassen und volksbanken in allen möglichen steueroasen,niederlassungen oder repräsentanten,um für ihre vermögende kundschaft gewehr bei fuß zu stehen,falls ein wettbewerber kleine fluchten anbietet

     

    gelder werden auch oft vor dem hintergrund unharmonischer und komplizierter familienverhältnisse,gewissermaßen als strafaktion,im ausland geparkt,um diese dem einfluß ungeliebter familienmitglieder zu entziehen.

     

    die bankhonorare bei steuerfluchtbeihilfe neudeutsch f e e übrigens sind bei 20 mio bei ner ersten adresse höher als 0,5 % es sei denn man hat mit der bank weitere gemeinsame leichen im keller

     

    stoppen kann man die steuerkriminellen nur mit belohnungen für hinweisgeber , wie es im gelobten land,gods own country,üblich ist

  • V
    vic

    "Steuervermeidungsindustrie" Was für ein Wort,

    was für eine Tatsache.

  • W
    Wolfgang

    Ungeschminkt.







    Die Euro-Billionen-Geld-Steuer-Unterschlagungen in der bundesdeutschen und europäischen Gesellschaft ...







    Der spezifische Gebrauchswert der Ware Geld besteht darin, allgemeines Äquivalent für alle Waren zu sein, d. h., sie ist gegen alle Waren ( - der materiellen Produktion, u. a. Limousinen, Villen, Grundstücke, Jachten, Landgüter etc.) austauschbar.







    Auch die Unterschlagung von Steuergeldern beinhaltet eine weitere unmittelbare Unterschlagung von materiellen Gütern aus der unbezahlten Wert- und Mehrwertschöpfung der werktätigen Bevölkerungsmehrheit.







    Die Steuer-Geld-Unterschlagungen der Vermögenden, bereits nur in Deutschland, übertreffen in ihrem Umfang alle Verbrechen der in deutschen Haftanstalten Inhaftierten um ein vielfaches!







    Die deutsche Bundesregierung, die deutsche Parlamentsmehrheit und die deutschen Staatsorgane, sie unternehmen keinerlei Anstrengungen, um die Verbrechen - nur im Finanz- und Steuersektor (die dortigen Unterschlagungen) - zu verfolgen. Im Gegenteil, seit Jahren sind sie bemüht, die staatlichen Reproduktionsmittel für die werktätige und eigentumslose Bevölkerung, im ausschließlichen Interesse der deutsch-europäischen Finanz- und Monopolbourgeoisie, auszuplündern!







    Für eine halbwegs aufgeklärte deutsch-europäische Bevölkerung, wäre dies schon Anlass genug, [...] gegen die staatlichen Administrationen, gegen die bürgerlichen und sozialfaschistischen Parteien und Lobby-Regierungen, gegen die Parlamentsmehrheiten, sowie gegen die real herrschenden Wirtschafts- und Monopolverbände in Deutschland und Europa, entschlossen vorzugehen!







    Deutschland und EU-Europa haben noch ihre sozial-ökonomische und gewaltsame Emanzipation vor sich!



    [nur unvollständige Bemerkungen]







    Trotz alledem!

     

    [Die Moderation: Kommentar gekürzt]

  • B
    Blabla

    "...und nutzen dennoch Schulen, Flughäfen oder Autobahnen, die die Allgemeinheit finanziert."

     

    Schulen bezahlt man in Berlin inzwischen privat wenn man es sich leisten kann. Flughäfen bezahlt man direkt und Autobahnen bekommen einen klitzekleinen Anteil aus der gigantischen Summe der Mineralölsteuer und der KFZ-Steuer. Im Übrigen ist es richtig, daß sich manche leute steuerlich abkapselln. Tatsache ist aber auch, daß es immer mehr leute tun, die andere für sich arbeiten lassen und es "sozial" nennen. Dazu kommen dann noch diejenigen, die es für selbstverständlich halten fürstlich entlohnt zu werden, weil ihr "Projekt" so wichtig ist oder ihr "Kulturbeitrag" unermesslich ist. Einen Theaterintendanten wird niemand fragen woher all seine Kohle kommt und es unsozial ist so viel zu kassieren. Bezahlt wird das zu t70% von den "Reichen" also Angestelten mit 3-6000 Brutto im Monat. Davon hört man dann wenige. 20% zahlen die beschriebenen Reichen, deren Zahl allerdings recht klein ist. Die Frage warum jemand, der bereits 1000000 Steuern zahlt während ein anderer nur 1000 beiträgt sich als unsozial beschimpfen lassen muß wäre auch mal zu stellen. Dann bekommen wir ein Steuersystem in dem man finanziell nicht mehr ins Ausland flieht.

  • U
    Ulli

    Aber arbeitslosen 'Blaumachern' streichen die Jobcenter das Arbeitslosengeld! Man kann gar nicht so viel essen, wie man kotzen möchte.