piwik no script img

Ex-AfD-Chef über seine alte ParteiLucke sieht lauter Ausländerfeinde

Nach Waffenfantasien gegen Flüchtlinge: Der Gründer der Alternative für Deutschland zeigt sich überrascht von der „Radikalisierung“ der Partei.

Ob Bernd Lucke jetzt auch für Willkommenskultur ist? Foto: dpa

Augsburg/Berlin afp | Nach den Äußerungen zum Schusswaffeneinsatz an den Grenzen hat AfD-Mitgründer Bernd Lucke seiner früheren Partei Ausländerfeindlichkeit vorgeworfen. „Der Umgang der AfD mit Flüchtlingen ist inhuman, unmenschlich und nicht zu ertragen“, sagte Lucke der Augsburger Allgemeinen. Die rechtspopulistische Partei „verfolgt in der Flüchtlingskrise eine hässliche Politik, sie will die Leute nicht in Deutschland haben“, fügte der Europaabgeordnete hinzu.

Lucke, der nach seinem AfD-Austritt die Partei Allianz für Fortschritt und Aufbruch (Alfa) gegründet hatte, sagte dem Blatt, er leide unter dem Rechtsruck der AfD. Er habe „diese Radikalisierung auch nicht erwartet“. Für den Rechtsruck machte Lucke seine früheren Weggefährten Frauke Petry und Alexander Gauland verantwortlich: „Sie haben dieser Radikalisierung keinen Einhalt geboten, sondern sie auch noch befördert.“

Nach den Äußerungen von AfD-Chefin Petry zum Waffengebrauch gegen Flüchtlinge an den Grenzen sanken die Umfragewerte der Partei leicht. Laut einem Meinungstrend im Auftrag der Bild-Zeitung käme die AfD auf 12,5 Prozent, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. Das sind 0,5 Punkte weniger als in der Vorwoche und der erste Rückgang seit Mitte Dezember, sagte der Chef des Meinungsforschungsinstitut Insa, Hermann Binkert, der bereits wegen seiner einer geschäftlichen Nähe zur AfD und handwerklichen Mängeln bei der Erstellung der Trends in der Kritik war.

Dem Meinungstrend zufolge verbesserten CDU/CSU ihr Ergebnis aus der Vorwoche um einen halben Prozentpunkt auf 33 Prozent. Die Linke gewann demnach einen Punkt hinzu und kam auf zehn Prozent. SPD (23 Prozent), Grüne (zehn Prozent) und FDP (sechs Prozent) hielten den Angaben zufolge ihre Ergebnisse aus der Vorwoche. Für die Umfrage wurden vom 29. Januar bis zum 1. Februar 2016 insgesamt 2007 Wahlberechtigte befragt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Es war ein Fehler, dass man Lucke so unfair öffentlich angegangen ist in den Medien. Seine Vorschläge zu Europa habe ich nicht geteilt, ich bin sogar extra in eine andere Partei eingetreten, aber sie waren konstruktiv im Rahmen dessen, was in Brüssel und in Ökonomenkreisen ganz offen als Option diskutiert wurde. Dass nämlich nur ein Velvet-Exit strukturell für Griechenland und die anderen Eurostaaten zu stemmen sei, nicht jedoch eine Fortführung. Selbst in seiner Fraktion mit den britischen Konservativen im Europaparlament ist er eine moderate Stimme. In Deutschland haben sich Medien extrem polemisch mit ihm auseinander gesetzt, auf eine Art und Weise, die nichts mit seinen tatsächlichen Euro-Positionen zu tun hatte. Ich denke nur an die beiden Runden bei N24, die nichts mit journalistischen Standards und Debattenkultur zu tun hatten.

     

    Jetzt hört eben niemand mehr auf die Kritik der Medien und die Rechtsausleger der AfD haben inzwischen Narrenfreiheit, die einstigen Kapitäne haben das Boot verlassen. Es hat sich eine Art selbsterfüllende Prophezeiung bewahrheitet. Lucke hat freilich auch selbst den Naivling gespielt, als er die Pegida-Positionsliste verteidigt hat.