Europäischer Spitzenfußball: Ach, Europa League
Ajax, Barca und weitere Großklubs scheiden aus dem Europapokal-Wettbewerb aus. Was sagt das über die Ordnung des Kontinents?
D och, doch, das hier ist die ganz große Sportgeschichte und zugleich ein Bericht über die frühere politische und geografische Ordnung dieses Kontinents. Die großen Namen des europäischen Fußballs berichten davon:
Aston Villa 1. FC Magdeburg Steaua Bukarest Real Saragossa
Nicht zu übersehen, diese Klubnamen stellen ein Gedicht dar, aber es ist keine zeitgenössische Lyrik, es ist eine Liste früherer Europapokalsieger. Schön war’s damals, so nett.
Nun deutet sich an, dass bald ein neues Gedicht geschrieben werden könnte, ein frühes Requiem aufs 21. Jahrhundert:
FC Barcelona, PSV Eindhoven, AS Monaco, Ajax Amsterdam
Das sind Klubs, denen man noch bis vor sehr kurzer Zeit Weltrang attestiert hatte, und die es nicht einmal ins Achtelfinale der Europa League geschafft haben. Zumindest im kontinentalen Wettbewerb sind sie nicht mehr gefragt, da sind sie Nokia, AEG und IBM des Weltfußballs. Oder Philips, da kennt sich PSV ja aus.
Der Glaube, wer oben ist, bleibt auch oben, gehört zum Leben, also zum Fußball. Wer einmal oben ist, hat ja eigentlich genug Geld, um seine Macht langfristig abzusichern. Woran es dann scheitert, ist in der Regel eine Mischung aus Managementfehlern und Stärke der Konkurrenz. Dass nun Vereine wie Union Berlin, SC Freiburg oder auch Eintracht Frankfurt hochkommen, liegt daran, dass sie Mangel an Finanzkraft ausgleichen müssen. Klingt wie eine Binse, ist aber nur die betriebswirtschaftliche Übersetzung der Weisheit: Geld schießt keine Tore.
Gut, aber wofür stehen deren Erfolge? Eine neue Ordnung Europas, angedeutet in einem Ball fka Glaskugel?
Dass Freiburg oder Union künftig Weltkonzerne à la Chelsea oder PSG würden, sollte, wer ernst genommen werden will, besser nicht behaupten. Dass die kleinen Klubs aber nach ganz anderen Regeln spielen als die großen, dass sie quasi das Gute/Schöne/Bessere verkörpern, dafür spricht auch nichts.
Ob Ajax oder Barca, wir sehen im Fußball, was in der Weltökonomie nur nicht so leicht zu erkennen ist: Konkurrenz findet weiter statt, keine Ordnung hält ewig. Eins der schönsten Gedichte der Fußballgeschichte stammt übrigens aus der k.u.k.-Monarchie, die ersten Sieger des Mitropa-Pokals von 1927 bis 31:
Sparta Prag, Ferencváros Budapest, Újpest FC, SK Rapid, First Vienna FC
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich