Erstmal kein JuKa von ARD und ZDF: Jugend ohne Sender
Die Ministerpräsidenten haben das Konzept von ARD und ZDF abgelehnt. Nun müssen beide nachlegen – oder ist der Jugendkanal jetzt schon vom Tisch?
Ein Herzensprojekt war der Jugendkanal sowieso nie – weder bei der ARD noch beim ZDF. Immer wieder hörte man von beiden Seiten, dass ein Sender, der explizit auf die Jugend als Zielgruppe abziele, von diesen rebellischen Heranwachsenden vermutlich bewusst nicht eingeschaltet würde. Und dann stritten sich die Verantwortlichen beider Seiten in seltener Deutlichkeit auch noch über die neue Zuschneidung ihrer Digitalkanäle.
So richtig gewollt hat den gemeinsamen Digitalkanal für 14- bis 29-Jährige wohl nur die Politik, allen voran das SPD-regierte Rheinland-Pfalz von Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Also forderten die Landeschefs und Landeschefinnen von ARD und ZDF ein gemeinsames Konzept für den neuen Sender. Die Vorgaben: Der Jugendkanal sollte trimedial sein, also Fernsehen, Internet und Radio bespielen, und zusätzliches Geld würde es nicht geben.
„Unter hohem Zeitdruck“ habe man ein solches gemeinsames Finanz- und Programmkonzept für einen jungen Kanal erstellt, teilte die ARD mit – und die Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen haben es an diesem Freitag genau schnell abgebügelt.
Das überrascht. Da haben wohl die stets eher den Öffentlich-Rechtlichen kritisch gegenüberstehenden unionsgeführten Länder Widerstand geleistet.
Während Spiegel Online den Jugendkanal schon zu Grabe tragen will, wollen ARD und ZDF beim Konzept nachbessern. Anscheinend ist die Finanzierung der Knackpunkt. Deswegen ließ der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor umgehend nach der Entscheidung der Länder mitteilen: „Thomas Bellut [ZDF-Intendant, d. Red.] und ich haben den Ländern zugesagt, die Finanzobergrenze von 45 Millionen einzuhalten und hierfür keine Beitragserhöhung zu beantragen.“
Um das zu stemmen, sollten für den Jugendkanal auf Seiten der ARD die Sender EinsPlus sowie EinsFestival und beim ZDF der Digitalkanal ZDFkultur aufgegeben werden. Beim Zweiten ist die ZDFkultur-Schließung gar schon beschlossene Sache.
Leser*innenkommentare
Christoph Hillmick
Erst mal kein neuer Sender? Wir hätten wahrscheinlich einen weiteren überflüssigen Sender.
Meiner Meinung nach sollte die bestehende Anzahl der öffentlich-rechtlichen TV- und Radiosender radikal reduziert werden, weil viele davon überflüssig sind und Kosten verursachen. Mir ist aufgefallen, dass auf einigen Sendern (Eins Plus, Einsfestival, ZDFneo, ZDFinfo, usw.) viele Wiederholungen gebracht werden, die kurz vorher in ARD oder ZDF liefen. Zusätzlich sind diese Beiträge in den Mediatheken abrufbar, der Konsument hat also den doppelten und dreifachen Zugriff auf das Programm.
Das Problem besteht m.E. darin, dass die Öffentlich-rechtlichen TV- und Radiosender eine Art wachsende Behörde darstellen. Eine Behörde wird sich aber nicht freiwillig selbst verkleinern wollen, denn die Intendanten werden nach der Größe ihrer Verantwortung bezahlt. Eine Schrumpfung der Sender könnte die Qualität der verbleibenden Sender verbessern, weil mehr Geld vorhanden wäre, die wirklich guten Programmmacher in den verbleibenden Sendern in Konkurrenz zueinander stehen würden und sich die bessere Qualität durchsetzen würde.
Wetten, dass die Erhöhung der Rundfunksteuer kommt
Gast
Privatisieren. Die Jugendlichen schauen den Mist sowieso nicht.