Ernennung des neuen BDI-Chefs: Deftiger Bayer
Rohstoffpolitik war gestern: Der nächste Präsident des Bundesverbands der deutschen Industrie kommt aus der IT-Branche.
Der Betriebswirt aus München pflegt bisweilen einen eher herberen Ton als der konziliante Grillo. Kempf ist Spezialist für Digitalisierung, war 25 Jahre Chef des IT-Dienstleisters Datev und von 2011 bis 2015 Präsident des IT-Verbandes Bitcom. Beim BDI will sich Kempf vor allem um Digitalisierung, Steuer- und Handelspolitik kümmern. Die Personalie benennt auch die größte Herausforderung, vor der vor allem kleine und mittlere Unternehmen im Land stehen: die „vierte industrielle Revolution“ durch die digitale Vernetzung aller Lebensbereiche.
Die Politik sieht Kempf in dieser Frage zum Teil „orientierungslos“, etwa seien unterschiedliche Ministerien für das Thema verantwortlich. Das erschwere eine einheitliche Linie. Auch bei vielen Unternehmern sieht er Nachholbedarf: In einem Interview mit der Rheinischen Post vor einem Jahr nannte Kempf das Beispiel eines „Möbelschreiners“, der immer noch denke, sein größter Konkurrent sei der Schreiner im Nachbarort – und nicht Amazon.
Dieter Kempf, designierter BDI-Chef
Doch bald könnten die Kunden sich am heimischen Rechner Produkte aussuchen, die der Händler ganz einfach per 3-D-Drucker herstelle. Die Digitalisierung betreffe vom Handwerk bis zur Verwaltung künftig jeden Arbeitnehmer und Unternehmer, sagt er der Düsseldorfer Zeitung, darauf müssten sich die Menschen einstellen.
Rohstoffproblem: gelöst
Bei seiner Wahl 2012 hatte der Duisburger Unternehmer Ulrich Grillo die sichere Versorgung der Industrie mit bezahlbaren Rohstoffen als dringlichstes Thema angegeben. Vier Jahre später sieht er das entspannt: „Die Preise sind runter, die Verfügbarkeiten sind besser.“
Zwar ist China kurz davor, sich sein Monopol auf den wichtigen Industrierohstoff Seltene Erden zurückzuerobern, der Ölpreis schwankt wie eh und je und das Recycling als heimische Rohstoffquelle entwickelt sich nicht wirklich weiter. Aber laut Grillo unterliegen Themen „bestimmten Zyklen“, und derzeit seien andere Themen wichtiger.
Grillos Amtszeit endet planmäßig Ende des Jahres. Sein Nachfolger wird am 28. November von der BDI-Mitgliederversammlung gewählt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Trump und Putin
Bei Anruf Frieden
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen