Ermittlungen zum Attentat in London: Konditor mit irischen Papieren
Einer der Täter von London war mit einer Schottin verheiratet und hatte einen Ausweis der Dubliner Behörden.
Die irische Polizei untersucht nun gemeinsam mit ihren britischen Kollegen, ob Redouane nur geheiratet hat, um sich das Aufenthaltsrecht in der EU zu sichern. 2009 war sein Antrag auf Asyl in Großbritannien abgelehnt worden. Er soll aus Marokko oder Libyen stammen, sagte ein Polizeisprecher.
Ein Ausweis, wie Redouane ihn besaß, wird von der Einwanderungsbehörde in Dublin ausgestellt und gilt als Nachweis des Wohnsitzes. Antragsteller müssen längere Zeit in Irland gewohnt haben und erhalten das Papier erst nach einer Sicherheitsüberprüfung. Radouane hat in Irland als Konditor gearbeitet. Seine Frau war Krankenpflegerin.
Irlands Noch-Premier Enda Kenny, der in Kürze von Leo Varadkar abgelöst wird, sagte, man werde darüber reden müssen, ob die Informationen über Redouane Einfluss auf die „Common Travel Area“ zwischen Großbritannien und Irland haben werden. Dieses Abkommen, das lange vor dem Beitritt beider Länder zur EU geschlossen worden war und den freien Personenverkehr garantierte, soll nach dem Brexit wieder aktiviert werden.
Irland galt schon zu Zeiten al-Qaidas als Sammelpunkt für islamistische Terroristen. Kafeel Ahmed und Abbas Boutrab zum Beispiel, die 2007 mit sechs anderen für die misslungenen Bombenanschläge in London und Glasgow verantwortlich waren, hatten sich an der Belfaster Queens University kennengelernt. Boutrab leitete eine Al-Qaida-Zelle, die in beiden Teilen Irlands operierte. Ahmed war vor seinem Studium in Belfast der islamischen Organisation „Tablighi Jamaat“ beigetreten. Zwei der Attentäter, die im Juli 2005 drei U-Bahnen und einen Bus in London sprengten, gehörten ebenfalls dieser Gruppe an.
Irlands designierter Premierminister Varadkar sagte, dass es eine seiner ersten Maßnahmen nach der Amtsübernahme sein werde, einen Cobra-Ausschuss nach britischem Vorbild einzurichten. Dem gehören je nach Bedarf verschiedene Minister sowie Polizei- und Geheimdienstchefs an, er tritt bei Sicherheitskrisen zusammen und kann Notstandsgesetze sowie Ausgangssperren verhängen und sogar das Parlament auflösen. Der Sicherheitsstatus für Irland ist „moderat“. Das heißt, ein Anschlag ist möglich, aber nicht wahrscheinlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Schraubenzieher-Attacke in Regionalzug
Rassistisch, lebensbedrohlich – aber kein Mordversuch