Ermittlungen zu Istanbul-Attentäter: Noch nicht eindeutig identifiziert
Im Gegensatz zu den türkischen Offiziellen verweist der deutsche Innenminister auf laufende Ermittlungen. Im Südosten der Türkei ereignet sich ein weiterer Anschlag.
Deutschland habe zunächst vier BKA-Beamte nach Istanbul geschickt. Diese bekämen vollen Zugang zu allen Ermittlungsergebnissen. Die Zahl der bei dem Attentat getöteten Deutschen stieg nach Angaben der Bundesregierung auf zehn. Fünf weitere Deutsche lagen noch auf der Intensivstation.
Die türkische Polizei hat mittlerweile zwei weitere Verdächtige festgenommen. Damit erhöhe sich die Zahl der seit Dienstag Gefassten auf insgesamt sieben, sagte der türkische Innenminister Efkan Ala am Donnerstag in Ankara. Demnach wurde ein erster Verdächtiger bereits am Abend des Anschlags gefasst, vier weitere wurden am Mittwoch im Zusammenhang mit dem Attentat festgenommen.
Die Türkei macht für die Tat in der Nähe der weltbekannten Blauen Moschee die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) verantwortlich. Diese hat allerdings nicht die Verantwortung übernommen. Der Selbstmordattentäter tarnte sich nach Angaben der Behörden als Flüchtling und reiste von Syrien aus ein. Er ließ sich laut Innenminister Efkan Ala vor einer Woche in einem Flüchtlingsbüro in Istanbul registrieren.
An der Haltung der Regierung in Ankara zum IS hat de Maiziere nach eigener Aussage keine Zweifel. Der Türkei war von Kritikern vorgeworfen worden, IS-Kämpfern relativ ungehinderte Bewegungsfreiheit über die türkisch-syrische Grenze zu ermöglichen. Spätestens nach dem Verheerenden Anschlag im letzten Herbst, so de Maiziere „ist die Haltung gegen diesen islamischen Staat und die Terroristen eindeutig.“
Autobombenanschlag in Diyarbakir
Nach dem Anschlag in Istanbul hat es einen weiteren Angriff in der Türkei gegeben. Bei einem Autobombenanschlag auf eine Polizeistation in der südosttürkischen Provinz Diyarbakir sind mindestens fünf Menschen getötet und 39 weitere verletzt worden. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete unter Berufung auf den Gouverneur der Provinz, die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK habe den Anschlag im Distrikt Cinar in der Nacht zu Donnerstag verübt.
Unter den Opfern seien auch Familienangehörige von Polizisten aus einer nahegelegenen Unterkunft. Zeitgleich mit der Bombenexplosion hätten die Angreifer das Feuer mit Schusswaffen eröffnet.
Die PKK-nahe Agentur Firat berichtete, zunächst sei es zu einer Autobombenexplosion gekommen, dann sei die Polizeistation mit Raketen angegriffen worden. Das fünfstöckige Gebäude sei komplett zerstört worden. Firat machte keine Angaben zu den Angreifern.
Seit dem Zusammenbruch einer Waffenruhe im Sommer eskaliert der Konflikt zwischen der Regierung und der PKK. Mitte Dezember begann die Armee eine Offensive gegen Anhänger der militanten Organisation. In mehreren Städten geht sie unter anderem mit Kampfpanzern gegen PKK-Kämpfer vor, die sich in Wohngebieten verschanzt haben. Dabei sind Hunderte Menschen getötet worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!