Ermittlungen zu Anis Amri: Auch Islamisten nehmen Drogen
Im Dezember fuhr Anis Amri mit einem Lastwagen auf einen Berliner Weihnachtsmarkt. Obwohl es Mahner gab, wurde er davor nicht observiert.
Die LKA-Ermittler stellten in ihrem internen „Sachstandsbericht“ von Juni 2016 fest, dass Amri weiter Kontakt zu zwei Islamisten pflegte, von denen der Tunesier Soufiane mittlerweile wegen Terrorverdachts in Haft ist. Weiter heißt es in dem LKA-Bericht, Amri verhalte sich „weiterhin konspirativ“, indem er häufig seine Wohnung wechsele und in Telefongesprächen immer wieder gezielte Fehlinformationen über seinen Aufenthaltsort streue. Im Nachfolgebericht von August 2016 ging das Landeskriminalamt in Berlin davon aus, dass bei Amri und seinen „Gesinnungsgenossen“ sogar „eine gruppendynamische Steigerung des Gewaltpotentials erkennbar“ sei. Im Dezember fuhr Amri mit einem LKW in eine Menschenmenge auf dem Wintermarkt und tötete zwölf Menschen.
Innensenator Geisel hatte im Januar bei der Sitzung des Innenausschuss zugegeben, dass es ein Fehler gewesen sei, Amri nicht weiter zu observieren. Allerdings habe Amri Drogen konsumiert und die islamische Fastenzeit Ramadan nicht beachtet. Das habe dem „Bild des islamistischen Überzeugungstäters“ nicht entsprochen, so der SPD-Politiker. Die religiösen Überzeugungen und Praktiken, die potenzielle Gefährder hätten, würden als „absolut wichtig“ eingeschätzt, hatte der Chef des Berliner Landeskriminalamts Christian Steiof erklärt.
Es seien damals „keine Gefahren oder verdachtserhärtenden Anhaltspunkte festgestellt wurden und dass auch über einen sehr langen Zeitraum nicht,“ sagte Berlins Innenstaatssekretär Torsten Akmann (SPD) im Februar.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens