Erhitzung der Erde: Die 1,5 Grad sind nahe
UN-Meteorolog*innen sind alarmiert: Die Erderhitzung könnte schon in einem der kommenden 5 Jahre über 1,5 Grad liegen.
Dass zumindest ein einzelner Monat die 1,5-Grad-Marke knackt, ist den UN-Meteorolog*innen zufolge mit 70 Prozent sogar ziemlich wahrscheinlich.
Die Erde ist derzeit durchschnittlich bereits mehr als ein Grad heißer als vor der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Dass es dabei in den kommenden fünf Jahren bleibt, kann laut WMO als mehr oder weniger sicher gelten.
Die Welt rast also darauf zu, ein Ziel des Pariser Weltklimaabkommens zu verfehlen: Man wolle den Anstieg der globalen Temperatur bei „deutlich unter zwei Grad“, möglichst aber bei 1,5 Grad stoppen, heißt es in dem Klimavertrag von 2015. Dabei geht es zwar um einen jahrzehntelangen Trend, die aktuellen Berechnungen der WMO zeigen aber: Die Welt könnte zumindest temporär sehr bald in solche Temperatursphären vordringen.
Jenseits der 1,5 Grad drohen Kippelemente
Dem Weltklimarat IPCC zufolge droht jenseits der 1,5 Grad die Aktivierung sogenannter Kippelemente. Das sind Teile des Erdsystems, die das Klima zurzeit noch stabilisieren. Kippen sie, befeuern sie die Erderwärmung. Beispiel Permafrost: Dieser dauerhaft gefrorene Boden speichert riesige Mengen Methan. Taut er auf, entweicht das hochwirksame Treibhausgas in die Atmosphäre. Die Klimakrise verstärkt sich dann also selbst.
Ein möglicher Rückgang der globalen Emissionen infolge der Coronakrise ist in den Zahlen der WMO nicht berücksichtigt, denn so kurzfristig reagiert das Erdsystem in dieser Hinsicht nicht.
„Weil CO2 sehr lange in der Atmosphäre bleibt, ist von einem gewissen Rückgang der Emissionen dieses Jahr nicht zu erwarten, dass er die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre reduziert, die den Temperaturanstieg schon weltweit antreibt“, sagte WMO-Chef Petteri Taalas am Donnerstag bei der Vorstellung der Ergebnisse.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind