Erhebung des Statistischen Bundesamtes: Öko-Landwirtschaft ausbaufähig
Der Bio-Ackerbau verzeichnet in Deutschland einen Zuwachs, er bleibt wie ökologische Tierhaltung jedoch ein Randphänomen.
Friedhelm von Mering, politischer Referent des Bundes Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), verzeichnet dennoch Fortschritte. In Folge einer Reform der europäischen Agrarpolitik nutzten die Bundesländer seit 2014 die Möglichkeit, den Ökolandbau stärker zu fördern. „Schon 100 Euro mehr pro Hektar machen einen bedeutenden Unterschied“, sagt von Mering. Wichtig sei dabei vor allem das politische Signal. Bauern, die von konventioneller Landwirtschaft auf ökologische umstellten, bräuchten Planungssicherheit für die weitreichende Entscheidung.
Verglichen mit Frankreich und Dänemark, sieht der BÖLW jedoch noch großen Nachholbedarf. Laut der Erhebung des Statistischen Bundeamtes blieb 2016 auch die ökologische Tierhaltung noch ein Randphänomen: 5 Prozent des Viehbestands sind davon betroffen. Dass der Anteil von Schweinen und Masthähnchen dabei mit 1 Prozent sehr niedrig ist, wundert von Mering nicht. „Für konventionelle Bauern stellt eine Umstellung immer noch einen zu großen Aufwand dar“, sagt er. Für die gleiche Zahl an Tieren sei eine größere Fläche und ein höherer Arbeitsaufwand nötig. Außerdem bräuchte es neue Ställe.
Leichter sei es hingegen bei Legehennen und Rindern, auf ökologische Haltung umzuschwenken. So waren 2016 schon 9 Prozent aller Legehennen Bio-Hühner. Von den Rindern wurden 6 Prozent ökologisch gehalten. „Die in Deutschland produzierte Bio-Milch könnte bald schon die Nachfrage decken“, sagt von Mering. Beim Großteil der Lebensmittel sei dies noch nicht der Fall, sie müssten importiert werden.
Wolle die neue Bundesregierung weiterhin das Ziel erreichen, 20 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche ökologisch zu bewirtschaften, müsse deshalb noch viel geschehen. „Es wird immer noch viel Geld in die Entwicklung neuer Pestizide gesteckt“, sagt Friedhelm von Mering. Das Bundesprogramm für ökologischen Landbau habe dahingegen 2016 über ein ausbaufähiges Volumen von 20 Millionen Euro verfügt.
Daneben müssten Landwirte besser ausgebildet werden, denn für ökologische Landwirtschaft sei ein hohes technisches Wissen nötig. Mering: „Letztlich müssen Bio-Produkte für den Kunden attraktiver werden.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren