Erhalt der biologischen Vielfalt: Milliarden zum Schutz der Sahelzone
Die Ziele des One Planet Summit sind zum Schutz von 30 Prozent der Erde – aber auch die Finanzierung von Klima-projekten ist gesichert.

Besonderes Augenmerk lag am Vormittag auf der sogenannten Great Green Wall gegen Wüstenausbreitung in der Sahelzone. Macron will Geld locker machen, um das ins Stocken geratene Umweltprojekt in Afrika zu retten. „Im Laufe von 15 Jahren hat das Vorhaben der Großen Grünen Mauer Höhen und Tiefen erlebt“, sagte er in Paris. Er wolle mindestens ein Drittel der Mittel mobilisieren, die bis 2030 für das ehrgeizige Projekt benötigt würden. Dieses Ziel habe man nun sogar übertroffen: Beim Gipfel sind Zusagen von rund 14,3 Milliarden Dollar (rund 11,8 Milliarden Euro) zusammengekommen. Im Vorhinein hatte es aus Élyséekreisen geheißen, dass für die Initiative rund zehn Milliarden Euro zusammenkommen sollen.
Wie ein grünes Band sollen bei dem Projekt Tausende Kilometer Bäume in der Sahelzone von Dakar bis Dschibuti gepflanzt werden. So soll die Ausbreitung der Sahara gestoppt und auch gegen Hungersnöte und Dürre in der Region vorgegangen werden. Die Initiative wurde in den 2000ern ins Leben gerufen. Die Sahelzone in Afrika ist besonders vom Klimawandel betroffen. Dies bringt zahlreiche Konflikte mit sich, weshalb viele Menschen aus den Regionen fliehen.
Prinz Charles, ebenfalls Teilnehmer des hauptsächlich digital stattfindenden Treffens, wandte sich vor allem an Unternehmen aus aller Welt, rief sie zu Investitionen auf und stellte sein Projekt „Terra Carta“ vor. Ziel sei es, in der kommenden Dekade Wohlstand in Einklang mit Natur, Menschen und dem Planeten zu bringen, sagte der britische Thronfolger. Bis zum Jahr 2022 will er 10 Milliarden US-Dollar für entsprechende Projekte sammeln. Unternehmen wie der Pharmakonzern Astrazeneca, die Großbank HSBC, aber auch der Mineralölkonzern BP und der Flughafen Heathrow haben ihre Unterstützung angekündigt. Nur Führungskräfte – aus allen Bereichen und aus aller Welt – seien in der Lage, Veränderungen in der Größenordnung anzukurbeln, wie es für die Transformation der globalen Wirtschaft notwendig sei, sagte der 72-Jährige.
Mindestens 30 Prozent der Erde unter Schutz stellen
Am Nachmittag sprachen weitere Staats- und Regierungschefs sowie Verantwortliche von internationalen Organisationen, darunter der britische Premier Boris Johnson, UN-Generalsekretär Antonio Guterres und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Angela Merkel rückte den Zusammenhang von Pandemieprävention und Artenschutz in den Vordergrund, außerdem erklärte sie Deutschlands Beitritt zur sogenannten High Ambition Coalition (HAC).
Damit setzt sich Deutschland gemeinsam mit der EU und über 30 weiteren Regierungen dafür ein, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Erde unter Schutz zu stellen. Dieses globale Ziel soll im Rahmen der neuen UN-Biodiversitätsstrategie für 2030 auf der diesjährigen 15. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention zur biologischen Vielfalt (CBD) im chinesischen Kunming verabschiedet werden. Dem Vernehmen nach wolle Macron das 30-Prozent-Ziel in Frankreich und den französischen Überseegebieten bereits 2022 erreichen. Bisher sind weltweit etwa 15 Prozent der Land- und 7 Prozent der Meeresflächen geschützt.
Mit Blick auf die beim Gipfel vertretene Einsicht der gemeinsamen Ursachen von Klimawandel, Artensterben und Pandemien sagte Eberhard Brandes vom WWF Deutschland: „Es ist sehr begrüßenswert, dass diese Erkenntnis jetzt auch auf der höchsten politischen Ebene angekommen ist.“ Der WWF fordert jedoch, dass sich die Bekenntnisse nicht nur in mehr finanzieller Unterstützung für den Naturschutz, sondern auch in konkreter Gesetzgebung widerspiegeln.
Die Klimaaktivistin Greta Thunberg hält den One Planet Summit nur für leeres Gerede. „Live vom One Planet Summit in Paris: Blabla Natur, Blabla wichtig, Blabla ehrgeizig, Blabla grüne Investitionen, Blabla grüne Möglichkeiten, Blabla grünes Wachstum“, schrieb die Schwedin am Montagnachmittag auf Twitter. Es werde nur Jahrzehnten der weiteren Umweltzerstörung der Weg bereitet.
Derzeit kommen die Beratungen für ein CBD-Folgeabkommen bis 2030 schleppend voran. Vor wenigen Monaten meldete die CBD in ihrem „Global Biodiversity Outlook“, dass kein einziges ihrer 20 Ziele für die Zeit von 2011 bis 2020 erfüllt wurde. (mit dpa)
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links