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Erfundener toter Flüchtling am LagesoHelfer sagt Sorry

Dirk V., der einen toten Flüchtling am Berliner Lageso erfunden hatte, hat sich offenbar via Facebook entschuldigt. Es sei Alkohol im Spiel gewesen.

Die Geschichte sei „nicht ganz so unwahrscheinlich“, sagt eine Sprecherin von „Moabit hilft“. Foto: dpa

BERLIN dpa/taz | Nach der Lüge eines Flüchtlingshelfers zum Tod eines Asylbewerbers in Berlin ist bei Facebook eine Entschuldigung aufgetaucht. In der Gruppe „Mit Herz für Flüchtlinge“ war zeitweise ein entsprechendes Schreiben zu lesen, das allem Anschein nach von Dirk V. verfasst wurde.

„Es tut mir unendlich leid, dass ich viele Menschen mit meiner falschen Aussage verletzt habe“, stand darin. „Seit einigen Wochen merke ich zunehmend, dass mich mein ehrenamtliches Engagement mehr und mehr an die Grenzen der psychischen und auch körperlichen Belastung bringt.“ Er habe in der Nacht zu Mittwoch „zu viel“ Alkohol getrunken und sich „in die Geschichte hinein gesteigert, die ich in diesem Moment wohl selbst geglaubt habe.“

„Ich wollte wachrütteln, etwas verändern und habe dabei in einer Mischung aus Betrunkenheit und nervlichem Zusammenbruch ein völlig falsches Mittel gewählt“, so V. weiter. Später war der Eintrag verschwunden und das Profil wieder gelöscht.

Das Berliner Bündnis „Moabit hilft“ hat unterdessen Versäumnisse eingeräumt. „Wir haben da auf Deutsch gesagt echt Mist gebaut“, sagte eine Sprecherin am Donnerstag vor Journalisten. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) verurteilte das Verhalten des Mannes und kritisierte auch das Bündnis.

„Moabit hilft“ hatte am Vortag Angaben des Mannes bestätigt, wonach ein Asylbewerber gestorben sei, der zuvor lange vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) im Berliner Stadtteil Moabit gewartet habe. Stunden später sagte der Helfer der Polizei, das nur erfunden zu haben. Der Fall sorgte bundesweit für Aufsehen.

Die Geschichte sei „nicht ganz so unwahrscheinlich“, betonte die Sprecherin von „Moabit hilft“. „Das kann sich jeder Helfer, jeder Politiker und jeder Pressevertreter hier mittlerweile vorstellen.“

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7 Kommentare

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  • Hauptsache die Zustände am Lageso ändern sich zum besseren für die Flüchtlinge!

  • Jetzt nicht in Häme verfallen. Leute, die sich in ihrer Freizeit für Flüchtlinge engagieren, sind meine Helden. Polemik gegen Behörden muss trotzdem aufhören. Sonst erhalten wir Zustände wie im Görli, wo durchgeknallte Linkscampaigner scheinheilig grüne und linke Politiker trollen, während die Libanesenmafia den Drogenhandel mit Refugee-Dealern kontrolliert und man sich nicht mehr auf die Straße traut. Linke dürfen nicht gegen Sozialisten agitieren, sondern müssen sich dem Gegner beschäftigen und das ist immer noch derjenige, der die Geschäfte macht auf dem Rücken der Menschen, auch mit heuchlerischem Fachkräftegerede und mit der Ausbeutung der Refugees.

  • Strafrechtlich hatt der Herr nichts zu befürchten. Nur muss er die Kosten für den Auftritt bezahlen. Das greift das Zivilrecht.

  • Mir erscheint das durchaus plausibel, daß Dirk V. durch Überlastung und grenzenlosen Einsatz schließlich selbst an seine Grenzen gestossen ist und am Ende nicht mehr wußte wo oben und wo unten ist, und keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Das wird auch bestätigt durch einen Facebook-Eintrag, in dem es heißt,

    daß Dirk V. "bis vor wenigen Tagen länger im Krankenhaus [war] – Erschöpfungszustand" (https://www.facebook.com/reyna.bruns/posts/10153590362573005?_fb_noscript=1) Was hier passiert, ist doch folgendes: Diese Regierung läßt 1 Million Menschen ins Land, ohne auch nur ansatzweise den Aufwand zu betreiben, der nötig wäre, um all diese Menschen erst zu versorgen und dann zu integrieren. Das überläßt man lieber Freiwilligen, die im Grunde schlicht verheizt werden.

  • 3G
    30404 (Profil gelöscht)

    Nachrichten auf Basis von Wahrscheinlichkeiten. Wie praktisch ...

  • >Mir liegen jedoch Gesprächsnotizen vor, die Zweifel an der Integrität des vermeintlichen Augenzeugen wecken. So habe V. seine mediale “Prominenz” genutzt, Spenden zu sammeln, um sich in den Mittelpunkt zu rücken: “Er stellt sich als Gönner dar, verteilte Geschenke und genoss die Dankbarkeit der Schutzbedürftigen“, berichtet eine Person. Auch, dass er er nie selbst am Lageso vor Ort gewesen sei. Gerne telefonierte V. von zuhause aus, vermittelte Übernachtungen, delegierte andere Hilfsbereite, um Geflüchtete zu Ämtern zu begleiten. Aufreibend sei seine Form der Hilfe nie gewesen: “Dirk pickt sich die Rosinen raus, hat einen Hang zur Selbstdarstellung. Glaube, er hilft dann, wenn es ihm selbst unterhält.” -

     

    [...] Beitrag bearbeitet. Bitte auch im Kommentarbereich auf die Persönlichkeitsrechte achten und auf die Nennung des vollen Namens verzichten. Die Moderation

    • @Robert Niedermeier:

      Klar, nach so`ner Story kann die Erklärung "Suff" nicht evident sein.

      Für einen Tiefgang wie: "Ich komme gerade mit mir selbst nicht klar, ich bin krank", braucht´s vll noch ein bisschen Zeit.