Erforschung deutscher Volkskrankheiten: Gegen Diabetes, Krebs und Schlaganfall

Ganzheitliches Denken in der Medizin: Mit 5,5 Millarden Euro stärkt der Bund die Gesundheitsforschung für die Eindämmung von Volkskrankheiten.

Unangenehme Prozedur: künftig sollen Volkskrankheiten wie Diabetes eingedemmt werden. Bild: dpa

BERLIN taz | Wer heute geboren wird, idealerweise als Mädchen, hat eine 50-prozentige Chance, auch in 100 Jahren noch Geburtstag zu feiern. Das gaben die Bundesminister für Gesundheit und Forschung, Philipp Rösler (FDP) und Annette Schavan (CDU), am Mittwoch in Berlin bekannt.

Sollte sich ihre Prognose nicht bewahrheiten, dann liege das jedenfalls nicht an der deutschen Gesundheitsforschung. Denn die Gesundheitsforschung sei vorbildlich aufgestellt, um dem "demografischen Wandel", also dem geschätzten Bevölkerungsschwund von derzeit 82 Millionen auf 70 Millionen Einwohner im Jahr 2050, zu begegnen. Das liege laut Schavan nicht zuletzt an den 5,5 Milliarden Euro die der Bund bis 2014 als "Rahmenprogramm Gesundheitsforschung" für die Eindämmung der Volkskrankheiten wie Diabetes, Krebs oder Schlaganfall ausgeben will.

Im Juni sollen hierzu die Standorte für dann sechs über die Republik verteilte fachübergreifende Gesundheitszentren präsentiert werden. Für Hirnerkrankungen gibt es ein solches Zentrum bereits in Bonn, für Diabetes in München. Hinzu kommen sollen Zentren für Herz-Kreislauf-Forschung, Infektionen, Krebs- und Lungenforschung.

"Du hast das geradezu bescheiden gesagt", tadelte Schavans Ministerkollege Philipp Rösler und präzisierte die Ziele: Der Erkenntnistransfer vom Forschungslabor in die ärtzliche Praxis müsse beschleunigt werden. Derzeit dauere es zwischen 10 und 30 Jahren, bis neue Therapien in den Arztpraxen ankämen. Das Ziel sei, die Zehnjahresfrist zu unterschreiten. Die Versorgungsabläufe müssten effizienter, die Präventionsforschung gestärkt und das Kästchendenken einzelner Medizinzweige überwunden werden.

Die Forschung gegen Schlaganfall als eine der größten Volkskrankheiten mit jährlich 160.000 Fällen dürfe sich beispielsweise nicht länger nur auf das Gehirn beschränken, sondern müsse berücksichtigen, dass die meisten Schlaganfallpatienten an Infektionen, vor allem an Lungenentzündungen, sterben. Folglich müsse vorbeugende Therapie auch auf eine Stärkung des Immunsystems abzielen. Ein ganzheitliches Denken auch in der Medizin. Wenn man den Prognosen glaubt, wird es sich in 100 Jahren wohl durchgesetzt haben.

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