Erfolg für Umweltschützer in Südafrika: Wale sind stärker als Shell
Gericht verbietet „seismische Erkundungen“ vor Südafrikas Wild Coast. Das umstrittene Vorhaben hatte Proteste auf den Plan gerufen.
Shell will an Südafrikas Wild Coast mit seismischen Wellen, die von Luftkanonen auf Schiffen ausgesandt werden, die Struktur des Meeresbodens analysieren, um mögliche Rohstoffvorkommen aufzuspüren. Die Wild Coast, die mehrere Natur- und Meeresschutzgebiete umfasst, erstreckt sich über rund 300 Kilometer an der Ostküste Südafrikas am Indischen Ozean. Shell will dort in den kommenden vier bis fünf Monaten auf einer Fläche von rund 6000 Quadratkilometern Erkundungen vornehmen.
Geplant war, dass seismische Wellen fünf Monate lang 24 Stunden am Tag alle zehn Sekunden von Luftkanonen auf Schiffen ins Meer bis zu einer Tiefe von 700 bis 3000 Metern gesandt werden, in einem Gebiet rund 20 Kilometer vor der Küste.
Nach Einschätzung von Umweltschützern beeinträchtigt dieses Verfahren das Verhalten und die Fortpflanzung von Walen und anderen Lebewesen im Meer, die stark auf ihren Hörsinn angewiesen sind. Sie weisen unter anderem darauf hin, dass Wanderrouten von Walen durch das betroffene Gebiet führen. Shell hat zugesagt, Auswirkungen auf die dort lebenden Tiere nach Möglichkeit „zu verhindern oder zu minimieren“.
Ein erster Eilantrag gegen die Erkundungen war kürzlich noch vor einem Gericht niedrigerer Instanz gescheitert. Nach dem Urteil vom Dienstag hieß es, Shell respektiere die Gerichtsentscheidung. Das Unternehmen habe die Erkundungen ausgesetzt und prüfe nun das Urteil, erklärte das Unternehmen.
Die Organisation Natural Justice sprach von einem „riesigen Sieg“. Jedoch sei der Kampf noch nicht vorbei und das Verfahren werde weitergehen.
Regierung Südafrikas befürwortete Explorationsprojekt
Für das umstrittene Explorationsprojekt genoss Shell Rückenwind von der Regierung Südafrikas. Energieminister Gwede Mantashe, zugleich Bundesvorsitzender des regierenden ANC (Afrikanischer Nationalkongress) in Südafrika, hatte Anfang Dezember über seinen Twitter-Account betont, Öl- und Gassuche gebe es seit Jahrzehnten unter anderem in Ländern wie Norwegen, Saudi-Arabien oder Deutschland: „Diesen Volkswirtschaften geht es heute gut, das wurde auf der Basis der Erforschung dieser Ressourcen begründet.“ Afrika verdiene eine ähnliche Chance.
„Kann es sein, dass dies extreme, reine Liebe für die Umwelt ist, oder eine unerbittliche Kampagne, um sicherzustellen, dass Afrika und Südafrika nicht die Investitionen hereinströmen sehen, die sie benötigen?“, fragte der Minister weiter. Südafrika müsse erlaubt werden, an seinen Öl- und Gasvorkommen zu verdienen.
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