Entwürfe Kühne+Nagel-Grundstück: „taz bemüht sich“
Der Logistik-Konzern Kühne+Nagel will den Firmensitz erweitern, die taz an „Arisierungs“-Profit erinnern. Für beides liegen nun Entwürfe vor.
Gestern hat nun auch die Firma Kühne+Nagel der Öffentlichkeit präsentiert, wie sie sich die Gestaltung des öffentlichen Platzes an der Bremer Kaisenbrücke vorstellt, auf dem die taz ein Mahnmal, und der Logistikriese einen neuen Firmensitz errichten will. Die taz will an die von Kühne+Nagel verdrängte Dimension der NS-Geschäfte und „Arisierungs“-Gewinne erinnern, die Firma einen neuen, repräsentativen Stammsitz für die 1.500 Bremer Mitarbeiter. Weltweit sind es sogar 63.000 Angestellte, die freilich aus steuerlichen Gründen von der Schweiz aus verwaltet werden.
Kühne+Nagel plant einen elfgeschossigen Bau. Die Fassade, erläutert Architekt Jan Meding, werde „mit einem Mehl aus Wesersandstein eingefärbt“, um sich optisch an die Altstadt anzupassen. In der Tat soll das Gebäude als „Tor zu Innenstadt“ fungieren. Doch trotz dieser stadtbildprägenden Lage weigerte sich das Unternehmen, einen Architektur-Wettbewerb zuzulassen.
26 Millionen Euro will Kühne+Nagel in das Vorhaben investieren. Das fast 1.000 Quadratmeter große Grundstück schlägt dabei mit weniger als einer Million Euro zu Buche, wie das Bauressort gestern offiziell bestätigte.
Die taz hatte den demnach bei unter 1.000 Euro liegenden Quadratmeterpreis bereits thematisiert. In der Tat läge der Preis für derartige Innenstadt-Lagen eher bei 3.000 Euro pro Quadratmeter, bestätigte gestern das Bauressort. Dennoch sei der um zwei Drittel niedriger liegende Preis angemessen, da das Grundstück erhebliche Belastungen aufweise: Unter anderem müssten Kabel verlegt und Fundamente eines früher dort vorhandenen Brückenkopfes beseitigt werden. Angesichts dieser Unwägbarkeiten sei es nachgerade klug, so Ressortsprecher Tittmann, dass die Stadt sich dieser Risiken entledigt habe.
Die Problematik vorhandener Leitungen und Altlasten ist freilich kein Spezifikum dieses einen Grundstücks, sondern für Innen- und Altstadtlagen typisch. Nichtsdestotrotz hatte Kühne+Nagel seinerseits ein „Bodenwertgutachten“ vorgelegt, dem zu Folge die Stadt an den Käufer noch Geld als „Lasten-Ausgleich“ hätte zahlen müssen.
Bis zum 20. Februar sammelt die taz Ideen für ein „Arisierungs“-Mahnmal. Einsendeadresse ist: 4qmWahrheit@taz.de
Im Anschluss vergibt eine Experten-Jury dotierte Entwurfsaufträge. Auch, wenn Bremen keine Fläche zur Verfügung stellt, wird die taz den Wettbewerb wie angekündigt zu Ende führen. Es wäre das erste Mahnmal, das explizit die wirtschaftliche Seite des Holocausts thematisiert.
Hintergrund ist das Monopol, das sich die Großspedition dafür gesichert hatte, den gesamten Besitz der aus Westeuropa deportierten jüdischen Bevölkerung zur "Verwertung" abtransportieren zu dürfen.
Kurz vor Redaktionsschluss reagierte der Senat auf das Anfang Januar abgegebene Angebot der taz, den doppelten Quadratmeterpreis für eine Grundfläche für ein „Arisierungs“-Mahnmal zu bezahlen. Er „respektiere dieses Bemühen“, erklärte der grüne Bausenator Joachim Lohse, zumal sich „jedes Unternehmen seiner Vergangenheit stellen sollte“. Dennoch wolle man „ausschließlich das Gesamtgrundstück“ verkaufen.
Achim Ripperger ist einer von mehreren Dutzend KünstlerInnen, der sich bislang am Ideen-Wettbewerb beteiligt haben. Die taz wird das Thema nun keineswegs fallen lassen – zumal es Kühne+Nagel nach wie vor ablehnt, sich an der Erinnerung an die profitable Totalverwertung jüdischen Besitzes zu beteiligen.
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