Entwicklungen im Ukraine-Krieg: Angst vor Belagerung
Der Donbass steht unter Beschuss, es mangelt an Strom und Wasser. Moskau will außerdem Transnistrien mit in den Krieg verwickeln.
Die russischen Angriffe auf die Ukraine gehen unvermindert weiter. Der Donbass und das Gebiet Odessa im Süden der Ukraine waren am Mittwoch Ziele neuer russischer Angriffe. So ist eine Brücke vom Bezirk Bilhorod-Dnistrowsky in Richtung Odessa, Hauptschlagader für den Verkehr nach Rumänien, von Raketen getroffen worden. Im Gebiet Donezk sind nach Angaben eines Sprechers des größten ukrainischen Energieunternehmens DTEK ein Drittel aller Ortschaften ohne Strom. Im Gebiet Mikolajiw, so dessen Gouverneur Waleri Kim, ist ein Ende der Wasserknappheit nicht abzusehen, da die beschädigte Wasserleitung direkt an der Front liege. In der Stadt rechnet man mit einer baldigen russischen Offensive oder einer Belagerung. Am Nachmittag wurden vor der Küste der Hafenstadt Kriegsschiffe gesichtet.
In seinem Tagesbericht vom Dienstag geht der ukrainische Generalstab davon aus, dass die russische Armee die ukrainischen Streitkräfte im Donbass einkreisen wolle. Weiterhin sei eine vollständige Kontrolle über das Gebiet der Oblaste Donezk und Luhansk geplant und die Erkämpfung eines Landkorridors zur Krim. Im gesamten Gebiet Donezk seien russische Truppen aktiv und bemühten sich, die Ortschaften Rubischne, Popasna und Marinka einzunehmen, um dann in einem weiteren Schritt auch Sewerodonezk und Slowjansk einzunehmen.
In der Stadt Cherson fand am Mittwochvormittag eine Demonstration unter dem Motto „Cherson gehört zur Ukraine“ statt. Russische Besatzungseinheiten trieben die Teilnehmer mit Tränengas und Blendgranaten auseinander, berichtet der Telegram-Kanal von strana.news. Zuvor hatten nach Angaben des Bürgermeisters unbekannte Bewaffnete die ukrainische Fahne vom Rathaus geholt. Möglicherweise, so vermuten ukrainische Behörden, planen die russischen Besatzer ein Referendum über die Zugehörigkeit von Cherson zur „Volksrepublik Donezk“ abzuhalten.
Noch immer haben sich über tausend Menschen auf dem Gelände der Fabrik Asowstal in Mariupol verschanzt. In einer neuen Videobotschaft aus dem Werk berichtet der Kommandeur des ukrainischen Militärs, Sergei Wolynski, von 600 Verletzten, die man dringend medizinisch versorgen müsse. Außerdem fehle es an Wasser, Lebensmitteln und Munition.
Das größte Munitionslager Europas
Unterdessen erschüttern Explosionen die an die Ukraine grenzende Republik Moldau. Nachdem am 25. April in Tiraspol, Hauptstadt des prorussischen De-facto-Regimes der „Transnistrischen Moldau-Republik“ und nur hundert Kilometer von Odessa entfernt, das Gebäude der Staatssicherheit von Unbekannten mit Granaten beschossen worden ist, wurde dort am darauffolgenden Tag ein Funkturm durch Explosionen zerstört und ein Militärflughafen beschossen.
In der nicht anerkannten „Transnistrischen Moldau-Republik“ sind 1.700 russische Soldaten stationiert. Am Mittwochmorgen sei die Ortschaft Kolbasna von der Ukraine aus beschossen worden, berichtet das Portal des Innenministeriums der „Transnistrischen Moldau-Republik“. In dem Dorf Kolbasna, so heißt es dort weiter, befinde sich ein Munitionslager, das nach Auffassung von Experten das größte Munitionslager Europas sei.
Gegenüber strana.news geht Wadim Denisenko, Berater des ukrainischen Innenministers, davon aus, dass der russische FSB die jüngsten Schüsse und Explosionen in der nicht anerkannten Republik zu verantworten habe. Damit, so Denisenko, wolle Russlands Präsident Wladimir Putin Transnistrien in den Krieg hineinziehen.
Die Ukraine werde zum Gegenangriff übergehen, sobald sie schwere Waffen von ihren westlichen Partnern erhalten habe, zitiert die gazeta.ua Alexei Arestowitsch, Berater des Chefs der Präsidialadministration.
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