Entwertung der Bundesliga: Alltag besser gegen Stade Brest

Bezüglich Spannung überholt die Champions League derzeit die hiesige Spitzenspielklasse. Sogar die Zweite Liga ist besser.

Conference League-Spieltag in Molde, Norwegen

Conference-League-Spieltag in Molde, Norwegen, Oktober 2024 Foto: Ekornesvåg/AP

Borussia Dortmund ist der neue Tabellenführer. Durch einen souveränen 7:1-Heimsieg lösten die Borussen den strauchelnden FC Bayern an der Spitze ab. An welcher Spitze? Die der Bundesliga? Nein, die der Champions League, die erstmals eine richtige League, also Liga, ist.

Die Champions bilden ein Tableau von nicht weniger als 36 Clubs, und es ist anzunehmen, dass die Liga im Laufe der Zeit sukzessive zusammengedampft wird auf 32 und weniger Vereine. Der Plan der UEFA, die dräuende Superliga ins Reich der Reichenfantasien zu verbannen, scheint aufzugehen. Die neue Liga ist reizvoll, spannend, unvorhersehbar. Hinter Borussia Dortmund lauert Stade Brest auf dem 2. Platz. Und wann zuletzt war Real Madrid irgendwo nur 17.? Vielleicht noch nie.

Wenn zukünftig also noch irgendwo von „Ligaalltag“ die Rede ist, wird die Champions League gemeint sein oder ihre Unterklassen, die Europa- und die Konferenzliga. In letzterer spielen Rapid Wien, der 1. FC Heidenheim, Omonoia Nikosia oder der Pathos FC. Äh, Paphos. Die Großen spielen oben, die Kleinen unten, so wie sich das gehört.

In der Bundesliga, das ist die Wochenendliga, durch die man wegen der lästigen Qualifikation auch noch spielen muss, spielen unterdessen der FC St. Pauli (Aufsteiger) gegen den FSV Mainz 05 (0:3) oder Bayer Leverkusen (irrer Weise amtierender Meister) gegen Holstein Kiel (Aufsteiger; 2:2). Es gibt Spieltage, da spielen Hoffenheim und Heidenheim gegeneinander. Während in Liga 2 der FC Schalke 04 und Hertha BSC Berlin aufeinandertreffen. Zum Beispiel.

Und wann zuletzt war Real Madrid irgendwo nur 17.? Vielleicht noch nie.

Vielleicht sollte sich die DFL – keiner weiß, warum es zwei Verbände gibt, die den deutschen Fußball leiten – an der CL ein Beispiel nehmen und auch die 36er-Liga einführen: Für die Granden wie Borussia Dortmund macht es kaum einen Unterschied, sie werden wie anderswo der FC Sevilla so oder so aufpassen müssen, nicht einmal das große Geschäft zu verschlafen, weil sie meinen, in den unteren Ebenen auch ohne Leistung gewinnen zu können (die Folge: 1:2 bei Union Berlin). Und Hertha, der FC und der HSV wären wieder erstklassig, wie sich das gehört. Und – durch das ausge­klügelte System muss niemand 2 x 35 Spiele austragen, sondern, sagen wir, nur 8.

Von der Champions League lernen heißt siegen lernen!

Bis dahin aber müssen wir noch die Bundesliga ohne Tradition und einen gespreizten Terminkalender ertragen müssen. Zum Glück ist erst mal Länderspielpause. In der spielt Deutschland in Bosnien-Herzegowina. Hoffentlich für einen guten Zweck.

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