Entscheidung in Washington: Wieder US-Soldaten nach Somalia
Die USA stationieren 500 Spezialkräfte in Somalia. Das ist ein Schulterschluss mit Somalias neuem Präsidenten gegen die Shabaab-Islamisten.
Die USA hatten sich 1992–93 mit einer Militärintervention gegen Warlords in Somalia eine blutige Nase geholt. Erneut aktiv wurden sie ab 2007 gegen die Shabaab; mit Luftangriffen und Spezialkräften tötete das US-Militär Kämpfer und Kommandanten der Islamisten und half auch Äthiopien und Kenia, deren Armeen in Somalia direkt gegen die Shabaab kämpften.
Offiziell bekannt wurden die US-Einsätze erst, als US-Präsident Donald Trump Ende 2020 ihr Ende verkündete. Die damals rund 700 US-Soldaten in Somalia zogen im Januar 2021 ab – mit dem Ergebnis, so der Informationsbrief „Sahan Somali Wire“, dass „die Shabaab heute viel stärker sind und mehr Gebiete kontrollieren als 2017“, also als die letzte Amtszeit des jetzt erneut zum Präsidenten gewählten Sheikh Mohamud endete.
Der jetzt scheidende Mohamed Abdullahi Mohamed Farmaajo, der 2017 an die Macht gekommen war, hatte Somalia in eine enge Allianz mit Eritrea und mit Äthiopiens Ministerpräsidenten Abiy Ahmed geführt. Als im November 2020 Krieg zwischen Äthiopiens Regierung und der in der Region Tigray herrschenden TPLF (Tigray-Volksbefreiungsfront) ausbrach, unterstützte nicht nur Eritrea die äthiopische Armee mit Truppen – Farmaajo soll auch 5.000 Soldaten aus Somalia losgeschickt haben, zunächst zum Training in Eritrea.
Somalias neuer Präsident Sheikh Mohamud steht eher der TPLF nahe, die während seiner ersten Amtszeit 2012–17 Äthiopien regierte. Seine Wahl freut nicht nur die USA, sondern auch die TPLF, deren Sprecher Getachew Reda sie als „historisches Comeback“ begrüßt hat. Die Allianz zwischen Somalia, Äthiopien und Eritrea geht offenbar mit Farmaajos Abwahl zu Ende, und die USA positionieren sich neu in der Region.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator