Entschädigungsdebatte auf COP27: Meilenstein auf dem Klimagipfel

Schadenersatz für Klimakatastrophen-Folgen war für die Industrieländer lange ein Tabu. In Ägypten kommt das Thema endlich auf die Agenda.

Eine Person geht mit Hund auf Fahrrad durch eine Überflutung.

Überlebt: Nach dem Tropensturm „Nalgae“ am 30. Oktober auf den Philippinen Foto: Eloisa Lopez/reuters

Es ist ein Novum im Kosmos der Weltklimakonferenzen, die immerhin schon mehr als ein Vierteljahrhundert lang fast jährlich abgehalten werden: Auf der Tagesordnung der COP27 im ägyptischen Scharm al-Scheich steht endlich auch der finanzielle Umgang mit der Zerstörung, die die Klimakrise nach sich zieht.

Die Notwendigkeit liegt auf der Hand. Wenn extremes Wetter zunimmt, gibt es immer mehr Schäden. Stürme demolieren Häuser, Fluten reißen Ernten mit sich, der Meeresspiegel wird künftig ganze Landstriche oder Inseln schlucken. Arme Länder im globalen Süden können das finanziell kaum stemmen. Früher war so etwas höhere Gewalt – mittlerweile ist es eben doch oft menschliche. Und zwar in erster Linie aus dem Globalen Norden, der die Klimakrise durch seine CO2-intensive Industrialisierung hauptsächlich verursacht und seinen Reichtum unter anderem darauf aufgebaut hat.

In einer solchen Situation liegt es eigentlich nahe, dass Schadenersatz vonnöten ist. Trotzdem ist das Thema ein Tabu: Die Industrieländer haben Angst vor den juristischen Folgen. Sie befürchten, dass ihnen Zahlungen für Schäden und Verluste als Schuldeingeständnis ausgelegt werden könnten und arme Länder immer mehr Entschädigungen einklagen könnten. Das wollen sie auch weiterhin vermeiden: In einer Anmerkung zu dem Tagesordnungspunkt wurde deshalb vermerkt, dass „dieser Prozess keinen Schadenersatz und keine Kompensationen beinhaltet“. Der Schadenersatz darf also nicht Schadenersatz heißen.

Das allein zeigt schon, dass die Verhandlungen nicht einfach werden. Dies liegt nicht nur an politischen Blockaden, sondern auch an den komplizierten Details. Schließlich ist eben doch nicht jedes einzelne Extremwetter auf die Klimakrise zurückzuführen. Und wie viel Schaden es gibt, hängt auch von der Vorbereitung vor Ort ab, die zumindest teilweise in der Verantwortung der jeweiligen Länder liegt.

In Scharm al-Scheich wird dazu nicht das letzte Wort gesprochen werden. Dass aber das erste Wort offiziell fällt, ist ein Meilenstein.

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Jahrgang 1991, ist Redakteurin im Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.

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