Entschädigung für Näher in Bangladesch: Anzahlung zum Jahrestag
Fast ein Jahr nach dem Fabrikeinsturz in Bangladesch sollen die NäherInnen entschädigt werden. Mit nur einem Bruchteil des Geldes, das ihnen zusteht.
BERLIN taz | Für Hunderte Überlebende des Fabrikeinsturzes in Bangladesch hat das Warten auf Entschädigung voraussichtlich ein Ende. Der dafür eingerichtete Entschädigungsfonds der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) will kommende Woche die Ansprüche der NäherInnen erfassen. Bis zum Jahrestag des Einsturzes am 24. April sollen die 3.600 Überlebenden und die Hinterbliebenen der Toten jeweils eine Anzahlung von 470 Euro bekommen.
Das Geld ist nur der Anfang, da in den Entschädigungsfonds bisher nicht annähernd genug Mittel eingegangen sind. Mit der Anzahlung sollen unter anderem Konten für die Empfänger eingerichtet werden, hieß es. Die gesamte Entschädigung soll nach Registrierung der Ansprüche nach ILO-Standards berechnet werden und in Raten ausgezahlt werden. Gebraucht werden insgesamt wohl 40 Millionen Dollar.
Einem Bericht des Guardian zufolge waren bis zu dieser Woche insgesamt weniger als fünf Millionen Dollar eingezahlt worden. Und das obwohl viele der Firmen – unter ihnen etwa die Zara-Mutterfirma Inditex, Kik oder C&A – Millionen- oder Milliardenumsätze mit Textilien gemacht haben. Inditex gab diese Woche bekannt, es werde rund 1,5 Milliarden Euro an die Anteilseigner ausschütten.
Das Geld im Fonds hat sich diese Woche nun durch eine Einzahlung von Primark wesentlich erhöht. Während die Firma eine Million Dollar in den gemeinsamen Fonds einzahlte, übernimmt sie außerdem die Auszahlung an die ArbeiterInnen einer bestimmten Firma in Höhe von neun Millionen Dollar.
In Bangladesch wurde die Nachricht mit Skepsis zur Kenntnis genommen. „Das haben wir in der Zeitung gelesen, aber wer weiß, ob's stimmt“, sagte Milon, der als Näher in einer Fabrik im zweiten Stock gearbeitet hatte. Er wolle abwarten, bis er das Geld tatsächlich erhalte. Bei dem Unglück vor einem Jahr waren mehr als 1.100 TextilarbeiterInnen gestorben, rund 2.500 Menschen konnten – häufig schwerverletzt oder nur nach Notamputation – aus den Trümmern geborgen werden.
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