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Entlassung eines rechten LehrersEine Berliner Eliteschule räumt auf

Der Lehrer soll Bärgida-Demonstrationen unterstützt haben und den „Identitären“ nahestehen. Das Gymnasium hat ihm in der Probezeit gekündigt.

Äußerlich macht es seinem Namen alle Ehre, aber inhaltlich zählt eine weltoffene, bunte Haltung Foto: imago/Stefan Zeitz

Berlin epd | Nach der Entlassung eines rechtsgerichteten Lehrers vom Berliner evangelischen Elite-Gymnasium „Graues Kloster“ wirbt die Schulleitung um Verständnis für die Entscheidung. Dazu habe die Schulleiterin, Xenia von Hammerstein, einen Brief an die Eltern der Schüler gesandt, berichtet die Berliner Morgenpost. Darin betont die Pädagogin der Zeitung zufolge: „Unser Bildungsauftrag als Evangelische Schule verpflichtet uns darauf, die christlichen Werte der Nächstenliebe, der Offenheit und Toleranz auch und gerade für die Fremden in Wort und Tat zu vertreten.“

Die Schulleiterin wies zudem darauf hin, dass Kündigungen während der Probezeit kein außergewöhnlicher Vorgang seien. „Die Probezeit ist dafür gedacht, dass beide Seiten prüfen, ob sie zueinander passen“, betonte von Hammerstein.

Wie am Wochenende bekannt wurde, hatte das Gymnasium in Berlin-Schmargendorf Ende September einen erst im August angestellten Chemie und Biologie-Lehrer noch innerhalb seiner Probezeit aus dem Schuldienst entlassen. Grund soll die offenbar rechte politische Haltung des 38-Jährigen Quereinsteigers sein. Er soll an rechtsgerichteten, islamfeindlichen „Bärgida“-Demonstrationen teilgenommen haben. Die Entlassung hatte für Diskussionen gesorgt, weil der Mann auch Mitglied der rechtspopulistischen AfD im Stadtteil Neukölln und dort Schatzmeister der Partei ist. Die AfD kritisierte das Vorgehen.

Der Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Schulstiftung in der Landeskirche, Frank Olie, hatte dagegen betont, dass die AfD-Mitgliedschaft kein Kündigungsgrund sei. Wenn allerdings jemand offen Sympathie für die rechtsextremistische und vom Verfassungsschutz beobachtete „Identitäre Bewegung“ zeige und sich öffentlich für die „Bärgida“-Bewegung engagiere, dann bestehe ein Problem. „Als evangelische Schulen stehen wir für Offenheit und Toleranz, betreiben Integrationsklassen und sind gegen jede Art von Diskriminierung und Ausgrenzung“, sagte Olie der Berliner Morgenpost.

Wie das Blatt weiter berichtet, ist an einem anderen staatlichen Berliner Gymnasium ein früherer AfD-Landesvorsitzender unterdessen seit längerer Zeit als Lehrer der Gesellschaftswissenschaften tätig. Die Schulleitung halte an dem Mann fest, weil er im Unterricht nicht für seine Sichtweise werbe und nie gegenüber den vielen migrantischen Schülern auffällig geworden sei, berichtet die Zeitung unter Berufung auf die Schulleitung. Auch an anderen staatlichen Schulen habe es ähnliche Kündigungen bislang nicht gegeben.

Das evangelische „Graue Kloster“ ist Berlins ältestes Gymnasium und befindet sich heute im Stadtteil Schmargendorf. Die Anfänge der Bildungseinrichtung gehen auf das Jahr 1574 zurück. Zu den bekanntesten Schülern zählen die Architekten Karl Friedrich Schinkel und Johann Gottfried Schadow, „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn, Reichskanzler Otto von Bismarck, der letzte DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière, die Schauspielerin Thekla Carola Wied und der Oscar-gekrönte Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck.

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14 Kommentare

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  • Deshalb bin ich stolz auf meine alte Schule Graues Kloster.

     

    Freiheit braucht Regeln und damit Grenzen, sonst wird aus der Demokratie eine Ochlokratie.

     

    Ein Klosteraner (Abitur 1992)

  • In Erinnerung an die Berufsverbote in den 70ern anlässlich des sogenannten `Deutschen Herbst` finde ich die Entscheidung der Schule nicht nur völlig in Ordnung sondern auch absolut in die Richtungsweisend. Rechtspopulismus ist pures Gift für jede demokratisch orientierte Gesellschaft. Weiter so . . .

  • Lustig eigentlich, dass berliner Öko-Eltern ihre Kinder wegen dem niedrigeren Migrantenanteil an Privatschulen schicken, die Schulen ihrer Kinder also nach rassistischen Kriterien auswählen und genau diese Schulen dann Lehrer wegen ihrer vermeindlich rassistischen Einstellung rauswerfen.

     

    Was eine Heuchelei

    • @Sorsha:

      100% Zustimmung, lieber Sorsha, bravo! Das ist Hypokrisie vom feinsten hoch 10, wie mindestens.

    • @Sorsha:

      Ihr Kommentar hat zwar wenig mit dem Thema zu tun, aber na gut, einfach mal ein Zitat: "... nie gegenüber den vielen migrantischen Schülern auffällig geworden" - lesen kann bilden und rechte Trolle als das identifizieren helfen, was sie sind.

      • @Spin:

        Ein Migrantenanteil von 30%, so wie einer der Gründer der taz, Max Thomas Mehr, ihn auf seiner zu gründenden Privatschule in Kreuzberg einführen wollte, kann ja auch schon "viel" sein.

         

        Tatsache ist allerdings, dass Kreuzbergs Akademikerkinder ihre eigenen kleinen Akademikerkinder nicht mit Migranten zur Schule schicken wollen, wie Studien längst belegt haben.

         

        Einer der Gründe dafür, dass die Zahl der Privatschulen steigt, ist ja gerade der, dass ihr Akademikerkinder euch zu kultiviert fühlt um eure Kids mit uns kulturlosemMigrantenmob zur Schule zu schicken.

         

        Ich bin damit aufgewachsen. Ich weis wie ihr seid.... Akademikerkinder

  • „Als evangelische Schulen stehen wir für Offenheit und Toleranz, betreiben Integrationsklassen und sind gegen jede Art von Diskriminierung und Ausgrenzung“,

     

    Ausser wenn es um die AfD geht, scheint mir. Die Schulleiterin sollte sich doch bitte etwas genauer ausdrücken, von einer Lehrerin kann man das wohl verlangen

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @Gerald Müller:

      Wer unchristlich ist, Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder ihres Glaubens ablehnt, will ausgerechnet Kinder an ausgerechnet einer christlichen Schule unterrichten ? Lachhaft. Erst hetzen und dann greinen, was für Heulsusen.

  • Es wird zeit für einen neuen Radikalenerlass! Dann müssen sich die öffentlich-rechtlichen Arbeitgeber nicht mehr so winden. Auch wenn die Linke jetzt jubelt ... es wird irgendwann alle "anders"Denkenden treffen.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @TazTiz:

      Es ist ein kirchlicher Arbeitgeber, der beschlossen hat, dass menschenfeindliche und rassistische Vorstellungen in einer christlichen Schule nichts zu suchen haben und entsprechende Lehrer nicht auf Schüler losgelassen werden dürfen. Recht so !!! Es belustigt, dass AfD-, Pegida- und sonstige braun gefärbte Gartenzwergnazis rumjammern, wenn ihnen ihre abartigen "Ideen" mal auf die Füße fallen. Diese Demokratiefeinde müssen irgendwann mal lernen, andere Einstellungen zu akzeptieren.

    • @TazTiz:

      Dass es irgendwann alle anders-Denkenden trifft, sollte für die Linke aber doch eigentlich gar kein Problem darstellen, wenn man eine "links-rot-grün-versiffte" Gesellschaft postuliert, in der ausschließlich gegen "konservative" Kräfte vorgegangen wird. Oder wo liegt mein Denkfehler?

      • @Benjamin Brink:

        Tja, wenn man die ganze Zeit um Garten steht ... gibt es schonmal witterungsbedingte Maschinenschäden. Komm' mal rein ins warme, dann klappt's auch mit dem Denken. Ich find's Interessant und bemerkenswert wie schnell die Kirche reagiert. Klasse! Die Neue Rechte Suppe hat nichts an Schulen verloren! Die Reaktion von AFD und Co. war zu erwarten.

        • @Tante Emma:

          Sie haben die Gefahr noch gar nicht verstanden. Die heutige Ausgrenzung von AfD und Co. wird die argumentative Grundlage für ganz andere Ausgrenzungen in der Zukunft sein ... wer die demokratischen Spielregeln aufgibt, wird Diktatur ernten.

      • @Benjamin Brink:

        Dein Denkfehler liegt darin, das Rassismus nicht in den Lehrplan gehört.