Energiewende in den USA: Gas oder gar nicht
Die USA machen Ernst mit der Energiewende, die Bilanz wird grüner. Aber Ökologie ist nicht das entscheidende Argument. Es geht um das Big Business.
Vor der Klimakonferenz in Paris im Dezember werfen wir einen Blick auf die Protagonisten. Barack Obama will sich als Klima-Vorkämpfer profilieren. Wie steht es um die Energiewende in den USA? Unser Autor war im Juli 2015 vor Ort.
Vor dem Fenster breiten sich seine 3.600 Hektar aus, zwischen schnurgeraden, staubigen Straßen stehen Mandelbäume, auf der einen Seite grün, auf der anderen Seite grau und abgestorben. Hier im kalifornischen Central Valley wachsen die meisten Mandeln für den Weltmarkt. Oder eben nicht. Denn die Trockenheit im Südwesten der USA setzt Starrh und seinen Kollegen seit Jahren zu.
„In diesem Jahr haben wir nur fünf Prozent des Wassers bekommen, für das wir bezahlt haben“, sagt der massige Mann mit der Basecap und dem schleppenden Akzent. Auf einer Fläche von 80 Fußballfeldern lässt er in diesem Jahr die Mandelbäume verdursten. „Es tut mir in der Seele weh.“
Starrh sitzt auf dem Trockenen. Da helfen auch die guten Kontakte in die Politik nicht. Dabei hat der demokratische Gouverneur von Kalifornien, Jerry Brown, die Farmer bei seinen drastischen Plänen zum Wassersparen sogar extra ausgenommen. Im Frühjahr ordnete er an, dass alle anderen Betriebe, öffentliche Einrichtungen und Haushalte 25 Prozent Wasser sparen müssen. Für Brown ist die lange und schwere Dürre ein Zeichen für den Klimawandel. „Wir leben inzwischen in einer anderen Welt“, erklärte der Gouverneur, „wir müssen anders handeln.“
Energiewende in vollem Gange
Wie, das kann man zwei Autostunden südöstlich von Fred Starrhs Farm besichtigen: Fast 5.000 Rotoren drehen sich im größten Windpark der Erde am Tehachapi-Pass. Die staubigen, fast vegetationsfreien Berghänge sind mit riesigen weißen Masten überzogen, im wischenden Schatten der Rotoren grast eine Herde wilder Mustangs. Bei voller Leistung wird von hier Energie wie aus fünf Atomkraftwerken in die Klimaanlagen von Los Angeles geschickt. Jede einzelne Anlage produziert 50-mal mehr Strom als ihre Vorgänger vor 30 Jahren. Am Horizont verschwimmt im Dunst die Edwards Air Force Base. Früher landete hier das Spaceshuttle. Was damals Science-Fiction war, ist heute alltäglicher Hightech.
Was kostet es, wenn die USA sich in der Klimafrage nicht bewegen? Die US-Umweltbehörde hat Ende Juni eine Prognose vorgestellt.
Schadensvorhersage: Der Wirtschaft werden bis ins Jahr 2100 180 Milliarden Dollar allein wegen zunehmender Dürren und Wassermangel verloren gehen. Die Experten erwarten bis zu 12.000 mehr Hitzetote in Großstädten. Ihre Rekordzahl betrifft die Küsten. Sie prognostizieren durch vermehrte Stürme und den steigenden Meeresspiegel Schäden, die sich auf bis zu 5 Billionen Dollar summieren könnten.
Gewinnerwartung: Dagegen stellt der Report die wirtschaftlichen Vorteile, sollte es gelingen, den Temperaturanstieg weltweit zu stoppen: Das sparte den USA fast 9 Milliarden zusätzliche Dollar zur Straßen- und Brückenerhaltung. Die Landwirtschaft könnte 3,1 Milliarden Dollar Mehrgewinn machen.
Auch in den USA ist die Energiewende in vollem Gange. Allerdings ganz anders als in Deutschland. Im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ zählen Fortschritt der Technik, Profite im XXL-Maßstab, Unabhängigkeit und erst dann irgendwie Klimaschutz. Der Konsens für Milliardensubventionen, die auch in den USA über Quoten und Steuergeschenke gezahlt werden, ist weniger die Rettung der Welt, sondern mehr die Chance auf gute Geschäfte. Während in Europa Umweltschützer verzweifelt gegen die Kohle kämpfen, verliert dieser Klimakiller in den USA von allein an Bedeutung.
„Climate Change“ ist in den USA immer noch ein Reizwort für Konservative, obwohl die Auswirkungen des Klimawandels hier viel deutlicher spürbar sind als in Europa. Dürre, Überschwemmungen und Stürme: „Dieses Muster sehen wir alle paar Jahre“, brummt Fred Starrh vor sich hin. Auch wenn er in 65 Jahren auf seiner Farm solch einen Wassermangel noch nicht erlebt hat.
Auch Kip Averitt ist vom Klimawandel nicht überzeugt. „Unsere Kühe sind wahrscheinlich ein größeres Problem als unsere Autos“, sagt der Mann im Businessanzug mit dem breiten Grinsen und der Halbglatze. Er sitzt in der texanischen Hauptstadt Austin in einem alternativen Café und beißt auf den Eiswürfeln aus seinem Glas herum. Seine Ansicht würde ihn in Deutschland wohl den Job kosten: Der Republikaner ist Chef der „Texas Clean Energy Coalition“, der mächtigen Lobby für Gas, Wind, Solar und Effizienz. Aber hier ist das kein Problem. In Texas sind die Erneuerbaren längst zum Big Business geworden.
Der „Energiestaat“, der jeden Tag Öl und Gas für 150 Millionen Dollar aus seinem Boden presst, ist mit 14 Gigawatt Windkraft einsame Spitze in den USA (Deutschland hat 38 Gigawatt). Solaranlagen wachsen aus dem Boden. Gerade wurde wieder eine riesige Stromtrasse durchs Land gezogen. Und Austin – so etwas wie das texanische Freiburg – will bis 2050 klimaneutral sein. Die Umweltschützer in Kalifornien? Averitt winkt ab: Viel Gerede, nichts dahinter: „Wir machen das besser, weil wir damit eine Menge Geld verdienen.“ Und auch wenn der Klimawandel für ihn kein echter Grund zur Sorge ist: „Irgendjemand wird stinkend reich werden, wenn er eine Lösung für all das CO2 findet.“
Gasland hat seine eigenen Gesetze
Der Run auf den neuen Markt ist längst am Laufen. Die USA halten zwar immer noch und zu Recht in der Energie- und Klimapolitik den schwarzen Peter: Kein Kioto-Protokoll, ein miserabler ökologischer Fußabdruck, ein schlechtes Vorbild bei Stadtplanung, Autoverkehr und Verschwendung von Rohstoffen. Aber die Bilanz wird grüner: Seit 2005 sind die Klimaemissionen um fast 10 Prozent gesunken, der Spritverbrauch der Autos bewegt sich Richtung EU-Durchschnitt.
Das Land ist nach China der weltweit zweitgrößte Markt für erneuerbare Energien und hat 90 Milliarden Dollar ausgegeben, um mit grünem Wachstum die Wirtschaftskrise zu bekämpfen. Die Obama-Administration investiert inzwischen viel politisches Kapital in die UN-Klimaverhandlungen und hat dafür einen bemerkenswerten Deal mit China geschlossen. Und vor allem: Obamas Umweltbehörde EPA hat einen „Clean Power Plan“ entworfen, nach dem alte Kohlekraftwerke reihenweise vom Netz müssen. Im Sommer sollen die Details veröffentlicht werden. Und anders als Sigmar Gabriels Wirtschaftsministerium bei der „Klimaabgabe“ wird die EPA vor der Kohlelobby nicht den Schwanz einziehen.
So viel Mut hat einen Grund: das umstrittene „Fracking“. Aus Tausenden von neuen Quellen sprudeln seit einigen Jahren Gas und Öl. Mit einer Mischung aus Sand, Wasser und Chemikalien werden die Rohstoffe aus dem Gestein gepresst. Die neuen Energiequellen senken die Preise für Benzin und Strom, befeuern die Industrie und machen die USA wieder zu einem der wichtigsten Spieler im internationalen Energiegeschäft. „Ein Geschenk Gottes“ nennen Ökonomen den Boom. Das „Schiefergas“ hat nicht nur der Brieftasche, sondern durch die Auferstehung aus Immobilien- und Wirtschaftskrise auch der amerikanischen Psyche sehr gutgetan.
Der Erfolg hat auch eine dreckige Seite. Denton, eine Kleinstadt eine Stunde nördlich von Dallas, ist der Schauplatz des verzweifelten Kampfs einer Kommune gegen das Fracking auf ihrem Boden. An der North Bonnie Brae Street stehen drei unscheinbare grüne Tanks, etwa drei Meter hoch und umgeben von einem Gewirr aus Rohren, Armaturen und Maschendraht. Die Sonne scheint warm, im Park auf der anderen Straßenseite spielen Kinder auf der großen blauen Rutsche. Unbemerkt wird hier Gas aus dem Boden gepumpt. Mit dieser Idylle war es früher oft vorbei, immer wenn „gefrackt“ wurde, damit an einem Bohrloch neues Gas fließt.
Fracking statt Freiheit
„Da stand hier ein zwanzig Meter hoher Bohrturm mit einer riesigen Gasfackel, die Trucks fuhren zu allen Zeiten durch die Nachbarschaft, überall Lärm, stinkendes Gas und Lichter mitten in der Nacht, der Boden bebte“, sagt Cathy McCullen. Die Krankenschwester war Anführerin einer kleinen Rebellion: Im November 2014 verbot Denton als erste US-Stadt durch eine Volksabstimmung das Fracking im Stadtgebiet. „Die Leute hatten einfach die Nase voll, dass die Gasfirmen ihnen bei Beschwerden sagten: ‚Bleiben Sie für diese Zeit einfach im Haus‘ “, empört sich McMullen.
Die Bürger von Denton sind nicht grundsätzlich gegen das Fracking. „Aber doch nicht in unseren Vorgärten!“ Doch genau da wird es weitergehen. Nach Klage der Industrie kippte der Gouverneur von Texas das Verbot mit einer eigenen Verordnung. „House Bill 40“ macht eindeutig klar: Die „Mineralienrechte“ stehen über den „Oberflächenrechten“ – selbst wer ein Grundstück kauft, muss zulassen, dass jemand anderes in seinem Boden nach Bodenschätzen sucht. Da hilft auch die „Homerule“ nicht mehr. Traditionell haben Städte in Texas große Selbstverwaltungsrechte. Fracking statt Freiheit: Gasland hat seine eigenen Gesetze. Dafür gab es im Parlament eine Zweidrittelmehrheit.
Obamas unkonventioneller Krieg
Auf der anderen Seite sorgt das Gas für eine grünere Zukunft: Es drückt die dreckige Kohle aus dem Markt. „Schon jetzt steht ein Viertel aller Kohlekraftwerke vor der Schließung“, sagt John Coequyt, Energieexperte des mächtigsten US-Umweltverbands Sierra Club in Washington. „Und in zehn Jahren könnte die Hälfte aller Kohlekraftwerke außer Betrieb sein.“
Coequyts Büro liegt im Osten Washingtons, zehn Minuten Fußweg zu den Büros der Abgeordneten. Aber der Weg auf das Kapitol lohnt sich kaum. Das macht ein Besuch im Büro der Republikanerin Lisa Murkowski deutlich. Die Senatorin aus Alaska ist Vorsitzende des einflussreichen Energie-Ausschusses, sieht den Klimawandel durchaus als Problem, empört sich aber über den „Clean Power Plan“ der EPA: „Die Umweltbehörde hat nicht das Recht, ihre Zuständigkeit soweit auszudehnen.“
Der Erde droht der Hitzekollaps. Deshalb wollen die Staatschefs der Welt Anfang Dezember in Paris einen globalen Klimaschutz-Vertrag vereinbaren. Die taz berichtete vom 28. November bis zum 14. Dezember 2015 täglich auf vier Seiten in der Zeitung und hier auf taz.de.
Sie müsse an ihre Wähler denken. „Ich werde für nichts stimmen, was Energie in Alaska teurer macht, wo es ohnehin die höchsten Preise gibt.“ Zwei Dinge sind bei republikanischen Wählern unpopulär, heißt es: Höhere Energiepreise und jede Art der Einmischung aus Washington. Aber beides bräuchte es für echten Klimaschutz.
Die Büros von Murkowskis Leuten im dritten Stock des „Dirksen Buildings“ sind mit dunkler Eiche getäfelt und mit Büchern vollgestopft, an der Wand verkündet stolz ein grün leuchtender Monitor, dass im Gebäude jeden Monat 700 Tonnen Kohlendioxid und 73.000 Dollar gespart wurden, seit die Beleuchtung auf LED-Lampen umgestellt ist.
Die Mission ist hoch brisant
Das war es dann aber auch mit dem Klimaschutz im Senat. Einen Kompromiss mit Barack Obama jedenfalls wird es im Parlament, das die Republikaner beherrschen, nicht geben. US-weite Quoten für erneuerbare Energien scheitern hier genauso wie ein bundesweiter Emissionshandel oder ein internationales Klimaabkommen.
Dem US-Präsidenten sind eigentlich die Hände gebunden. Aber er hat zwei Trümpfe: Ein Urteil des obersten Gerichtshofs von 2007, das die EPA verpflichtet, auch das Klimagas CO2 zu regulieren. Auf dieser Basis haben seine Fachleute den „Clean Power Plan“ geschneidert. Und engagierte Umweltbeamte wie die junge Frau, die sich nur für einen schnellen Cappuccino in einem anonymen Starbucks zwischen Weißem Haus und Außenministerium treffen lässt.
Keine Namen, keine offiziellen Statements, denn ihre Mission ist hoch brisant. Zusammen mit einer Truppe verschworener Bürokraten webt sie den Plan für eine saubere Energieversorgung tief in die Gesetze und Verordnungen der Regierungsmaschinerie ein. Die Augen der jungen Frau strahlen: „Wir verankern diese neuen Anforderungen so tief in den Behörden, dass es kein Zurück mehr gibt. Auch nicht mit dem nächsten Präsidenten.“ Das Parlament legt die Regierung lahm, die antwortet mit einem Guerillakrieg in der Verwaltung.
Der „Clean Power Plan“ zwingt die 50 Bundesstaaten zum Klimaschutz: Sie müssen ihre Kohlendioxidemissionen reduzieren, egal wie: Durch mehr Wind und Sonne, durch Emissionshandel oder durch die Stilllegung von Kohlekraftwerken. Manche Staaten und viele Republikaner (und auch Demokraten aus Kohlestaaten) schäumen vor Wut und bereiten Klagen vor. Aber die Regeln sind kunstvoll verschraubt mit dem „Gesetz über saubere Luft“ des konservativen Präsidenten Richard Nixon von 1970. Immer mehr Wähler unterstützen in Umfragen diesen Kurs. Auch ein Klimaabkommen bei der UN-Konferenz in Paris will Präsident Obama als „executive agreement“ am Kongress vorbei abschließen.
Die Zentralgewalt gefesselt
Es ist fast wie bei der Energiepolitik der Europäischen Union: die Zentralgewalt gefesselt, die Mitgliedstaaten mit ganz eigenen Interessen: Manche haben liberalisierte Energiemärkte, andere Monopole, manche sind völlig von der Kohle abhängig, andere bauen die Atomkraft aus oder setzen auf erneuerbare Energien. Die meisten hoffen aufs Fracking.
Das Schlachtfeld dieser Energiewende ist kunterbunt. So zumindest zeigt es eine große Karte der USA, die in San Francisco im Büro von Curtis Seymour hängt. Seymour ist Programmdirektor der „Energy Foundation“, einer unabhängigen Stiftung, die für die Energiewende in den USA eintritt. In seinen Büroräumen mitten in der hektischen Downtown von San Francisco werben witzige Poster für Energie aus Wind und Sonne.
Die Landkarte an Seymours Wand zeigt allerdings ein anderes Amerika: Hier sind mit Farben und Symbolen die US-Staaten markiert, die sich gegen den Siegeszug der erneuerbaren Energien wehren. Es sind so viele, vor allem im Osten und Süden der USA, dass Seymour nicht möchte, dass die Karte fotografiert wird. Während die Kohlekraftwerke verschwinden, ist nun der Kampf über die Zukunftsmärkte voll entbrannt: Gas oder Erneuerbare?
Erst einmal spricht alles fürs Gas: billig, bekannt, relativ sauber und in bestehenden Kraftwerken zu verfeuern. „Sicher werden viele Staaten diesen Weg gehen“, ist der Experte realistisch. „Aber wir sagen den Staaten: Wie lange wird das Gas billig bleiben? Und außerdem: Um unsere Klimaziele zu erreichen, müssen wir bis 2050 den Strom praktisch ohne fossile Rohstoffe erzeugen.“
Umso drängender ist der Ausbau der Erneuerbaren: Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown hat gerade das Ziel ausgegeben, bis 2030 die Hälfte des Stroms grün zu erzeugen – der Windpark am Tehachapi-Pass ist ein Schritt dazu. Aber auch Texas genauso wie New York, Hawaii und Minnesota machen große Fortschritte. Befeuert wird der Boom von billigen Anlagen, von Quotenregeln der einzelnen Staaten und von je nach politischer Konjunktur stark schwankenden Steuerhilfen der Bundesregierung.
Die Entdeckung der Sonne
The American Way of Energiewende bedroht aber die Pfründe der Energiekonzerne. Mit dem Ausbau der großen Wind- und Solarkraftwerke können sie noch gutes Geld verdienen. Aber „distributed generation“, die billigen Solaranlagen auf den Eigenheimen, treibt die Konzerne in eine „Todesspirale“, klagt ihr Lobbyverein: Solarstrom macht Abnehmer unabhängig, das treibt die Kosten der Unternehmen nach oben.
Aber wenn sie die Preise erhöhen, vergraulen sie noch mehr Kunden. „Es gäbe den Ausweg für die Konzerne, mehr in Effizienz und Dienstleistungen zu investieren“, sagt Seymour. „Aber dazu sind die meisten nicht bereit.“ Lieber versuchen sie, die dezentrale Stromerzeugung über hohe Strafgebühren zu ersticken. Seymours Karte zeigt deutlich, dass die Konzerne in vielen Staaten diesen Weg wählen – oft in „Sonnenscheinstaaten“ wie Florida, Georgia oder Arizona.
Ob und wie die US-Energiewende dem Klima nutzt, ist noch eine andere Frage. Der Umstieg von Kohle auf Gas bringt nur dann eine Verbesserung, wenn aus den Bohrlöchern und Pipelines kaum Gas in die Luft austritt. Denn Methan, aus dem Erdgas hauptsächlich besteht, ist ein etwa 20-mal so wirksamer Klimakiller als CO2. Ob das funktioniert, darüber streiten die Experten. Und auf jeden Fall geht das bisher alles noch viel zu langsam. Nach Zahlen der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers müsste die Energiewende in den USA mindestens zwei- bis dreimal so schnell gehen, um den Klimawandel im Griff zu behalten.
Eric Westerlund jedenfalls blickt mit Sorge aus den hohen Fenstern des Besucherzentrums im Yosemite-Nationalpark. Vier Autostunden östlich von San Francisco macht der Ranger mit den blonden Locken und der Hornbrille an diesem Samstagmorgen den beiden kleinen Jungs vor ihm Lust auf eine Klettertour, den Eltern schärft er ein, die Bären ernst zu nehmen. Auf die Zukunft und die Dürre in Kalifornien angesprochen, wird der Mann in der grünen Uniform allerdings schnell ernst. „Seit vier Jahren haben wir praktisch keinen Regen im Park“, sagt er. „Auf den Bergen liegen zwei Prozent der üblichen Schneedecke. Die Hälfte der Flüsse sind trocken. Unsere Bäume sterben.“ Westerlund zeigt auf der Karte des Parks auf das Symbol einer Kapelle: „Sie können ja am Sonntag für Regen beten.“ Er meint das nur halb im Scherz.
Auch dem alten Farmer Fred Starrh in Shafter ist nicht nach Witzen zumute. Von 25 Millionen Dollar Umsatz seiner Farm zahlt er allein 10 Millionen für Wasser. „Wir versuchen zu überleben. Wir müssen uns anpassen.“ 180 Hektar hat er jetzt auf 20 Jahre vermietet. An eine Solaranlage.
Diese Recherche wurde ermöglicht durch ein Stipendium des American Council on Germany.
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