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Energiewende in HamburgGroßer Boiler macht Fernwärme

Beim Kohlekraftwerk Wedel ist eine Wind-zu-Wärme-Anlage fertiggestellt worden. Damit muss Windstrom nicht mehr abgeregelt werden.

Nicht trivial, erst recht nicht mit Erneuerbarer Energie: Fernwärmeanschluss der Elbphilharmonie Foto: Georg Wendt/dpa

Hamburg taz | Endlich mal ein erfreulicher Termin für Robert Habeck. Der Bundeswirtschaftsminister von den Grünen, der seit Wochen wegen seiner Klimaschutzbemühungen angegriffen wird, kann am heutigen Donnerstag in Wedel zeigen, wie die Energiewende praktisch funktioniert.

Auf dem Gelände des Kohlekraftwerks Wedel, das Hamburg mit Strom und Fernwärme versorgt, würdigt Habeck einen der größten Wärmespeicher der Republik. Die kürzlich fertiggestellte Anlage soll helfen, das schwankende Angebot und die Nachfrage nach erneuerbarer Energie auszugleichen. „Der Norden produziert Windenergie im Überfluss – statt sie abzuregeln, nutzen wir den Überschuss zum Heizen“, brachte es der Hamburger Umweltstaatsrat Michael Pollmann (Grüne) beim Richtfest vor einem Jahr auf den Punkt.

Der Speicher, eine sogenannte Power-to-Heat-Anlage, ist von den städtischen Hamburger Energiewerken gemeinsam mit dem Stromübertragungsnetzbetreiber 50 Hertz für 31,5 Millionen Euro errichtet worden. Er funktioniert nach dem Prinzip eines Tauchsieders: Gibt es mehr Windstrom im Netz, als im Norden verbraucht oder nach Süden abgeführt werden kann, wird damit das Wasser in zwei 23.000-Liter-Kesseln erhitzt. Damit sollen rund 27.000 Wohnungen versorgt werden.

Ende 2025 ohne Kohle

Die Kessel, die eigentlich schon in der zurückliegenden Heizperiode in Betrieb gegangen sein sollten, nehmen auch Druck vom grünen Umweltsenator Jens Kerstan. Denn das ineffiziente, aus den 60er-Jahren stammende Kohlekraftwerk Wedel läuft schon viel länger, als dem Senator lieb ist. Zugleich ist der Senat im Begriff, das Hamburgische Klimaschutzgesetz nachzuschärfen. Demnach soll der Kohlendioxidausstoß schon bis 2030 um 70 Prozent gegenüber 1990 sinken; bis 2045 soll die Stadt klimaneutral sein.

Die Wind-zu-Wärme-Anlage ist ein Schritt auf dem Weg dahin. Sie soll einen Teil der Wärme liefern, die bisher aus dem Kohlekraftwerk kommt, und damit den Kohleverbrauch des Kraftwerks von 440.000 auf 390.000 Tonnen im Jahr senken. Ende 2025 soll das Kohlekraftwerk ganz vom Netz genommen, aber noch in Reserve gehalten werden, bis die geplanten Alternativen zur Verfügung stehen.

Dazu gehört in erster Linie der Energiepark Hafen auf der anderen Elbseite, der durch eine Fernwärmeleitung unter der Elbe hindurch an das Fernwärmenetz nördlich der Elbe angeschlossen werden soll. Beim Bau des Tunnels gab eine Spundwand nach, sodass sich der Anschluss des Energieparks verzögert.

Wärme für Hamburg

Die Hamburger Energiewerke versorgen zurzeit rund 500.000 Haushalte mit Fernwärme. Das Leitungsnetz ist 860 Kilometer lang und bedient 11.600 Übergabestationen.

Insgesamt elf Heizkraftwerke, Heizwerke und Blockheizkraftwerke bieten eine thermische Leistung von 1.800 Megawatt. Damit liefern sie 4.000 Gigawattstunden im Jahr.

Das Heizkraftwerk Wedel hat eine Wärmeleistung von 423 Megawatt und lieferte im Schnitt 1.200 Gigawattstunden.

Die Power-to-Heat-Anlage soll 80 Megawatt Wärmeleistung bieten und damit 27.000 Haushalte versorgen.

Den Tunnel könnte man als Symbol dafür sehen, wie komplex es ist, das Hamburger Fernwärmeangebot von Kohle über Gas auf erneuerbare Energie umzustellen. Denn der Energiepark Hafen ist nur eine von vielen Quellen, aus denen künftig die Fernwärme für die Hamburger Haushalte kommen soll – und er besteht seinerseits wieder aus mehreren Komponenten.

Dazu gehören ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk, industrielle Abwärme, eine Wärmepumpe, die Energie aus Abwasser zieht, Wärme aus einer Müllverbrennungsanlage und aus einem Aquiferspeicher. Bei Letzterem wird Überschusswärme in einer salzwasserhaltigen Schicht unter der Erde gespeichert. Dazu kommen weitere Anlagen nördlich der Elbe: Heizkraftwerke, Blockheizkraftwerke, eine Wärmepumpe in der Elbe. Seit 2018 beliefert der Kupferhersteller Aurubis einen Teil der Hafencity mit CO2-neutraler Fernwärme; ab 2024/25 soll Aurubis weitere 20.000 Haushalte versorgen.

Kritik gibt es daran, dass der Senat die Verbrennung von Restholz und Müll als CO2-neutrale Wärmequellen eingeplant hat. Holz braucht lange, bis es nachwächst, und bei der Müllverbrennung wird fossiles CO2 frei. Letzteres bei der Klimabilanz nicht zu berücksichtigen, sei Betrug, kritisiert Gilbert Siegler vom Hamburger Energietisch, der die Energiewende in Hamburg begleitet.

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3 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Und wieder ein Journalist, der mit absoluten Zahlen schmeißt wie die Kölner mit Kamellen. Zweimal 23 m3 auf 27000 Haushalte sind je 2 Liter. Der typische Warmwasserverbrauch sind 50 Liter, pro Person und pro Tag. Das Speichervolumen deckt davon keine 5 %. "versorgt"? Und was ist mit der Mehrzahl der Tage, an denen kein abzuregelnder Überschuß anfällt?



    Die angebliche Ersparnis von 50000 t/a wäre eine Tonne pro Liter Speichervolumen und Jahr. Der Heizwert von Steinkohle ist mehr als 8 kWh/kg. Das Erhitzen von Wasser von 10 auf 80 °C braucht 70 Kilokalorien < 100 Wh (

  • Eine zusätzliche einfache Erweiterung der Wärmeerzeugung im Fernwärmenetz von Hamburg wäre die Einbindung aller bestehenden und zukünftigen Thermischen Solaranlagen, damit diese ihre sommerlichen Überschüsse dort einbringen können und die thermischen Solaranlagen damit bei großzügigerer Auslegung eine noch höhere Abdeckung in den Wintermonaten erreichen können, ohne dann im Sommer eine technisch notwendige Abschaltung zu benötigen.

    Das wäre ein wichtiger bürgerschaftlicher Beitrag des Netzbetreibers, um die Nutzung von Thermischer Solarenergie in der Stadt zu erleichtern und zu erhöhen, und so den kostenfreien Energiebezug in den Herbst/Winter/Frühlingsmonaten für Thermische Solarenergiebetreiber zu erhöhen.

  • "Verbrennung von Restholz". "Holz braucht lange, bis es nachwächst"



    Letzter Satz ist relativ richtig, aber kein Argument Restholz nicht thermisch zu verwerten, da es andernfalls ohne wesentlichen Mehrwert klimaneutral verwertet wird. Ein Faulprozess zeigt in etwa die gleiche CO²-Bilanz wie bei einer kontrollierten Verbrennung, allerdings fehlt im wesentlichen der Mehrwert der Wärmegewinnung. Biologisch notwendige Faulprozesse im Waldgebiet waren und sind durch Restholzverwertung nicht gefährdet. Die Waldwirtschaft lässt bewusst ausreichend Material zurück.

    Die Restholzverwertung in z.B. Hamburg stützt sich zudem nicht nur auf Restholz aus der Waldbewirtschaftung sondern nimmt auch Altholz (bereits genutztes Holz) in die Thermische Verwertung, das bislang in Müllverbrennungsanlagen oder auf Deponien landet.

    Solange die Verwertung von Restholz und Altholz regional bleibt ist diese Wärmeerzeugung sinnvoll und stellt einen guten Ersatz für NG, LNG, Coal und Oil dar.