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Energiepreispauschale beschlossen300 Euro mehr für Rent­ne­r:in­nen

Der Bundestag hat die Energiepreispauschale verabschiedet. Ruheständler mit Nebenverdienst kriegen den Heizzuschlag zweimal.

Angesichts der hohen Energiepreise soll es eine Einmalzahlung von 300 Euro für Rentner geben Foto: Florian Gaertner/photothek/imago

Berlin taz | Der Zuschlag kommt: Rent­ne­r:in­nen und Pensionäre erhalten im Dezember die Energiepreispauschale von einmalig 300 Euro auf ihr Konto überwiesen. Der Bundestag verabschiedete am Donnerstag ohne die Stimmen der AfD einen Gesetzentwurf der Ampelkoalition.

Die 300 Euro erhält, wer zum Stichtag 1. Dezember 2022 „Anspruch auf eine Alters-, Erwerbsminderungs- oder Hinterbliebenenrente der gesetzlichen Rentenversicherung oder auf Versorgungsbezüge nach dem Beamtenversorgungsgesetz hat“, heißt es im Gesetzentwurf. „Das Geld kommt noch vor Weihnachten“, sagte die parlamentarische Staatssekretärin Kerstin Griese (SPD).

Auf die 300 Euro sind keine Sozialbeiträge zu entrichten, aber der Zuschlag ist zu versteuern, erklärte Griese. Insgesamt sind für die Pauschale Zusatzkosten von 6,4 Milliarden Euro im Bundeshaushalt veranschlagt.

Wer als Rent­ne­r:in noch arbeitet, bekommt die Energiepreispauschale zweimal, erstens als ErwerbstätigeR vom Arbeitgeber und einmal als Rent­ne­r:in von der Rentenkasse. Diese doppelte Zahlung von dann 600 Euro an insgesamt 7,2 Millionen Rent­ne­r:in­nen mit Zusatzeinkünften aus Erwerbsarbeit oder Gewerbebetrieben kritisierte der Abgeordnete Max Straubinger (CSU). „Die Rentner, die bereits besser gestellt sind, werden doppelt entlastet“, rügte er. Straubinger bemängelte gleichzeitig, dass Ru­he­ständ­le­r:in­nen mit berufständischer Altersversorgung, wie etwa Ex-Ärzte und -Anwälte, keine Energiepreispauschale bekommen.

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Markus Kurth (Grüne) entgegnete darauf, man müsse „Abstriche machen bei der Zielgenauigkeit eines Gesetzes, wenn es schnell gehen soll“. Ärzte und Rechtsanwälte seien im Übrigen nicht diejenigen, „die die allermeisten Probleme haben mit den Energiepreisen“.

Ruheständler mit kleinen Renten, die aufstockende Grundsicherung erhalten, bekommen sowohl die Energiepreispauschale als auch die Einmalzahlung für Grundsicherungsempfänger von 200 Euro. Darauf weist der VDK auf seiner Website hin.

Der Gesetzentwurf, der am Donnerstag abgestimmt wurde, beinhaltete noch ein weiteres Thema, nämlich die Erhöhung der Verdienstgrenze für die sogenannten Midijobs von 1.600 auf 2.000 Euro brutto im Monat. Im Rahmen dieses Bruttoverdienstes werden die Sozialbeiträge für Ar­beit­neh­me­r:in­nen abgesenkt, der Rentenanspruch bleibt aber voll erhalten. Die Union sieht das kritisch. Susanne Ferschl (Linke) bemängelte, dass die Ausweitung dieser Midijobs Frauen „in die Teilzeitfalle“ locke. Der Ausweitung stimmte nur die Ampel­koalition zu.

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13 Kommentare

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  • 3G
    32079 (Profil gelöscht)

    Boah echt cool wie nett" ich" als Erwerbsminderungsrentner bekomme auch 300€ wie großzügig von der Bundesregierung, bloß scheiße das ick es bestimmt versteuern muss......



    Dann bleibt nicht mehr viel übrig.

    Andere bedürftige werden wieder vergessen.....

  • Fragwürdig ist m.e. die 'Kritik' des Abgeordneten Max Straubinger (CSU).



    Wenn er Ungerechtigkeit beschwört dann fördert er ja vielleicht Missgunst was ja irgendwie die sechste Todsünde, Invidia, sein könnte.

  • Supi, als Aufstockungsrentner erhalte ich also 500€, sollte ich mir jetzt bis zum Stichtag noch einen kleinen Job suchen um mich auch für die 300€ als Erwerbstätiger zu qualifizieren? Soweit ich Kant verstehe sollte ich das nicht machen. Werde ich wohl auch nicht.

    Missgunst ist ebenso unangebracht.

    Ich wundere mich allerdings etwas über den Abgeordneten Max Straubinger (CSU).



    Ist es eventuell die sechste Todsünde Invidia; Neid (Eifersucht,Missgunst) die er hier beschwört?

    Auch ist die Steuerpflichtigeit für mich ärgerlich denn ich wollte eigentlich keine Steuererklärung mehr abgeben, obwohl - jetzt wo es wieder Zinsen gibt sollte ich ja auch mein cum-ex Geld aus dem Kapitalertrag für meine hinterlegte Mietkaution wieder einfordern.

  • Verstehe ich das richtig? Oma bekommt einen Zuschuss. Den muss dann aber direkt wieder versteuern?

    Und was ist mit allen anderen?

  • 0G
    06455 (Profil gelöscht)

    Wer zusätzlich arbeitet bekommt das Geld 2mal.



    Muss ich das verstehen?

  • Danke für die klar erläuterten Infos. Will ich jetzt gleich meckern. Nö, lieber nicht, weil ich den Artikel gerade erst gelesen habe. Thema ist ja auch: Wie gezielt kommen finanzielle Hilfen jetzt in Krisenzeiten bei Bürgerinnen und Bürgern an, die diese Hilfen wirklich brauchen? Aber zwei Anmerkungen.

    Renterinnen und Rentner (Bin auch einer) haben Nebenverdienste sicher auch, weil sie das Geld brauchen aber auch, weil sie Beschäftigung wollen, Um "rüstig, fit und wach zu bleiben.



    Und zweitens sind es die, die zuverdienen Müssen, weil die Rente nicht reicht. Und die oft ihre hoffenntlich noch vorhandene Rüstigkeit überfordern müssen, ob sie um des Überlebens willen wollen oder nicht.



    Letzteren sei rein menschlich ein "Plus" von Herzen gegönnt, auch wenn das dann gewisse Ungerechtigkeiten gegenüber anderen mit sich bringt.

    Ähnliches sage ich von den Rentnerinnen und Rentnern in der "aufstockenden Grundsicherung", wie von B. Dribbusch geschildert.

    Alles unbenommen der Frage, ob man es politisch anders oder bessser hätte machen können. Sage mir erstmal: Auch wenn die letzte Frage hier eine gewichtige ist. Den beiden zuletzt genannten Gruppen von dreien gönne ich das einfach.

  • Die Unterschriften der Grafiken sind falsch bzw. irreführend:



    "Die Grafik zeigt die Entwicklung der Verbraucherpreise auf Grundlage des Verbraucherpreisindexes. Er misst die durchschnittliche Preisentwicklung wichtiger Güter und Dienstleistungen im Vergleich zum Vorjahresmonat."

    Stattdessen handelt es sich ganz offensichtlich um die kumulierten Preisanstiege.

  • Der mit Abstand reichste Teil der Bevölkerung wird also nochmal extra bedacht. Wählerstimmen müssen scheinbar gebunden werden. Die Gerontokratie ist leider inzwischen ein Fakt. Armutsrentner hätten auch über Wohngeld usw. zielgenau entlastet werden können.

    • @Šarru-kīnu:

      Die Lösung über das Wohngeld wird erst später greifen, weil die Ämter eine Weile brauchen werden, um das alles zu bearbeitet und da die staatliche Unterstützung versteuert werden muss, holen sie sich einen Teil wieder bei den Rentner, denen es gut geht, aber die arbeiten in der Regel auch nicht. Gießkannenlösungen haben natürlich Nachteile in so einer Situation, aber es gibt Kommunen, die damit rechnen bis zu 12 Monaten mit der Wohngeldantragsbearbeitung zu brauchen, wenn dann im Januar der Run los geht.

    • @Šarru-kīnu:

      Echt, Leute die so wenige Rente haben, dass sie trotz Rente noch arbeiten müssen, sind der reichste Teil der Bevölkerung? Hast Du eigentlich ne Ahnung davo, wie niedrig gerade bei Frauen oft die Renten sind? Würdest Du im Alter auch gerne noch Zeitung austragen, um wenigstens Essen zu haben? Ich habe ne EM-Rente, wenn ich da Miete, Strom, Gas, Versicherung und Telekom-Kosten von abziehe, rate mal, was davon übrig bleibt zum Leben. Ich kanns Dir sagen - etwa: 100 EUR. Ohne Minijob geht da gar nix, aber davon kann man noch lange keine dreimal höheren Gaspreise zahlen ... Und Leute, die eine EM-Rente haben, hsben die ja nicht einfach grundlos - die haben auch erhöhte Kosten aus gesundheitlichen Gründen - wie andere Rentner auch. Klar geht es vielen anderen im Land auch nicht gut und an die muss auch gedacht werden – da sind wir uns ja einig.

      • @Lee Ma:

        Vielleicht fangen wir mal an uns die Zahlen anschauen. Natürlich gibt es Armutsrentner in Deutschland. Statistisch verfügt die aktuelle Rentnergeneration aber bei Berücksichtigung von vorhandenen Vermögen über deutlich mehr als das Durschnittseinkommen der arbeitenden Bevölkerung. 50% aller Reichen in diesem Land sind Rentner. Arbeitende Rentner haben sogar überdurchschnittlich viel Geld zur Verfügung im Vergleich mit anderen Rentnern. Es gibt auch keinen Unterschied in der Rentenhöhe zwischen arbeitenden und nicht arbeitenden Rentnern.



        Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass finanzielle Motive eher eine untergeordnete Rolle spielen. Der Spaß an Arbeit und der Kontakt zu anderen Menschen sind bei Befragungen wichtiger als zusätzliches Geld. Das Bild des armen Rentners, der aus Not in die Arbeit getrieben wird, kann jedenfalls statistisch bisher nicht bestätigt werden. Nehmen Sie das bitte nicht als persönlichen Angriff. Natürlich gibt es viele Fälle wie Ihren und ich bin da auch nicht empathiebefreit. Nur kann nicht mit extremen Einzellfallbeispielen eine zutiefst ungerechte Politik begründet werden.

    • @Šarru-kīnu:

      Gut zu wissen, dass ich als Rentner zu den reichsten Deutschen gehöre- da wissen Sie offenbar mehr als ich.

    • @Šarru-kīnu:

      Natürlich! Wie war das in "Frühlingserwachen" ? Junge Menschen frieren nicht so schnell an den Beinen? /s