Energiegewinnung aus Buschbiomasse: Hamburg drückt die Pausetaste

Die Umweltbehörde beschäftigt sich nicht mehr mit dem Vorhaben, namibische Biomasse in Hamburg zu verbrennen. Gewartet wird auf Infos aus Berlin.

Eine Düne und ein abgestorbener Baum in Sossusvlei nahe Sesriem im Namib Naukluft Park.

Brenngut für Hamburger Krafwerke? Einabgestorbener Baum im Namib Naukluft Park Foto: dpa / Ralf Hirschberger

Hamburg taz | Die Umweltbehörde hat die Arbeit an dem Vorhaben, Buschholz aus Namibia zu importieren, um damit Strom zu erzeugen, erst einmal ausgesetzt. Die Idee war bereits ein Jahr geprüft worden. Es sei zwar technisch möglich, Buschholzbiomasse in einem Fernwärmekraftwerk zu verbrennen, teilte die von dem grünen Senator Jens Kerstan geführte Behörde mit. Das städtische Unternehmen Wärme Hamburg sehe in den nächsten zwei bis drei Jahren aber keine Möglichkeit, große Mengen an Buschholz zu nutzen.

Ob die Abholzung unterm Strich ökologisch günstig ist und was die entwicklungspolitischen sowie sozio-ökonomischen Auswirkungen in Namibia wären, will die Umweltbehörde nun vom Entwicklungshilfeministerium (BMZ) in Berlin klären lassen. Als Länderbehörde sehe sie sich nicht in der Lage, diese Fragen zu beantworten.

Bis es vom Bund eine Antwort gibt, wird der Prüfprozess in Hamburg ausgesetzt. Der Behördensprecher Björn Marzahn geht davon aus, dass die Prüfung dann aber weitergeht. Das Projekt sei „noch nicht tot“, es sei ein „ergebnisoffener“ Prozess, bei dem der Ausgang von vornherein nicht klar sei.

Gegen die Idee der Energiegewinnung aus Buschbiomasse hatten die Umweltverbände BUND, Robin Wood und Deutsche Umwelthilfe protestiert und auch eine Petition gestartet. Ihre Kritik: Buschholz aus Namibia in Deutschland zu verbrennen, sei weder nachhaltig noch entwicklungspolitisch sinnvoll. Zudem sei die wissenschaftliche Datenlage, die zur Rechtfertigung des Projekts herangezogen wurde, unvollständig.

Behördensprecher Marzahn geht davon aus, dass das Vorhaben „noch nicht tot“ ist

Sascha Müller-Kraenner, der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, begrüßt das Aussetzen der Prüfung und geht davon aus, dass dies das Ende für das Projekt bedeutet. Die Umweltorganisation hatte als Reaktion auf das Vorhaben der Umweltbehörde und des Bundes eine Studie bei der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde in Auftrag gegeben und der Politik vorgelegt.

Die Studie postuliert große Zweifel daran, dass die energetische Nutzung von Holz-Biomasse zur Minderung des Klimawandels beitragen kann. Dies hänge damit zusammen, dass Holz bei der Verbrennung ungünstige Emissionswerte aufweist.

Müller-Kraenner findet, es sei ein gutes Zeichen, dass die Behörde sich einsichtig gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen zeigt und auf Protest reagiert. Das findet auch Jana Ballenthien von der Umweltorganisation Robin Wood.

Die Kri­ti­ke­r*in­nen hätten sich umfangreiches Fachwissen angeeignet und in die öffentliche Diskussion eingebracht. Die Behörde habe daraufhin gemerkt, dass sie selbst inhaltlich „zu dünn“ aufgestellt gewesen sei und habe reagiert. Dies findet Ballenthien konsequent, glaubt jedoch noch nicht, dass das Thema damit schon durch ist. „Robin Wood wird an der Thematik dranbleiben, die Kuh ist noch nicht vom Eis“, versichert sie.

Nach Auskunft des Pressesprechers Marzahn ist die Eberswalder Studie der Umweltbehörde zwar bekannt. Bei der Entscheidung die Prüfung zu stoppen, habe sie aber keine Rolle gespielt.

Robin Wood erwartet von Kerstan und seinem Staatsrat Michael Pollmann (Grüne) eine Stellungnahme. Hamburg sei ein exemplarischer Fall. Denn die Verbrennung von Holz zur Energiegewinnung ist auch an weiteren Standorten Deutschlands geplant.

Dabei ist unklar, wo so viel Holz herkommen soll. „Wir von Robin Wood erachten die Verbrennung von Holz generell nicht als Maßnahme, die zu einer sozialen und ökologischen Energiewende beiträgt – egal, woher das Holz kommt“, sagt Ballenthien.

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