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Elektromotorrad aus dem 3-D-Drucker„Die unglaubliche Leichtigkeit ist toll“

APWorks setzt auf Print-Erzeugnisse. Ein Motorrad zum Beispiel. Niels Grafen hat es erfunden – und schwärmt von der Leichtigkeit des Bikes.

Das fährt doch wie gedruckt Foto: APWorks
Dominik Baur
Interview von Dominik Baur

taz: Herr Grafen, Motorräder gehören eigentlich nicht zu Ihrem Kerngeschäft, oder?

Niels Grafen: Das stimmt. Unsere Spezialität ist der metallische 3-D-Druck, wir beliefern Kunden aus der Industrie.

Und trotzdem haben Sie jetzt eines erfunden …

Das war ein Zufall, es hätte auch ein Gokart oder ein Kleinwagen werden können. Aber mein Kollege Stefanus Stahl und ich hatten uns privat schon länger mit E-Bikes beschäftigt, und daraus entstand dann die Idee für das Elektromotorrad. Der Grundgedanke war, dass wir endlich eines unserer Produkte auch mal der Öffentlichkeit zeigen wollten. In der Regel geht das wegen der Geheimhaltungspolitik unserer Kunden nicht. Deshalb haben wir in diesem Fall ein Produkt nur für uns entwickelt. Der Light Rider soll zeigen, was mit metallischem 3-D-Druck alles möglich ist.

Schön und gut: Ein Motorrad aus dem Drucker, das klingt witzig. Aber was ist denn nun für den Fahrer so toll an diesem Motorrad?

Diese unglaubliche Leichtigkeit. Das Motorrad wiegt 35 Kilo. Wenn Sie wollen, können Sie es mit in die Wohnung nehmen. Außerdem ist der Light Rider leise und stinkt nicht.

Wie funktioniert die Herstellung? Einmal Strg-P drücken, und dann rattert das Motorrad aus dem Drucker?

Im Prinzip genau so. In der Realität ist es momentan leider noch etwas komplizierter. Vor allem sind unsere Drucker bei der Größe noch etwas limitiert. Den Prototypen mussten wir daher in 18 Einzelteilen fertigen. Jetzt haben wir gerade einen neuen Drucker installiert. Mit dem hoffen wir, das Fahrgestell in vier bis fünf Teilen herstellen zu können.

APWorks
Im Interview: Niels Grafen

25, ist Ingenieur und arbeitet seit Herbst 2014 für APWorks. Mit Stefanus Stahl hat er das erste in 3-D-Druck gefertigte Motorrad erfunden.

Sind Sie selbst schon mal mit Ihrer Erfindung gefahren?

Selbstverständlich. Ein großartiges Fahrgefühl! Dieses geringe Gewicht gibt es ja sonst in der Klasse gar nicht. Auch gestandene Motorradfahrer, die eine Testfahrt gemacht haben, sind total begeistert, wie leicht man dieses Motorrad steuern und wie gut man beschleunigen kann. 8 PS hören sich zwar nicht viel an, aber auf einem Elektromotorrad von 35 Kilo können Sie damit ganz schön abziehen.

Sie sind also selbst leidenschaftlicher Motorradfahrer …

Leider nicht. Eigentlich bin ich eher Radfahrer. Aber jetzt bin ich auf den Geschmack gekommen und mache gerade meinen Motorradführerschein.

Die Reichweite des Light Rider ist mit 60 Kilometern nicht gerade exorbitant.

Wir haben uns jetzt entschieden, eine kleine Serie von 50 Stück zu produzieren. Die Modelle, die man am Ende kaufen kann, werden sich dann etwas von dem jetzigen unterscheiden. Da wollen wir mit einem eigens für uns gefertigten Akku auch die Reichweite erhöhen. Dann kommen wir ohne zusätzliches Gewicht hoffentlich auf rund 100 Kilometer – für ein Fahrzeug, das hauptsächlich für die Stadt gemacht ist, eine sehr ordentliche Reichweite.

Bis wann sind Sie auf dem Markt?

In einem Jahr wollen wir das erste Motorrad ausliefern.

Und wieviel kostet das?

50.000 Euro plus Steuern.

Ein stolzer Preis. Andere Elektromotorräder liegen bei etwa 10.000 Euro.

Das stimmt. Man muss aber bedenken, dass wir die Entwicklungs- und Fertigungskosten auf 50 Stück runterrechnen müssen. Wenn wir in den Massenmarkt einsteigen würden, würden die Kosten dramatisch runtergehen.

Haben Sie das denn vor?

Das werden wir uns dann überlegen. Ich denke, das Interesse wäre schon da.

Wer bitte soll sich das kaufen?

Zum einen Vorreiter, die sehen, dass so eine Technologie etwas ganz Besonderes ist. Leute, die zu den Ersten gehören wollen, die sie nutzen. Zum anderen Menschen, die ein Stadtfahrzeug wollen, das größer ist als ein E-Bike, aber kleiner als ein richtiges Sportmotorrad. Voraussetzung ist natürlich, dass man das nötige Kleingeld hat.

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11 Kommentare

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  • Ein geübter Computer- und 3D-Druckerfreak ist noch lange kein guter Fachmann für das dann hergestellte Produkt. Und im Fall von Massennachahmung (wenn die Kosten niedriger werden) werden Straßenbäume und Unfallstatistiken beweisen, daß es wirklich so ist.

  • Die meisten Teile von dem "Motorrad" sehen nach Standard Fahrrad-Komponenten für Downhill-Mountanbikes aus. Da wären: die Federgabel und der Dämpfer von R**S**, die komplette Bremsanlage sowie wohl auch der Lenker. Die Felgen und Reifen ähneln verdächtig Modellen für Fatbike MTBs. Ich leg mich fest: das ist ein sehr schweres E-Bike ohne Pedale und kein besonders leichtes E-Motorrad. 50.000 Euro sind dafür leider ein schlechter Witz und persönlich hätte ich ab einer bestimmten Geschwindigkeit wirklich Bedenken bezüglich der Stabilität.

    • @Bulbiker:

      Wie gut, dass Dampfmaschinen, Elektromotoren und Verbrennungsmotoren schon erfunden worden sind. Heutige Ingenieure wären dazu gar nicht mehr in der Lage.

  • Das will ein Ingenieur sein? Jeder Hauptschüler kann das, wenn man ihm zeigt, wie das Konstruktionsprogramm funktioniert.

  • Das Ganze ist schon von der Idee her völlig beliebig: "Was kann man alles mit deinem 3D-Drucker machen?"

     

    Schlage weiterhin vor: Bügelbrett, Dachrinne, Lampe, Briefbeschwerer, Zahnbürste, Garderobe, Spaten, Carport, Schreibtisch, Esstisch, Küchentisch, Gartentisch, Kartentisch....

  • Der Rahmen ist ja sowas von "Ich spiele mit meinem 3D-CAD-Programm".

  • Coole Idee. Aber ein Motorrad nur für Reiche - wie langweilig.

    • @uvw:

      Außerdem schafft es eine unnötige Konkurrenz zum ÖPNV.

    • @uvw:

      Und der Strom kommt aus der Steckdose.

  • 3D-Druck ist für geringe Stückzahlen interressant, wobei der Preis sehr hoch ist.

     

    Massenfertigung ist aufgrund der Kosten afaik bisher nicht mit 3D-Druck möglich und wird auch nie so günstig werden da der skalierungseffekt fehlt.

     

    Maynno

    • @Maynno:

      Das ein Skalierungseffekt fehlt ist nicht richtig, wie im Artikel ja korrekt erwähnt sind Entwicklungskosten und Qualifikationskosten bei hoch-technischen Geräten ja ein immenser Anteil der Gesamtkosten.

       

      Zudem kann der 3D-Druck durchaus effizient sein, da er zwar Zeit und Energie benötigt, aber dafür Material spart.