: Einstiger Hamburger SPD-Strippenzieher ist gestorben
Spitzname „Beton-Eugen“: Der frühere Hamburger Bausenator Eugen Wagner ist gestorben. Er prägte das Gesicht der Stadt und das der SPD
Der langjährige Hamburger Bau- und Verkehrssenator Eugen Wagner ist tot. Laut einer von seiner Familie im Hamburger Abendblatts am Samstag veröffentlichten Traueranzeige starb er bereits am 7. August im Alter von 83 Jahren. Ein Sprecher der SPD Hamburg bestätigte der Deutschen Presse-Agentur den Tod des einst mächtigen Strippenziehers in der Partei.
Der 1942 in Hamburg-Finkenwerder geborene, gelernte Reedereikaufmann, gehörte zum Urgestein der Hamburger Sozialdemokratie. Mit 19 Jahren begann seine Parteikarriere: Nach acht Jahren in der Bezirksversammlung Mitte wurde er 1978 in die Bürgerschaft gewählt und 1983 vom damaligen Bürgermeister Klaus von Dohnanyi als Präses der Bau- und Verkehrsbehörde in den Senat berufen.
Wagner stand als Senator immer wieder im Mittelpunkt von Kontroversen, etwa 1989, als die Stadt den Ankauf von über 40.000 Wohnungen der Neuen Heimat abwickelte oder 1983, als Bewohnende der besetzten Hafenstraße für zwei Stunden sein Büro besetzten.
Wagner war als Chef des SPD-Kreises Mitte tonangebend und galt als „Königsmacher“ bei der Bürgermeisterwahl von Ortwin Runde. Seine Beharrlichkeit, seine Sturheit, aber auch seine Autorität hatten dem Vertreter des Mitte-Rechts-Lagers den Spitznamen „Beton-Eugen“ beschert. Als er nach der Regierungsübernahme der CDU in Hamburg 2001 aus dem Amt schied, war er nach 19 Jahren dienstältester Hamburger Senator.
„Eugen Wagner war kein Mann großer Gesten“, erklärten die Hamburger SPD-Landesvorsitzenden Melanie Leonhard und Nils Weiland. „Er war kantig, direkt, unverwechselbar mit großer Durchsetzungskraft – eine politische Erscheinung, von denen es nur wenige gibt. Seine Geradlinigkeit, sein Rat und seine Loyalität werden fehlen.“
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Michael Gwosdz, betonte, dass Wagner 1997 die erste grüne Regierungsbeteiligung mit ermöglicht habe. „Anders als sein Spitzname vermuten ließ, zeigte er sich einem Kurs hin zu einer aktiven Radverkehrspolitik aufgeschlossen und ebnete den Weg zum ersten Veloroutennetz.“ (dpa/taz)
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