Einigung beim G20-Gipfel in Rom: Staatschefs for Future
Die Erwärmung des Weltklimas um maximal 1,5 Grad soll in Reichweite bleiben. Das steht im Entwurf zum Abschlusspapier des G20-Gipfels in Rom
Ende des Jahres soll demnach zumindest die internationale öffentliche Finanzierung neuer Kohlekraftwerke enden. Die G20 wollen Entwicklungsländern helfen, „so schnell wie möglich“ aus der Kohletechnik auszusteigen. Die Staaten unterstreichen zudem das Ziel, den Entwicklungsländern bis 2025 jährlich 100 Milliarden Dollar zur Verfügung zu stellen. In dieser Dekade müsse daran gearbeitet werden, die nationalen Klimaschutzziele anzuschärfen.
Allerdings bleibt der gesetzte Zeitraum offenbar im Ungefähren. Laut der Nachrichtenagentur dpa gibt es weiter kein konkretes Zieldatum für die wichtige Kohlendioxidneutralität und den Ausstieg aus der Kohleverstromung. Laut afp wird als Zeitpunkt nur „Mitte des Jahrhunderts“ genannt.
Die G20-Chefunterhändler, die sogenannten Sherpas, hatten die ganze Nacht über die Erklärung verhandelt. Noch am Morgen hatte es geheißen, dass wichtige Ziele aus dem Entwurf für das Abschlusskommuniqué gestrichen worden seien. Die Klimadebatten im G20-Rahmen gelten als besonders schwierig, weil die Gruppe so unterschiedliche Länder wie Japan, China, die USA, Saudi-Arabien und die EU-Staaten umfasst. Am Sonntag beginnt in Glasgow auch die Weltklimakonferenz. Etliche G20-Staaten wollen erst dort Zusagen über neue nationale Klimaziele machen.
Die Kompromissformulierung für die Abschlusserklärung sieht nach Informationen der Nachrichtenagentur afp nun vor, dass die G20-Mitglieder das 1,5-Grad-Ziel gemeinsam „in Reichweite“ halten wollen. Dieses Ziel erfordere aber „erhebliche Anstrengungen in allen Ländern“, heißt es im Entwurf der Abschlusserklärung.
Deutschland will das Ziel bis 2045 erreichen
Das 1,5-Grad-Ziel war schon bei der Weltklimakonferenz 2015 in Paris vereinbart worden. Unter dem 1,5-Grad-Ziel versteht man das Bestreben, den menschengemachten globalen Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Weil sich seither aber die meisten Staaten nicht daran gehalten haben, hatte die vor allem von jungen Menschen getragene Bewegung Fridays for Future in den letzten Jahren weltweit für das 1,5-Grad-Ziel demonstriert.
Bei der Klimaneutralität hatte die italienische G20-Präsidentschaft zunächst ein ehrgeizigeres Ziel angestrebt: Sie wollte das Jahr 2050 als Zielmarke für die CO2-Neutralität festschreiben. Gegen eine solche Festlegung gab es in Rom aber Widerstand – vor allem von Schwellenländern und von Staaten mit großer Produktion fossiler Energien.
Die EU hatte sich bereits auf das Zieljahr 2050 für CO2-Neutralität festgelegt. Deutschland will dieses Ziel bis 2045 erreichen. Russland und China strebten bislang das Jahr 2060 an. Andere G20-Länder wie etwa Indien wollten sich bislang nicht auf ein Zieldatum festlegen.
Die G20-Gruppe steht für fast 80 Prozent des weltweiten Ausstoßes an Treibhausgasen. Die G20 setzt mit der Einigung in Rom ein Signal zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Glasgow.
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